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Backpacking in Alaska: Im Land der Grizzlybären und unbegrenzten Möglichkeiten

Eine Reise nach Alaska ist wie eine Zeitreise. Hier kann man noch durch unberührte Natur wandern, den Grizzlybären beim Jagen zuschauen und Kultur hautnah erleben. Drei Gründe, die mich und meinen Papa im September 2022 dazu verführt haben, mit unseren Rucksäcken den größten Bundesstaat der USA zu entdecken. Alaska ist fünfmal so groß wie Deutschland, allerdings leben hier weniger als 800.000 Menschen.

Herzlich willkommen im herbstlichen Alaska!

Unter uns erstrecken sich die Gletscher und Fjorde von Grönland. Ich schaue wie in Trance aus dem Flugzeugfenster. Schon seit Stunden schweift mein Blick über die Gebirgsketten, Flussläufe und die Seenplatte der arktischen Tundra unter uns. Während des Landeanfluges auf Anchorage bin ich fasziniert vom Anblick des Denali, mit 6.190 Metern Höhe der höchste Berg Nordamerikas.

Papa und ich sind schon oft zusammen unterwegs gewesen und haben uns bei kalten Temperaturen durch die Natur von Kanada und Island gekämpft. Aber in Alaska sollten Abenteuer auf uns zukommen, die wir vorher noch nicht zusammen erlebt hatten. Der erste Reiseabschnitt führt uns mit einem kleinen Mietwagen auf eine Halbinsel südlich von Anchorage.

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Notwendige Ausrüstung für Backpacking in Alaska:

  • Rucksack: Robuster, wasserdichter Rucksack mit ausreichendem Stauraum für Kleidung, Verpflegung und Campingausrüstung.
  • Zelt: Leichtes, wetterfestes Zelt für Übernachtungen in der Wildnis.
  • Schlafsack: Warmhaltender Schlafsack, der den niedrigen Temperaturen standhält.
  • Isomatte: Bequeme Isomatte für einen erholsamen Schlaf.
  • Kochausrüstung: Campingkocher, Töpfe, Pfannen und Essgeschirr für die Zubereitung von Mahlzeiten.
  • Outdoor Bekleidung: Wasserdichte und atmungsaktive Kleidung, Schichtenprinzip für wechselnde Temperaturen, robustes Schuhwerk.
  • Erste-Hilfe-Set: Grundlegende medizinische Versorgung für Notfälle.
  • Wasserfilter: Zum Trinken von Wasser aus natürlichen Quellen.
  • Campingausrüstung: Taschenlampe, Feuerzeug, Messer, Campinggeschirr und weitere nützliche Utensilien.

Info

Hinweis: Bei einer Backpacking-Tour in Alaska ist es wichtig, sich auf die Herausforderungen der Wildnis vorzubereiten, die örtlichen Vorschriften zu beachten und angemessene Sicherheitsvorkehrungen zu treffen.

Kenai-Halbinsel – Alaska für Einsteiger

Diese Halbinsel ist unter anderem bei Anglern sehr weit oben auf der Liste der beliebtesten Regionen für eine Alaska-Rundreise. Am nächsten Tag stehen wir am Ufer des Kenai zwischen anderen Anglern. Jedes Jahr ziehen im Sommer und Herbst verschiedene Lachsarten aus dem Pazifik in die Flüsse, um zu ihrem Geburtsort zurückzukehren. Dies machen sie ausschließlich zur Paarung und sterben anschließend an jener Stelle, wo sie vor einigen Jahren aus ihren Lachseiern geschlüpft waren. Das wissen einerseits die Bären, die sich zu dieser Zeit eine Fettschicht für den Winterschlaf anfressen, als auch die Angler. Während die Einheimischen ihre Kühltruhen für den anstehenden Winter befüllen, hoffen wir einen frischen Lachs zum Abendessen zu fangen.

Magische Tiermomente am Straßenrand

Die Kenai-Halbinsel ist bei Tierliebhabern äußerst beliebt. Hier müssen wir nicht lange warten, um am Straßenrand einen Elch zu sehen oder einen Weißkopfseeadler in einer Baumkrone zu erspähen. Eines Abends machen wir uns mit dem Auto auf den Weg, einen geeigneten Ort zum Zelten aufzusuchen. Dann hat der Zufall entschieden, dass jetzt für uns einer dieser glücklichen Tiermomente in Alaska sein soll. Plötzlich steht eine Schwarzbärenmutter mit ihrem Nachwuchs vor unserem Auto auf der Straße. Allerdings hat sie letzten Winter nicht ein Baby bekommen, sondern direkt drei. Sie lassen sich von uns nicht beirren und so können wir sie seelenruhig aus dem Fenster beobachten. Nachdem sie ihren Streifzug entlang der Schotterstraße beendet haben, ziehen sie in den angrenzenden Nadelwald weiter und verschwinden in der hereinbrechenden Dämmerung.

Tierisch geht es auch zwei Tage später weiter. Der Vermieter unseres Gasthauses weckt uns in der Nacht mit dem Hinweis, dass im Garten zwei Elche stehen. Von unserem Bett aus beobachten wir die Kuh mit ihrem Nachwuchs, wie sie über das Anwesen stolzieren. Am nächsten Morgen fahren wir mit unserem Mietwagen nach Homer. Der Ort bildet die südlichste Siedlung der Halbinsel und wird uns noch lange in Erinnerung bleiben. Zum einen, da wir dem „Sally Dawg Saloon“ einen Besuch abstatten. In dieser alten Kneipe hängen tausende Dollarscheine mit Grüßen von Besuchern aus der ganzen Welt von der Decke und Wänden. Eine ganz besondere Atmosphäre, um den Tag bei einem Bier ausklingen zu lassen. Zum anderen liegt es neben der herrlichen Bergkulisse daran, dass ein Fischotter seelenruhig im Hafenbecken auf dem Rücken liegt und sich die Sonne auf den Pelz scheinen lässt. Auch die 50 Touristen, die mit Kameras und Ferngläsern bewaffnet sind, stören ihn dabei nicht – einfach tierisch!

Dalton Highway – Abenteuer auf der nördlichsten Straße von Amerika

Nach einem kurzen Flug von Anchorage nach Fairbanks soll dort oben im hohen Norden unser Abenteuer weitergehen. Wir fahren mit einer Tagestour 400 Kilometer weiter nördlich nach Coldfoot. Diese Servicestation liegt mitten auf dem Dalton Highway, der nördlichsten Straße Nordamerikas. Erst 1974 wurde die 666 Kilometer lange Strecke gebaut, um eine Versorgungsstraße parallel zur Trans-Alaska-Pipeline zu haben. Sie führt durch unberührte Natur in der arktischen Tundra. Die unbefestigte Straße wird fast ausschließlich von Fahrzeugen der Ölkonzerne benutzt, um die Ölfelder von Prudhoe Bay am arktischen Meer zu erreichen. Touristen verirren sich sehr selten in diese abgelegene Region des Bundesstaates. Dementsprechend gibt es auch keine touristische Infrastruktur. Mittags erreichen wir den Polarkreis und springen sinnbildlich über die auf den Boden gemalte Linie. Wir verlassen unsere geführte Gruppe am späten Nachmittag und bleiben im hohen Norden, während die anderen Gäste sich auf die Rückfahrt nach Fairbanks begeben.

Wir hoffen, dass unsere Vorräte für die nächsten Tage und Nächte ausreichend sind, und sind ab jetzt ohne Fahrzeug auf uns alleine gestellt. Genau das, was Papa und ich suchen, um mit unseren Backpacks durch die Wildnis zu wandern und Berge zu besteigen, die uns gerade passend erscheinen. Aber zuerst bauen wir neben der letzten Tankstelle für die nächsten 385 Kilometer unser Zelt auf. Danach fallen wir über das Abendessen in dem kleinen angebauten Restaurant her. Am nächsten Morgen erfahren wir, dass in der Nacht die ersten Polarlichter der Saison über unserem Zelt getanzt haben.

Wanderung in der einsamen Brooks Range

Laut dem Internet liegen die schönsten Fotomotive in der Brooks Range, die noch über 120 Kilometer weiter nördlich liegt. Also schnallen wir am nächsten Morgen neben der Straße unsere Rucksäcke ab und strecken unsere Daumen in Richtung der Straße. Nach 50 Minuten hält das zweite Auto an und nimmt uns mit in Richtung der markanten Gebirgskette – Volltreffer. Unsere freundliche Fahrerin stellt sich als Bathsheba vor. Sie erzählt uns aufgeregt von ihrer Tätigkeit als Autorin und ihren Bemühungen, für ihr neues Buch Informationen über die Fauna dieser Region zu sammeln.

Wir verstehen uns so gut zusammen, dass wir nach kurzer Fahrt gemeinsam zur Wanderung auf den Berg Sukakpak aufbrechen. In den nächsten Stunden treffen wir keine weiteren Wanderer und laufen durch unberührte Wildnis. Dieser herbstliche Tag meint es gut mit uns und es bleibt trocken, während die Temperatur sich knapp über dem Gefrierpunkt hält. Nach über vier Stunden erreichen wir den Gipfel und haben einen tollen Panoramablick über den Dalton Highway, der sich seinen Weg durch das Tal schlängelt. Die tief stehende Sonne und die bunt verfärbten Gräser tragen zu einer atemberaubenden Aussicht bei.

Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten für eine 2-wöchige Alaska-Tour

  1. Kenai-Halbinsel: Angeln am Kenai River, Beobachtung von Lachsen, Tierbeobachtungen (Elche, Weißkopfseeadler, Schwarzbären), Besuch des charmanten Ortes Homer.
  2. Dalton Highway: Abenteuerliche Fahrt auf der nördlichsten Straße Amerikas, Erreichen des Polarkreises, einzigartige Landschaften der arktischen Tundra, Camping und Wanderungen in der Brooks Range.
  3. Katmai-Nationalpark: Besuch der berühmten Brooks Falls, Beobachtung von Grizzlybären beim Lachsfang, Tierbeobachtungen (Lachse, Braunbären), Camping inmitten der Natur.

Die Überraschung im hohen Norden

In den kommenden Tagen trampen wir immer weiter Richtung Norden und wandern abseits der Straße durch die Natur. Doch irgendwann geht auch die schönste Reise zu Ende und wir müssen uns Gedanken um unsere Rückfahrt machen. Zwei Tage haben wir eingeplant, um die Strecke nach Fairbanks zurückzulegen, bevor wir mit dem Zug zurück nach Anchorage reisen wollen.

Es ist nicht ein gewöhnliches Auto, welches nach 20-minütiger Wartezeit neben uns zum Stehen kommt, sondern ein amerikanischer Truck mit Überlänge. Nach kurzer Absprache klettern wir in das Führerhaus, wo sich der Fahrer als Scott vorstellt. Wir tauschen Geschichten aus, die wir aus der ganzen Welt gesammelt haben und die er in den letzten 20 Jahren als Lastwagenfahrer auf dem Highway erlebt hat. Er empfiehlt uns, im Winter wiederzukommen, wenn das Thermometer weit unter 30 Grad Celsius sinkt und sich die Landschaft in ein Winterwunderland verwandelt. Die Zeit vergeht bei der Aussicht aus dem Führerhaus wie im Fluge. Wir fahren mit ihm über neun Stunden zurück in das 550 Kilometer entfernte Fairbanks. Als wir aussteigen, sind wir überglücklich und uns wird bewusst, dass man manche Erlebnisse einfach nicht planen oder buchen kann!

Brooks Falls – Das große Finale

In unserer letzten Woche sollte unsere Reise in den Katmai-Nationalpark gehen. Dieser Park ist nur mit Wasserflugzeugen und Booten erreichbar. Die hohen Kosten und die strapazierende Anreise stehen einem Besuch in einem einzigartigen Paradies für Tierliebhaber gegenüber. Denn in diesem Nationalpark befinden sich die Brooks Falls, die in jeder Dokumentation über Bären oder Lachse mindestens einmal gezeigt werden. Dort werden regelmäßig die Lachse gefilmt, die versuchen zum oberen Teil der Wasserfälle zu springen. Dort oben warten schon die hungrigen Grizzlybären, die mit offenen Mündern auf die Lachse warten.

Nach einer 30-minütigen Einweisung durch den Ranger dürfen wir unser Zelt auf einem von Elektrozaun umringten Platz aufstellen. Schon auf dem Spaziergang vom Camp zu den Wasserfällen müssen wir unser gelerntes Wissen anwenden und machen einem großen Braunbären den Weg frei, indem wir seitlich ins Unterholz ausweichen.

Kurze Zeit später stehen wir auf der Aussichtsplattform und können neun Grizzlybären bei der Jagd zuschauen. Manche Bären stehen oberhalb der Fälle und warten auf springende Lachse. Andere suchen das Flussufer nach verendeten Lachsen ab, während wieder andere sich darauf spezialisiert haben, erfolgreicheren Artgenossen ihren Fang zu stehlen. Es ist ein ganz besonderes Privileg, dass wir diesen wilden Bären in freier Natur aus nächster Nähe zuschauen dürfen. Das sieht auch ein Amerikaner neben uns so, der mit seiner Rute und Watthose vom Fluss kommend zu uns auf die Plattform steigt. Ein Lachs hat er heute im Gegensatz zu den Braunbären nicht gefangen, aber trotzdem sagt er mit einem Grinsen im Gesicht: „Ein schlechter Tag beim Angeln in Alaska ist immer noch besser als der schönste Tag auf der Arbeit!“

Niklas Bahn

Reiseblogger

Niklas Bahn ist zwar noch jung, hat aber bereits seit vielen Jahren einen Traum: Irgendwann möchte er alle 193 Länder der Welt bereist haben. Mehr als 79 – 40 Prozent – hat er inzwischen schon geschafft. Australien, Malawi, Hawaii, Indien und viele andere Länder mehr zählen dazu. Für Envivas verfasst er Reiseberichte und gibt Gesundheitstipps.