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Blut – ein ganz besonderer Saft

14.000 bis 15.000 Blutspenden werden in Deutschland benötigt – jeden Tag! Für den ganz besonderen Saft – den Mediziner „Organ“ nennen – gibt es trotz technisierter Welt keinen künstlichen Ersatzstoff. Wenn wir bei einem Unfall oder einer Operation viel Blut verlieren, ist die Blutspende nach wie vor alternativlos. Gerade im Sommer, zur Hauptferienzeit, wird Blut knapp. Erfahren Sie hier, was für ein Wunderwerk die rote Flüssigkeit ist.  

Wunderwerk Blut

Woher wissen Ärzte eigentlich, wie viel Blut im Körper eines Menschen fließt? Meist schätzen sie das sogenannte Blut-Volumen. Doch die genaue Menge schwankt – je nachdem, wie groß und schwer ein Mensch ist. Pro Kilogramm Körpergewicht veranschlagen Mediziner bei Erwachsenen 55 bis 65 Milliliter. Bei einem 80 Kilogramm schweren Mann wären es also bis zu 5,2 Liter. Und wenn ein Arzt das Blut-Volumen ganz präzise bestimmen möchte, hilft nur eins: Zählen. Klingt ungewöhnlich, funktioniert aber. Dem Patienten injiziert er eine abgezählte Menge roter Blutkörperchen, die er vorher mit einem sogenannten Tracer markiert hat. Bereits nach vier Minuten verteilen sich die Blutkörperchen gleichmäßig im Körper. Dann nimmt der Arzt eine Blutprobe und zählt die markierten Blutkörperchen. Mittels einer Formel kann er nun die exakte Blutmenge berechnen.

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Diese vier bis sechs Liter Blut, vom Herzen durch ein weit verzweigtes Gefäßnetz gepumpt, setzen sich aus flüssigen Bestandteilen (Blutplasma, circa 58%) und festen Bestandteilen (Blutzellen, circa 42%) zusammen (2). Es gibt drei Arten von Blutzellen: Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) stellen die größte Gruppe dar. Für ihre Bildung werden unter anderem Eisen, Vitamin B12 und Folsäure benötigt. Liegen diese Bausteine nicht in ausreichender Menge vor, kann es zu Blutarmut (Anämie) kommen. Rote Blutzellen versorgen die Körperzellen mit Sauerstoff und entsorgen das Abfallprodukt Kohlendioxid über die Lunge. Weiße Blutkörperchen, die sogenannten Leukozyten, sind bei gesunden Menschen im Vergleich nur in geringer Menge im Blut vorhanden, ihr Anteil liegt nur bei einem Prozent aller Blutzellen. Leukozyten werden auch als „Abwehrtruppe“ bezeichnet, weil sie Fremdstoffe erkennen und Krankheitserreger wie Bakterien und Viren unschädlich machen können. Blutplättchen (Thrombozyten) spielen bei der Blutstillung eine wichtige Rolle. Sie tragen dazu bei, Verletzungen in Blutgefäßen rasch zu verschließen.

Beim Erwachsenen werden die Blutzellen im Knochenmark gebildet, beispielsweise im Beckenkamm, in den Rippen und Wirbelkörpern. Rote und weiße Blutkörperchen sowie Blutplättchen entwickeln sich dort aus den sogenannten Stammzellen. Die verschiedenen Blutzellen reifen dann im Knochenmark aus. Sobald sie funktionsfähig sind, erfolgt der Übertritt in den Blutkreislauf. Lymphozyten, kleine weiße Blutkörperchen, kommt eine Sonderrolle zu: Sie reifen nicht im Knochenmark, sondern im lymphatischen Gewebe heran, um ihre spezifische Bestimmung zu erfüllen. Denn von dort aus können sie ganz gezielt Krankheitserreger wie Viren und Tumorzellen erkennen, markieren und beseitigen lassen.

Die „Lebenserwartung“ von Blutzellen ist relativ kurz. Bei Blutplättchen beträgt sie lediglich acht bis zwölf Tage, bei roten Blutkörperchen immerhin 120 Tage. Pro Sekunde gehen über zwei Millionen Blutkörperchen zugrunde, daher müssen wir ständig für Nachschub sorgen, damit das Blut seinen besonderen Aufgaben nachkommt.Ein gesunder Körper produziert exakt so viele Blutzellen neu wie gerade notwendig, da ein Überschuss durch bestimmte Hemmfaktoren verhindert wird. 

Ein Multitalent mit vielen Aufgaben

Blut wird auch als „flüssiges Organ“ bezeichnet, das beeindruckend viele Aufgaben erfüllt. Mit jedem Herzschlag wirft das Herz etwa 70 Milliliter Blut aus – das sind pro Minute rund fünf Liter, in 24 Stunden etwa 7.200 Liter. Dieser ständige Pumpkreislauf ist nötig, damit das Blut zum Beispiel Nährstoffe wie Eiweiße (Proteine), Kohlenhydrate, Fette und Vitamine zu den Zellen transportieren kann und so den gesamten Körper mit diesen Stoffen versorgt. Umgekehrt werden Schad- und Abfallstoffe vom Blut aus den verschiedenen Organen in die Ausscheidungsorgane (beispielsweise die Nieren) gebracht. In den Lungen nimmt das Blut Sauerstoff auf und trägt ihn zu den Körperzellen. Gleichzeitig wird das Abbauprodukt Kohlendioxid vom Blut zu den Lungen transportiert und dort über die Ausatmung abgegeben.

Über das Blut gelangen auch Hormone und andere Botenstoffe an die Orte, an denen sie ihre Wirkung entfalten sollen. Auf diese Weise nehmen wir beispielsweise wahr, wenn der Blutzucker absinkt, was den Impuls zum Essen auslöst. Auch unsere Körperwärme wird über das Blut verteilt. Dadurch hält es eine konstante Körpertemperatur aufrecht. Die liegt zwischen 36 und 37 Grad Celsius. Ist es kalt, ziehen sich die Gefäße in den Fingern und Zehen zusammen, das Blut zirkuliert im Körperkern und gibt weniger Wärme an die Umgebung ab. Blut sorgt für einen konstanten pH-Wert im Körper und hält unser Säure-Basen-Gleichgewicht aufrecht. Kommt es zu einem Überschuss an Wasser, Salz oder Säure im Körper, so werden diese Substanzen über das Blut abtransportiert, über die Niere ausgeschieden oder über die Lunge reguliert.

Blutgruppen und Rhesusfaktor – warum sind sie wichtig?

Jeder von uns hat „sein eigenes“ Blut. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts weiß man, dass es vier Hauptblutgruppen gibt: A, B, AB und 0. In Deutschland kommen am häufigsten die Blutgruppen A (43%) und 0 (41%) vor. Blutgruppe B (11%) und AB (5%) werden deutlich seltener beobachtet. Unsere Blutgruppe bleibt das ganze Leben lang gleich, da sie in unseren Genen festgelegt ist. Die Blutgruppen werden nach festen Erbregeln an unsere Nachkommen vererbt.

Außer dem beschriebenen AB0-System ist seit etwa 1940 ein weiteres Blutgruppensystem bekannt, das Rhesus-System. Hierbei spielen mikroskopisch kleine Proteinstrukturen auf den roten Blutkörperchen eine wichtige Rolle. Je nachdem, ob bestimmte Merkmale vorliegen oder nicht, wird zwischen Rhesus positiv und Rhesus negativ unterschieden. In Deutschland sind rund 85% der Menschen Rhesus positiv und 15% Rhesus negativ.

Bei Bluttransfusionen müssen die Blutgruppen von Spender und Empfänger übereinstimmen oder verträglich (kompatibel) sein, da es sonst zu Komplikationen kommen kann.

Was Ärzte aus Blutproben ablesen können

Unser Blut sagt eine Menge über unseren Gesundheitszustand aus. Ärzte können anhand einer Blutprobe zum Beispiel überprüfen, ob Leber und Nieren normal funktionieren, ob Blutzucker-, Blutfett- und Hormonwerte in Ordnung sind und ob es Hinweise auf eine akute oder chronische Entzündung gibt. Auch akute und vergangene Infektionen – wie typische Kinderkrankheiten oder Hepatitis – hinterlassen Spuren im Blut. Andere Tests geben Auskunft über den Medikamenten- oder Alkoholspiegel im Blut.

Laufend entwickeln Forscher neue Methoden, um anhand von Blutproben nach gesundheitlichen Risiken oder noch nicht diagnostizierten Erkrankungen zu fahnden. Beispielsweise wurde kürzlich über einen Test berichtet, der bereits Jahre vor dem Auftreten erster Symptome anzeigen kann, ob ein Mensch ein erhöhtes Alzheimer-Risiko in sich trägt. Auch in der Krebsmedizin gibt es immer bessere Diagnostikmethoden. Experten arbeiten derzeit unter anderem an der „Liquid Biopsy“ (flüssige Biopsie), die frei im Blut treibende Tumorzellen oder Erbgut-Abschnitte von Tumorzellen ausfindig machen soll. Auf diese Weise gewinnen Ärzte Informationen über bösartige Erkrankungen. Die Liquid Biopsy kann vielleicht in Zukunft auch zur Krebs-Früherkennung eingesetzt werden. Diese Tests sind aber – bis auf wenige Ausnahmen – heute noch keine Routineverfahren, sondern werden in klinischen Studien eingesetzt.

Blutspenden können Leben retten

„Tinte gibt’s im Kaufhaus. Blut nicht,“ so warb das Deutsche Rote Kreuz um Blutspenden. In dem Slogan steckt einiges an Wahrheit. Blut ist einzigartig und wertvoll, denn es lässt sich nicht künstlich im Labor herstellen, trotz aktueller Forschungen mit Blutersatzstoffen. Ein französisches Start-Up arbeitet mit dem Hämoglobin des gemeinen Wattwurms Arenicola marina als Basis für Kunstblut, andere setzen auf das sogenannte „Blood Pharming“. Hierbei erfolgt die Produktion von Erythrozyten auf natürliche Weise wie im menschlichen Körper, nur wird die „Anzucht“ auf der Grundlage verschiedener Vorläuferzellen ins Labor verlegt.

Bis auf weiteres gibt es keine Alternative zur Blutspende: Wer bei einem Verkehrsunfall oder bei einer Operation viel Blut verliert, kann innerhalb kurzer Zeit auf die Blutspende eines Mitmenschen angewiesen sein. Auch Patienten mit schweren Erkrankungen müssen häufig Bluttransfusionen erhalten. Jeden Tag werden in Deutschland rund 14.000 bis 15.000 Blutspenden benötigt. Dabei kommt es immer wieder zu Engpässen, vor allem in der Ferienzeit. Jeder von uns kann plötzlich auf eine Bluttransfusion angewiesen sein.

Wer darf wie oft Blut spenden und was ist zu beachten?

Blut spenden dürfen Erwachsene ab 18 Jahren. Das Höchstalter für die erste Spende liegt bei 60 Jahren, regelmäßige Spenden sind dann bis zum 68. Lebensjahr erlaubt. Nach einer Blutspende benötigt der Körper Zeit, um den Blutverlust wieder auszugleichen. Daher muss zwischen zwei Blutspenden ein Abstand von mindestens acht Wochen eingehalten werden. Frauen dürfen viermal, Männer sechsmal innerhalb eines Jahres Blut spenden.

Informationen für Blutspende-Neulinge

Zur Blutspende sollten Sie nur gehen, wenn Sie sich fit fühlen. Essen Sie vorab eine Kleinigkeit und trinken Sie reichlich alkoholfreie Flüssigkeiten, vor allem bei sommerlichen Temperaturen. Nehmen Sie zur Blutspende Ihren Personalausweis oder ein anderes gültiges amtliches Personaldokument mit . Erstspender erhalten im Allgemeinen etwa zehn Tage nach der ersten Spende einen Blutspenderpass, in dem die Blutgruppe und der Rhesus-Faktor eingetragen sind. Bitte nehmen Sie dieses Dokument dann zu allen weiteren Spenden mit.

Vor der Blutabnahme wird man Sie bitten, einen Fragebogen auszufüllen, der Ihren Gesundheitszustand und mögliche Infektionsrisiken erfasst. Dieser dient zur Vorbereitung des Gesprächs mit dem Arzt des Blutspendedienstes. Es werden ein paar einfache Untersuchungen durchgeführt (Messung von Blutdruck, Puls und Körpertemperatur) und ein Tropfen Blut aus dem Ohrläppchen oder dem Finger entnommen, um den Blutfarbstoff zu überprüfen. Ist alles in Ordnung, wird man Ihnen innerhalb von etwa zehn Minuten 450 bis 500 ml Blut aus einer Vene entnehmen. Im Anschluss können Sie sich noch etwas ausruhen und eine Erfrischung zu sich nehmen. Nach der Spende wird Ihr Blut im Labor sorgfältig untersucht, bevor es zur weiteren Verwendung freigegeben wird. Beispielsweise werden die Leberwerte bestimmt und nach möglichen Hinweisen auf Infektionskrankheiten gesucht. Sollte etwas Auffälliges festgestellt werden, wird das Blutspendezentrum Sie darüber informieren.

Wem kann ich mit meiner Blutspende helfen?

Die meisten Blutkonserven werden heute zur Behandlung von Krebspatienten benötigt. Auch Patienten mit bestimmten Herz- oder Magen-Darm-Erkrankungen sind oft auf Blutspenden angewiesen. Ebenso benötigen Unfallopfer häufig eine Bluttransfusion. Es gibt viele Blutspendezentren. Blutspendedienste in Ihrer Nähe finden Sie zum Beispiel auf einer Webseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): www.einfachlebenretten.de.

Und vielleicht hilft die Blutspende sogar der eigenen Gesundheit, denn es gibt Hinweise, dass der moderne Aderlass Vorteile für den Spender haben könnte. Zum Beispiel nach einer 2016 im Fachblatt „Transfusion“ veröffentlichten Studie, für die Mediziner der Berliner Charité etwa 300 Spender untersuchten. Demnach profitierten Bluthochdruck-Patienten: Bei ihnen führte eine Blutspende zu einer anhaltenden Normalisierung des Blutdrucks, sofern man statistische Artefakte für diese Beobachtung ausschließen könne.

Blut und Gefühle

Das Lebenselixier Blut fasziniert die Menschen schon immer, und es wird ebenso wie das Herz eng mit unseren Gefühlen in Zusammenhang gebracht. Das zeigen unter anderem folgende Redewendungen:

  • Wir sind mit Herzblut bei einer Sache, die uns wirklich wichtig ist
  • Wir haben Blut geleckt, wenn etwas unser Interesse geweckt hat
  • Jemand begeht kaltblütig ein Verbrechen oder stürzt sich heißblütig in eine Affäre
  • Ein übles Gerücht sorgt für böses Blut
  • Wir schwitzen Blut und Wasser, wenn ein wichtiges Projekt zu scheitern droht
  • Das Blut gerät in Wallung oder gefriert/stockt uns in den Adern
  • Männer schließen Blutsbrüderschaft
  • Unsere Kinder betrachten wir als unser eigenes Fleisch und Blut
  • Blut ist dicker als Wasser soll ausdrücken, dass Blutsverwandtschaft eine stärkere Bindung mit sich bringt als andere Beziehungen

Quellen