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Die U2-Untersuchung: Untersuchung von Kopf bis Fuß

In den Tagen nach der Schwangerschaft und Geburt brauchen Sie erst einmal Zeit zum Entspannen, Ausruhen und Kräfte sammeln. Auch Ihr Baby muss sich an diese neue Welt gewöhnen – es hat immerhin eine lange Reise hinter sich. Dieser Gewöhnungsprozess ist zwar recht komplex, aber etwa zwei bis drei Tage nach der Geburt weitestgehend abgeschlossen.[1] Nun ist genau der richtige Zeitpunkt für die U2-Untersuchung Ihres Kindes.

Die U2-Untersuchung schließt an die etwas kleinere U1-Untersuchung an und ist damit die erste umfassende Vorsorgeuntersuchung für Kinder von insgesamt zwölf. Sie wird deshalb auch Basisuntersuchung genannt und findet in der Regel noch im Krankenhaus statt. Dort führt ein Kinderarzt die U2-Untersuchung zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag Ihres Neugeborenen durch. Dabei untersucht er im Rahmen der Vorsorge vor allem die Körperhaltung, die Spontanmotorik und die Organfunktionen und notiert alle Ergebnisse in Ihrem Gelben Heft.[2]

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Das Anamnesegespräch

Anamnese Ihres Kindes

Zu Beginn der U2-Untersuchung wird Ihr Arzt Sie einige Daten und Informationen abfragen. Dabei steht neben Fragen zu Ihrer Schwangerschaft und der Geburt vor allem Ihr Baby und dessen Gesundheit im Vordergrund: Er fragt Sie zum Beispiel, ob Ihr Kind Trink- oder Schluckschwierigkeiten hat, ob es krank war, wie die Stuhlfarbe ist, ob es auffällig schreit und wie zufrieden Sie insgesamt mit der Entwicklung Ihres Neugeborenen sind. Auch die Ernährung wird ein Thema sein. Dabei können und sollten Sie bereits Dinge ansprechen, die Ihnen aufgefallen sind oder die Sie verunsichern. Eltern finden hier und im abschließenden Beratungsgespräch bei allen Fragen ein offenes Ohr und Hilfe.

Familienanamnese

Bereits in der U1-Untersuchung wurden Sie zu der Gesundheitsgeschichte Ihrer Familie befragt. Diese ist in der U2-Untersuchung erneut von großer Bedeutung und wird nun im Detail besprochen. Gibt es Augenerkrankungen, angeborene Hörstörungen, Immundefekte, angeborene Herzfehler oder Hüftprobleme (Hüftdysplasie) in Ihrer Familie? All das sind wichtige Informationen für die Vorsorge.

Körperliche Untersuchungen: Ist Ihr Baby rundum gesund?

Die körperliche Untersuchung rund um die Gesundheit Ihres Neugeborenen führt der Arzt in Ihrem Beisein durch. Dabei untersucht er Ihr Baby ganz genau von Kopf bis Fuß. Besonders die Überprüfung aller Organfunktionen steht im Mittelpunkt.

Größe und Kopfumfang

Zunächst misst der Arzt Ihr Kind und notiert Kopfumfang, Körpergewicht und -länge im Gelben Heft.3 Im Vergleich mit den Werten aus der U1 kann er feststellen, ob Ihr Kind in einem normalen Tempo wächst.

Kopf

Der Arzt überprüft, ob die Kopfform Ihres Kindes normal ist. Außerdem untersucht er die Fontanelle. Das ist eine Spalte im Kopf, die noch nicht aus Knochen- oder Knorpelgewebe besteht, aber dennoch das Gehirn schützt. Bei der Geburt sorgt sie als „Knautschzone“ dafür, dass der Kopf Ihres Kindes durch den Geburtskanal passt. Nun ermöglicht die Fontanelle, dass das Gehirn Ihres Kindes wachsen kann.[3]

Sinnesorgane

Ihr Kinderarzt untersucht Mundhöhle, Kiefer und Nase Ihres Kindes auf Kiefer-Gaumen-Anomalien, wie z. B. eine Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte. Solche Anomalien können Atmung, Ernährung, Sprache und Gehör Ihres Kindes negativ beeinflussen, weshalb eine frühe Behandlung wichtig ist.[4] Außerdem überprüft der Arzt die Schleimhäute, die Größe der Zunge und die Atmung durch die Nase.

Auch die Augen sind in der Vorsorge wichtig. Dazu leuchtet er in die Augen Ihres Babys, um zu sehen, ob die Netzhaut hinter der Linse sichtbar oder ob die Linse eventuell trüb ist.1, 3

Die Ohren Ihres Kindes untersucht er ebenfalls auf Fehlbildungen. Außerdem können Sie ein Neugeborenen-Hörscreening bei Ihrem Kind durchführen lassen, um angeborene Hörstörungen frühzeitig zu erkennen. Diesen schmerzfreien Test führt der Arzt meistens durch, während Ihr Kind schläft.3

Haut

Ein Drittel aller zu früh geborenen und zehn Prozent aller reif geborenen Babys haben Hämangiome.[5] Vielleicht kennen Sie dieses Phänomen unter dem Namen Blutschwämmchen oder Erdbeerfleck. Dabei handelt es sich um gutartiges Tumorgewebe, das mit Betablockern (Propanol) oder einer Kältebehandlung (Kryotherapie) entfernt werden kann.[6] Doch das ist nur einer der Gründe, warum Ihr Kinderarzt die Haut Ihres Kindes untersucht. Ist Ihr Baby blass oder gibt es gelbliche oder bläuliche (Zyanose) Verfärbungen?3 Das könnte auf eine Gelbsucht (Ikterus) oder Sauerstoffunterversorgung hindeuten. Hat Ihr Baby ungewöhnliche Muttermale (Naevi) oder Ödeme? Gibt es andere Verletzungen und wie ist der Hydrationszustand Ihres Kindes?3 All diese Informationen kann Ihr Kinderarzt über die Untersuchung der Haut herausfinden.

Brust- und Bauchorgane

Nun wird Ihr Baby sprichwörtlich auf Herz und Nieren untersucht. Zunächst werden die Lunge und das Herz abgehorcht. Der Arzt überprüft, ob sich alles normal anhört oder ob es Nebengeräusche gibt. Außerdem untersucht er, ob die Schlüsselbeine intakt sind und überprüft die Arterienpulse (Femoralispulse) an der Leiste Ihres Babys. Auch Leber, Milz und Nieren Ihres Kindes werden abgetastet. Zuletzt überprüft Ihr Arzt, ob der Bauchnabel Ihres Kindes gut abtrocknet.1

Geschlechtsorgane

Die äußeren Geschlechtsorgane Ihres Kindes untersucht der Kinderarzt bei der U2-Untersuchung ebenfalls auf Fehlbildungen.

Skelettsystem mit Muskeln und Nerven

Der Arzt untersucht den ganzen Körper Ihres Babys in Rücken- und Bauchlage sowie in aufrechter Haltung. Dabei werden zunächst die Hüfte Ihres Kindes sowie folgend der Rücken und die Wirbelsäule auf Fehlstellungen untersucht. Zusätzlich überprüft er die folgenden Reflexe Ihres Kindes, denn diese sind später für die koordinierten Bewegungen verantwortlich[1]:

  • Rückgratreflex (Galant-Reflex): Der Arzt streicht mit dem Finger seitlich der Wirbelsäule über den Rücken Ihres Kindes. Daraufhin sollte Ihr Kind seinen Rücken seitlich in Richtung des Reizes krümmen.[7]
  • Schreitreflex: Ihr Kind führt automatisch Gehbewegungen aus, sobald der Arzt es unter den Achseln hält und mit den Füßen eine Unterlage berühren lässt.[6]
  • Klammerreflex (Moro-Reflex): Bei plötzlicher Erschütterung der Unterlage oder Zurückfallen seines Rumpfes streckt Ihr Baby die Arme aus und spreizt die Finger, um seine Arme dann zur Brust zu ziehen und zu schließen.[6]

Beratung: Wie geht es weiter?

Da Sie und Ihr Baby nach der U2-Untersuchung in der Regel aus dem Krankenhaus entlassen werden, ist es Zeit für eine ausführliche Beratung. Diese dreht sich nicht nur rund um die Gesundheit – Sie können all Ihre offenen Fragen und Unsicherheiten ansprechen und erhalten in jeglichen Bereichen Hilfe. Ihr Arzt berät Sie zum Stillen und zur Ernährung Ihres Babys. Er erklärt Ihnen, wie Ihr Kind sicher schläft und wie Sie einen plötzlichen Kindstod vermeiden können. Außerdem werden die Ergebnisse der körperlichen Untersuchungen und bei Bedarf das weitere Vorgehen bezüglich einer umfassenden Vorsorge mit Ihnen geklärt. Besprechen Sie all Ihre Ängste in der Rolle als Eltern und scheuen Sie sich nicht, mehr Informationen über das Leben mit einem Neugeborenen einzuholen.

Info

Gut zu wissen: Bereits nach der U1-Untersuchung wurden Sie über die Möglichkeiten weiterer Früherkennungsuntersuchungen, wie das erweiterte Neugeborenen-Screening oder das Screening auf Mukoviszidose, informiert. Mit dieser speziellen Vorsorge können zum Beispiel seltene Stoffwechselstörungen rechtzeitig erkannt werden. Wurden diese Untersuchungen bisher nicht durchgeführt, können Sie sich auch jetzt noch dafür entscheiden.

Prophylaxe mit Vitamin K und Vitamin D

Der Kinderarzt kann Ihrem Baby, wie auch in der U1-Untersuchung, prophylaktisch Vitamin K verabreichen, um einem Mangel vorzubeugen. Ab der zweiten Lebenswoche bekommt Ihr Kind zudem täglich Vitamin-D zur Rachitis-Prophylaxe, zusammen mit Fluorid gegen Karies. Diese Prophylaxe sollten Sie ein ganzes Jahr lang durchführen.7

Die U2 auf einen Blick

Die U3-Untersuchung: Das erste Mal zum Kinderarzt

Quellennachweis

  1. Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Vorsorgeuntersuchung U2, YouTube-Video, veröffentlicht am 06.04.2017, https://www.youtube.com/watch?v=jdv0_h2trag, abgerufen am 22.03.2018.
  2. B. Koletzko (Hrsg.), Kinder- und Jugendmedizin, 14. Auflage, Springer-Verlag: Berlin/Heidelberg 2013, DOI 10.1007/978-3-642-11379-6.
  3. Gemeinsamer Bundesausschuss, Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses über die Früherkennung von Krankheiten bei Kindern (Kinder-Richtlinie), Fassung vom 18. Juni 2015, veröffentlicht im Bundesanzeiger AT 18.08.2016 B1 (zuletzt geändert am 18. Mai 2017, veröffentlicht im Bundesanzeiger AT 24.07.2017 B2), in Kraft getreten am 25. Juli 2017.
  4. Vgl. Deutscher Interdisziplinärer Arbeitskreis Lippen-Kiefer-Gaumenspalten/Kraniofaziale Anomalien,https://www.ak-lkg.de/, abgerufen am 22.03.2018.
  5. Universitätsklinikum Heidelberg, Hämangiome und Gefäßmalformationen, https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Haemangiome-und-Gefaessmalformationen.3364.0.html, abgerufen am 22.03.2018.
  6. Ebd.
  7. C. Gruber, BASICS. Pädiatrie, Urban & Fischer Verlag: München 2006.