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Alkoholfreie Cocktails: „Wer noch keinen auf der Karte hat, sollte das jetzt ändern!“
Cocktails ohne Alkohol? Bis vor einigen Jahren wurden sie eher belächelt. Csaba Schneider, Vize-Meister der Deutschen Cocktail-Meisterschaft 2024, erklärt, warum sich das gerade ändert und was es für den echten Wow-Effekt beim Cocktailmixen braucht. Ernährungsexpertin Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zeigt außerdem, warum es sich auch aus gesundheitlicher Sicht lohnt, der alkoholfreien Variante immer öfter den Vorzug zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Alkoholfreie Cocktails – perfekte Balance aus Aroma und Mundgefühl
- Die Gen Z trinkt nachweislich weniger Alkohol.
- Rezept des Deutschen Cocktail-Vizemeisters Csaba Schneider
- Alkoholfreie Cocktails – gesunde Alternative zu Cocktails mit Alkohol
- Grafik Alkoholkonsum © DGE:
- Fazit: Alkoholfreie Cocktails sind eine echte Alternative!
Alkoholfreie Cocktails – perfekte Balance aus Aroma und Mundgefühl
„Bis vor etwa zehn Jahren waren alkoholfreie Cocktails eine Randerscheinung“, so Bartender Csaba Schneider: „Wenn überhaupt, wurde bei bestehenden Cocktails einfach der Alkohol weggelassen. Es gab kein eigenes System der Zubereitung, alkoholfreie Varianten wurden schlicht belächelt.“ Schneider muss es wissen. Schließlich ist er nicht nur seit rund zehn Jahren in der Barkeeper-Szene aktiv, sondern mittlerweile mehrfach preisgekrönt und Besitzer einer exklusiven Cocktail-Bar in Frankfurt am Main.
Die Gen Z trinkt nachweislich weniger Alkohol.
„Seit einigen Jahren ist deutlich spürbar, dass Noabv-Varianten, also Cocktails ohne Alkohol, an Relevanz gewinnen. Dafür gibt es viele Gründe. Gerade die Gen Z trinkt nachweislich weniger Alkohol. Sogar Alkoholhersteller reagieren darauf und betonen in der Werbung nicht mehr den Alkoholgehalt ihrer Produkte, sondern vielmehr den Aspekt der Geselligkeit beim gemeinsamen Trinken.“
Was macht nun den perfekten Cocktail aus? „Letztlich ist es die Mischung aus Aroma und Mundgefühl“, so Csaba Schneider. „Schließlich wollen wir keine Saftschorle produzieren, sondern einen Drink, der schluckweise genossen werden kann – eben einen echten Cocktail. Dafür braucht es neben dem Aroma das entsprechende Mundgefühl.“ Alkohol hat jedoch nicht nur ein deutliches Eigenaroma, sondern transportiert auch besser als Getränke auf Wasserbasis das Aroma der weiteren Cocktail-Komponenten.
„Schließlich wollen wir keine Saftschorle produzieren, sondern einen Drink, der schluckweise genossen werden kann.”
Hier ist bei alkoholfreien Cocktails Kreativität gefragt: Teeaufgüsse wie z. B. ein Mix aus Matcha-Tee und Cocos-Sirup, Tanine wie wir sie aus edlem Wein kennen oder auch Rosen- oder Minzwasser sorgen für den geschmacklichen Wow-Effekt. Daneben bringen Zutaten wie Chili oder Ingwer Schärfe in den Cocktail, Mineralwasser sorgt für Spritzigkeit, frische Ananas für eine „breite“, also vollmundige Textur und Joghurt oder Kokosmilch für den typisch cremigen Geschmack milchiger Cocktail-Varianten.
Rezept des Deutschen Cocktail-Vizemeisters Csaba Schneider
Tea Ceremony (alkoholfrei)
3 cl Acid Pineapple
3 cl Gin 0,0 %
2 cl Cocos-Matcha
2 cl Ananassaft
Fill Up Calpis (Joghurtgetränk aus Japan)
Glas: Ton-Tasse
Eis: 1 Eisball
Tech: gerollt (Zutaten im Shaker drehen, nicht shaken, da sonst der Cocktail verwässert)
Garnish: Flower
Zubereitung Zutaten
Cocos Matcha:
500 ml Cocos Sirup
12 g Matcha
zusammen erwärmen und Matcha unterrühren
Acid Pineapple:
2,6 g Citric acid per 100 ml frischem Ananassaft
Auch Gin, Whiskey und Co gibt es mittlerweile übrigens in der alkoholfreien Variante. Üblich sind dabei zwei Herstellungsweisen: Entweder wird dem Produkt nachträglich, z. B. durch Vakuumdestillation, der Alkohol entzogen, oder die Liquide werden, unter Zugabe diverser Kräuter und weiterer Aromastoffe, direkt auf Wasserbasis hergestellt. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Preislich gibt es zwischen den Grundprodukten jedenfalls häufig keinen großen Unterschied.
„Gin, Whiskey und Co gibt es mittlerweile auch alkoholfrei – entweder durch nachträgliche Alkoholentfernung oder direkt auf Wasserbasis mit Kräutern und Aromen. ”
Und auch die fertig gemixten Cocktails unterscheiden sich in der alkoholfreien und alkoholischen Variante oft kaum noch in Bezug auf den Preis. „In unserer Bar kostet ein Cocktail mit Alkohol 15 Euro, einer ohne 12 Euro“, so Csaba Schneider: „Das hängt auch damit zusammen, dass wir unseren Kunden, die die alkoholfreie Variante wählen, wirklich etwas bieten wollen. Alkoholfreie Cocktails werden mit derselben Sorgfalt und mit hochwertigen Zutaten zubereitet. Das erklärt den ähnlich hohen Preis.“
Ob er den Schritt hin zu einem rein alkoholfreien Angebot gehen würde, ähnlich, wie es bereits heute in der kulinarischen Spitzenküche Lokale mit rein vegetarischem Angebot gibt? „Aktuell würde das vermutlich noch nicht funktionieren“, so der Experte. „Allerdings kann ich mir vorstellen, dass hier noch einiges in der Cocktail-Szene passieren wird. Alkoholfreie Cocktails gewinnen definitiv an Relevanz."
Alkoholfreie Cocktails – gesunde Alternative zu Cocktails mit Alkohol
Auch mit Blick auf die Gesundheit haben alkoholfreie Cocktails klare Vorteile. Das bestätigt Ernährungswissenschaftlerin Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE): „Alkoholfreie Produkte haben oft weniger Kalorien als ihre alkoholhaltigen Pendants und sind insbesondere dann eine gute Option, wenn sie auf zuckerarme Zutaten setzen.“
Als Durstlöscher sind alkoholfreie Cocktails – ebenso wie Limonaden, Energydrinks oder Milchshakes – aber natürlich nicht geeignet. Dazu enthalten sie schlicht zu viele Kalorien und fördern bei übermäßigem Konsum neben Übergewicht auch das Risiko für Karies. Und nicht zuletzt können auch „alkoholfreie“ Getränke bis zu 0,5 % Restalkohol enthalten. Erst wenn der Alkoholgehalt eines Getränks bei 1,2 % Vol. oder mehr liegt, besteht eine Kennzeichnungspflicht“, so Ernährungsexpertin Restemeyer. Nur Erzeugnisse mit der Kennzeichnung „0,0 % Vol.“ kommen ganz ohne Alkohol aus.
Was passiert eigentlich im Körper bei Alkoholkonsum? Wie Ernährungsexpertin Restemeyer betont, gibt es bei Alkohol keinen risikofreien Mindestkonsum. Insbesondere Schwangere und Stillende sollten also möglichst komplett auf Alkohol verzichten. „Neben den kurzfristigen Auswirkungen, dass Alkoholkonsum Unfälle, Verletzungen und auch Gewalt begünstigt, erhöht Alkohol unter anderem das Risiko für die Entstehung von Krebserkrankungen, vor allem von Brust- und Dickdarmkrebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Lebererkrankungen“, so die Ernährungswissenschaftlerin.
„Als Durstlöscher sind alkoholfreie Cocktails nicht geeignet. Dazu enthalten sie zu viele Kalorien. Nicht zuletzt können auch „alkoholfreie“ Getränke bis zu 0,5 % Restalkohol enthalten. ”
„Auf die Behandlung von alkoholbedingten Erkrankungen sowie Arbeitsunfähigkeit und Rehabilitation entfallen jährlich 16,6 Milliarden Euro, für Personen- und Sachschäden sowie Arbeitsunfähigkeit bis hin zur Frühverrentung etwa 40 Milliarden Euro.“ Zudem sterben jährlich rund 74.000 Menschen an den Folgen chronischen Alkoholmissbrauchs.
Die DGE empfiehlt daher, auf alkoholische Getränke komplett zu verzichten. Wer dennoch Alkohol trinkt, solle vor allem hohe Alkoholmengen und Rauschtrinken vermeiden. Bei alkoholhaltigen Mischgetränken wie Cocktails sieht Ernährungsexpertin Restemeyer die Gefahr, dass aufgrund des eigenständigen, oft fruchtigen Geschmacks schwer einzuschätzen ist, wie viel Alkohol das Getränk tatsächlich enthält.
Damit wird die Wirkung des konsumierten Alkohols leicht unterschätzt. Nicht zuletzt ist mit 7 kcal/g der Energiegehalt von Alkohol fast so hoch wie der von Fett mit 9 kcal/g. Der sprichwörtliche Bierbauch ist also auch ernährungswissenschaftlich erklärbar.
Soll es dennoch ab und zu Alkohol sein, gibt eine Grafik der DGE Aufschluss darüber, welcher Konsum zumindest nur mit einem geringen Risiko verbunden ist. Klares Fazit der DGE: „Am besten null Promille!“
Grafik Alkoholkonsum © DGE:

Fazit: Alkoholfreie Cocktails sind eine echte Alternative!
Alkoholfreie Cocktails haben nicht nur wegen ihrer tendenziell gesünderen Komponenten klare Vorteile gegenüber alkoholhaltigen Varianten. Sie erfahren auch in der Barkeeper-Szene zunehmend Wertschätzung. Und das nicht nur, weil inzwischen tolle alkoholfreie Rezepte entwickelt wurden, die auch im Spitzensegment und bei Wettbewerben mithalten können. Für Bartender Csaba Schneider ist es schlicht eine Frage der Wertschätzung allen Gästen gegenüber:
„Schließlich möchte ich als Gastgeber, dass sich diejenigen, die eine alkoholfreie Variante wählen, genauso gesehen und inkludiert fühlen. Und nicht zuletzt schlägt es sich natürlich auch im Umsatz nieder, wenn auf der Karte alkoholhaltige und alkoholfreie Cocktails im selben Preissegment zu finden sind.“
Alkoholfreie Cocktails sind damit längst kein kurzlebiger Trend mehr. Sie könnten vielmehr zu einer echten Alternative in der Bartender-Szene werden. Gerade mit Blick auf die nächste Generation der Gäste, für die Spaß und Feiern zunehmend auch alkoholfrei möglich ist.
Quellen
- Pressemeldung der DGE zu Alkoholkonsum: https://www.dge.de/presse/meldungen/2024/dge-positionspapier-zu-alkohol/
- Rezepte für alkoholfreie Cocktails zum Selbermachen:
- https://www.familienkost.de/rezept_alkoholfreie_cocktails.html
- https://www.kenn-dein-limit.de/alkoholverzicht/alkoholfreie-cocktails/sommercocktails/

Csaba Schneider
Experte
Vize-Meister der Deutschen Cocktail-Meisterschaft 2024 und Deutscher Meister Havanna Club Cocktail Competition 2025. Barkeeper und Besitzer der Hunky Dory Bar in Frankfurt a.M.

Dipl. oec. troph. Silke Restemeyer
Experte
Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)

Sarah Zöllner
Autorin
Sarah Zöllner schreibt als Journalistin und Autorin über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Familien- und Gleichstellungspolitik. 2023 erschien ihr zweites Buch „Mütter. Macht. Politik. - Ein Aufruf!“. Für die Envivas informiert sie regelmäßig über Gesundheitsthemen und Wissenswertes rund um den Alltag mit Kindern. Mit ihrer Familie lebt sie nahe Heidelberg.