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Röntgen, MRT oder CT: welches Verfahren ist beim Knie das richtige?

Muss es immer gleich die zeitintensive und teure Magnetresonanztomographie (MRT) sein? Oder reicht das Röntgenbild aus, um zu sehen, ob operiert werden muss? Am Beispiel von Knieerkrankungen stellen wir Ihnen die klassischen bildgebenden Verfahren beim Arzt vor und sagen, welches in welcher Situation die wahrscheinlich beste Aussage liefern kann. Denn es kommt darauf an, ob Auslöser ein Sportunfall oder eine Arthrose, ein Knorpel- oder ein Knochenschaden ist.

Von bildgebenden Verfahren spricht man in der Medizin, wenn man sich ein Bild vom Körperinneren macht, ohne den Patienten dazu aufschneiden zu müssen. Dazu gehören Untersuchungen wie Röntgen, Computertomographie (CT), Ultraschall und Magnetresonanztomographie (MRT). Keine dieser Untersuchungen ist grundsätzlich besser als die anderen – sie haben alle ihre Berechtigung in der Diagnostik und können sich in bestimmten Fällen ergänzen.

Zusätzlich zu den hier beschriebenen Untersuchungen gibt es noch einige andere bildgebende Verfahren, die bei spezifischen Fragestellungen angewandt werden. Dazu gehören z.B. nuklearmedizinische Untersuchungen wie die Szintigraphie oder die Positronenemissionstomographie (PET) sowie die Knochendichtemessung bei Verdacht auf Knochenschwund (Osteoporose). Im Artikel konzentrieren wir uns aber auf die bei Knieproblemen anwendbaren – und die folgen jetzt.

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Welches Verfahren bei Kniebeschwerden?

Nicht immer muss es gleich das MRT sein – auch herkömmliche Verfahren haben durchaus ihren Stellenwert, wie Priv.-Doz. Dr. Ole Ackermann, niedergelassener Orthopäde aus Duisburg und Experte für Gelenksonographie, erläutert.

Grundsätzlich gilt: Das vom Patienten geschilderte Beschwerdebild und das Ergebnis der körperlichen Untersuchung stehen immer im Vordergrund. Behandelt werden Menschen, und keine Röntgenbilder oder MRT-Aufnahmen, betonte der Orthopäde. Bei vielen Menschen zeigen sich in den bildgebenden Verfahren Anzeichen einer Arthrose, ohne dass sie jemals Beschwerden dadurch entwickeln.

Was ist Röntgen?

Röntgen ist das älteste Verfahren. Die Röntgenstrahlen wurden Ende des 19. Jahrhunderts von ihrem Namensgeber, dem Physiker Wilhelm Conrad Röntgen, entdeckt, und finden noch bis heute breite Verwendung in der Diagnostik.

Wie funktioniert das? Die Gewebe des Körpers absorbieren Röntgenstrahlen je nach ihrer eigenen Dichte unterschiedlich stark, so dass sie sich dann bildlich auf einem Strahlendetektor (der heute die früher üblichen Röntgenfolien ersetzt hat) darstellen lassen. Dabei werden Gewebe, die viel Strahlung durchlassen, auf dem Bild dunkler, und solche, die weniger Strahlung durchlassen, eher hell – ähnlich wie bei einem Fotonegativ. Da dieses Bild aber nur zweidimensional ist, werden meist zwei oder mehr Bilder aus verschiedenen Richtungen aufgenommen, damit sich überlagernde Strukturen nicht übersehen werden. Zusätzlich können beim Röntgen Kontrastmittel verwendet werden, die den Dichteunterschied im Gewebe erhöhen und somit den Kontrast im Bild verstärken.

Was sieht man? Mit Röntgenuntersuchungen lässt sich vor allem der Knochen gut darstellen, aber z.B. auch Herz- oder Lungenveränderungen.

Vor- und Nachteile: Ein großer Vorteil des Röntgen ist, dass es in sehr vielen medizinischen Einrichtungen verfügbar ist und die Untersuchung in der Regel nur wenige Minuten dauert. Ein Nachteil ist die Belastung mit ionisierenden Strahlen, die ein bestimmtes Maß wegen einer erhöhten Krebsgefahr nicht überschreiten sollte. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine einzelne Röntgenuntersuchung einen Tumor hervorruft, ist aber bei der heutigen Technik extrem gering.

Was ist Ultraschall?

Die Ultraschalluntersuchung – oder in der Medizin auch Sonographie genannt – ist ein Verfahren, bei dem innere Organe und Gewebe mit Hilfe von Ultraschallwellen sichtbar gemacht werden. Dabei fährt der Untersucher mit einem Schallkopf über die zu untersuchende Region und sieht das Bild direkt auf dem Monitor.

Wie funktioniert das? Als Ultraschall bezeichnet man Schallwellen mit Frequenzen, die oberhalb der Hörschwelle des Menschen liegen. Mit einem speziellen Schallkopf werden diese Schallwellen in den Körper geleitet und je nach Dichte und Wassergehalt des Gewebes unterschiedlich stark aufgenommen oder zurückgeworfen, wodurch sich am Ende das Bild ergibt.

Was sieht man? Gut durchblutete und wasserhaltige Gewebe sind hier besser darstellbar als zum Beispiel luftgefüllte Bereiche oder Knochen.

Vor- und Nachteile: Ein wichtiger Vorteil des Ultraschalls ist, dass der Untersucher sich sofort in „Echtzeit“ ein Bild machen kann. Zudem kommt diese Untersuchung ohne Strahlenbelastung aus. Ein gewisser Nachteil kann sein, dass die Qualität der Untersuchung hier auch von der Erfahrung des Untersuchers abhängen kann.

Bildgebung bei Kniebeschwerden - der akute Fall

Bei Unfällen mit akuten Kniebeschwerden geht es an erster Stelle darum, knöcherne Verletzungen auszuschließen. Hier ist das überall gut verfügbare Röntgenbild die beste und

schnellste Untersuchungsmethode. Eine weitere sehr gute Möglichkeit ist der Ultraschall. Mit dieser Untersuchung lassen sich Verletzungen der Weichteile wie z.B. Gelenkergüsse, Seitenbandschäden und indirekt auch Meniskus- und Kreuzbandverletzungen darstellen.

Das CT kommt vor allem dann in Frage, wenn die Röntgenuntersuchung kein klares Bild ergibt, der Unfallhergang und die Symptomatik aber doch an eine mögliche Knochenverletzung denken lassen. In der Schichtuntersuchung kann man dann unter Umständen feine Risse im Knochen – sogenannte Fissuren – erkennen. Das MRT bleibt als weitere Möglichkeit bei unklaren Befunden – vor allem wenn es darum geht, einen operativen Eingriff z.B. an den Kreuzbändern oder Menisken zu planen.

Computertomographie – Was ist das?

Auch die Computertomographie (kurz CT) arbeitet mit Röntgenstrahlen, die mit Hilfe einer um den Patienten herum rotierenden Röhre fächerförmig in das Gewebe gesendet werden. So werden scheibenartige Röntgenbilder der Körperstrukturen aufgenommen, aus denen anschließend im Computer dreidimensionale Bilder berechnet werden. Man spricht wie beim MRT auch von einer „Schnittbildgebung“.

Was sieht man: Im Prinzip die gleichen Strukturen wie bei einer Röntgenuntersuchung – nur mit einer größeren Genauigkeit und einer besseren örtlichen Zuordnung. Auch hier können bestimmte Strukturen durch die Verwendung von Kontrastmittel noch deutlicher dargestellt werden.

Vor- und Nachteile: Wichtiger Vorteil ist die im Vergleich zum Röntgen bessere räumliche Darstellung. Auch die Computertomographie birgt aber Risiken durch die erhöhte Strahlenbelastung.

Magnetresonanztomographie – Was ist das?

Bei der Magnetresonanztomographie (MRT) werden ähnliche scheibenförmige Bilder erzeugt wie beim CT, allerdings ohne Röntgenstrahlen. Stattdessen wird hier vom Gerät ein starkes Magnetfeld erzeugt, das die Wasserstoffatome im menschlichen Körper in eine bestimmte Position bringt. Zusätzlich werden nun durch Radiowellen Impulse in den Körper geschickt, die dafür sorgen, dass die Wasserstoffatome sich kurzzeitig umordnen, und dann wieder in die ursprüngliche Position „zurückspringen“. Dabei geben sie Energie in Form von magnetischen Impulsen ab, die gemessen und in ein Bild übertragen werden können.

Was sieht man: Mit dem MRT lassen sich vor allem weichere Gewebestrukturen darstellen – im Bewegungsapparat also eher Bänder, Sehnen und Muskeln. Kontrastmittel können auch beim MRT eingesetzt werden, um die Signalstärke eines bestimmten Gewebes zu verändern und es sichtbarer zu machen.

Vor- und Nachteile: Wichtiger Vorteil im Vergleich zum CT ist die fehlende Strahlenbelastung. Ein gewisser Nachteil: Ein MRT benötigt bestimmte bauliche Voraussetzungen und ist daher nicht überall verfügbar. Die Untersuchung dauert in der Regel deutlich länger als bei den anderen Verfahren und einige empfinden das für manche Untersuchungen notwendige, längere unbewegliche Liegen in der Röhre als unangenehm.

Was man beim MRT beachten muss: Es dürfen keine magnetischen Metallteile wie Herzschrittmacher oder bestimmte Prothesen im Körper sein. Nichtmagnetische Teile stellen hingegen kein Problem dar.


 

Bildgebung bei Kniebeschwerden - der chronische Fall

Bei länger bestehenden Knieschmerzen liefern bereits die genaue Vorgeschichte, die Schmerzsymptomatik und die körperliche Untersuchung viele Informationen, um sich ein Bild zu machen.

Eine Röntgenuntersuchung sollte nach Aussage von Orthopäde Dr. Ole Ackermann immer erfolgen. Dadurch können frühere Verletzungen ausgeschlossen und das Ausmaß einer Arthrose abgeschätzt werden. Ein zusätzlicher Ultraschall macht das Bild komplett, in dem z.B. eine im Röntgen nicht erkennbare Flüssigkeitsansammlung im Gelenk bei aktivierter Arthrose oder auch Frühzeichen einer Arthrose dargestellt werden.

Das MRT kann bei chronischen Knieschmerzen in Einzelfällen eine sinnvolle Zusatzuntersuchung sein. Das wäre z.B. der Fall, wenn vermutet wird, dass ein Patient mit einer Arthrose noch eine zusätzliche Verletzung hat, die möglicherweise doch operiert werden sollte. Bei der typischen Kniearthrose eines älteren Menschen braucht man diese Untersuchung in der Regel aber nicht.

Quellen

Dössel, Olaf: Bildgebende Verfahren in der Medizin: Von der Technik zur medizinischen Anwendung (Springer-Verlag, 2016); ISBN 978-3-642-54407-1

S2k-Leitlinie Gonarthrose 
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1-verlaengert.pdf

Maria Weiß

Medizinjournalistin

Maria Weiß hat ihr Medizinstudium 1984 mit der Approbation abgeschlossen. Seitdem arbeitet sie freiberuflich als Medizinjournalistin für verschiedene Fachverlage. Mit ihrer 30-jährigen Berufserfahrung deckt sie im Prinzip alle medizinischen (und zum Teil auch gesundheitspolitischen) Themen ab. Dennoch haben sich im Laufe der Jahre einige Spezialgebiete herauskristallisiert. Dazu gehören Endokrinologie/Diabetes, Gynäkologie, Gastroenterologie, Rheumatologie, Chirurgie und Kardiologie. Teil ihrer Arbeit ist der regelmäßige Besuch von Kongressen und damit verbunden die Kongressberichterstattung, so dass sie sich bei allen begleiteten Themen immer auf dem neuesten Stand hält.