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Fehlsichtigkeit bei Kindern erkennen und behandeln

Fehlsichtigkeit bei Kindern ist ein weit verbreitetes Phänomen. Oft bleibt sie jedoch unerkannt. Denn für Babys und Kleinkinder ist ihre Art, die Welt wahrzunehmen, normal, auch wenn sie unter einer Sehschwäche leiden. Umso wichtiger, dass Eltern die Symptome einer beginnenden Fehlsichtigkeit kennen und die Augen ihres Kindes regelmäßig ärztlich überprüfen lassen. Aber worauf genau sollten Sie bei der Auswahl einer Brille achten? Was sind die häufigsten Formen von Fehlsichtigkeit – und was raten Experten, um das Sehvermögen zu erhalten?

Was sind die häufigsten Formen von Fehlsichtigkeit bei Kindern?

Weitsichtigkeit, Kurzsichtigkeit und Astigmatismus, eine Hornhautverkrümmung, sind die häufigsten Formen von Fehlsichtigkeit im Kindesalter. Viele Kleinkinder sind zunächst leicht weitsichtig, werden davon aber in der Regel nicht beeinträchtigt, erklärt Professor Dr. Klaus Rüther vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA): „Die Fähigkeit des Auges zur Akkommodation, also zur Anpassung an unterschiedliche Entfernungen zum betrachteten Objekt, ist in der Kindheit noch sehr ausgeprägt.“

Beträgt die Weitsichtigkeit jedoch nach dem ersten Lebensjahr noch immer mehr als drei Dioptrien oder ist der Unterschied der Sehstärke beider Augen größer als eine Dioptrie, sollte eine Brille getragen werden. Unbehandelt kann eine Ungleichsichtigkeit (Anisometropie) der Augen dazu führen, dass die Sehfähigkeit eines Auges weiter verkümmert und das räumliche Sehen dadurch beeinträchtigt wird.

Auch eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) und das Schielen im Kindesalter sollten behandelt werden. Bei Schielen müsse eine Weitsichtigkeit jedweder Ausprägung mit einer Brille versorgt werden, so Professor Dr. Rüther vom BVA. Ab etwa fünf Jahren tritt bei Kindern zudem häufiger eine Kurzsichtigkeit (Myopie) auf, das Kind sieht also in die Ferne unscharf. Für den Schulunterricht wird hier eine Brille nötig, um zum Beispiel die Schrift an der Tafel klar erkennen zu können.

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Welche Anzeichen einer beginnenden Fehlsichtigkeit gibt es?

Kleine Kinder beklagen sich oft nicht, wenn sie unter einer Fehlsichtigkeit leiden. Wie sie die Welt wahrnehmen, ist für sie normal. Umso wichtiger, dass Eltern auf Anzeichen achten, die auf eine beginnende Sehschwäche hinweisen und die Möglichkeit früher augenärztlicher Untersuchungen nutzen.

Typische Symptome für Sehstörungen bei Babys und Kleinkindern

  • Häufiges Blinzeln, Reiben oder Zusammenkneifen der Augen
  • Ein ständig schräg gehaltener oder auffällig gedrehter Kopf
  • Gereizte, tränende oder geschwollene Augen
  • Schielen, das auch bei einem Kind, das älter als sechs Monate ist, mehrere Sekunden lang anhält
  • Äußerliche Auffälligkeiten wie häufiges Augenzittern oder Veränderungen des Augenlids.

Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter zeigen darüber hinaus oft ein vermeintlich ungeschicktes Verhalten, werfen zum Beispiel Gegenstände um oder stolpern häufig. Auch rasches Ermüden, wenn die Kinder sich konzentrieren sollen, häufige Kopfschmerzen und Lernschwierigkeiten können Anzeichen einer Fehlsichtigkeit sein.

Was passiert, wenn mein Kind trotz Fehlsichtigkeit keine Brille trägt?

Nicht alle Formen der Fehlsichtigkeit müssen korrigiert werden. Die frühkindliche Weitsichtigkeit (Hyperopie) zum Beispiel ist dadurch bedingt, dass der Augapfel im Verhältnis zur Brechkraft von Hornhaut und Linse zu kurz ist. Sie verschwindet häufig durch das natürliche Augenwachstum. Allerdings sollten Eltern unbedingt darauf achten, eine Ungleichsichtigkeit der Augen oder auch eine Myopie, eine Kurzsichtigkeit ihres Kindes, frühzeitig zu korrigieren.

Nicht nur haben kurzsichtige Kinder spätestens in der Grundschule oft Schwierigkeiten beim Lernen, da sie weit entfernte Dinge nicht klar erkennen können, so Christian Müller, Vize-Präsident des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen. Die Myopie entwickle sich zudem oft bis ins Erwachsenenalter weiter und könne selbst im Alter Folgen haben: „Eine hochgradige Myopie von mehr als sechs Dioptrien führt im hohen Lebensalter dazu, dass Augenerkrankungen wie Glaukom (Grüner Star) oder altersbedingte Makuladegeneration bis zu 200-mal häufiger auftreten.“

„Es ist belegt, dass Kinder, die täglich mindestens zwei Stunden bei Tageslicht draußen Zeit verbringen, ihr Risiko, kurzsichtig zu werden, halbieren.”
Prof. Dr. Rüther, Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA)

Das Wachstum einer Myopie kann mit speziellen Kontaktlinsen und Brillengläsern um etwa 60 Prozent verringert werden. Gerade Kinder sollten zudem nicht zu viel Zeit vor digitalen Geräten verbringen. „Kinder, die eine Veranlagung zur Kurzsichtigkeit haben, begünstigen die Entstehung oder auch das Fortschreiten einer Kurzsichtigkeit, indem sie Bücher, Bildschirme oder Smartphones zu dicht vor die Augen halten oder zu lange lesen, ohne den Fokus ab und zu in die Ferne zu richten“, erklärt Professor Dr. Rüther vom Berufsverband der Augenärzte Deutschlands. Umgekehrt sei Bewegung im Freien, wo sich der Blick immer wieder auf weit entfernte Objekte richte, zur Vorsorge sinnvoll.

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„Es ist belegt, dass Kinder, die täglich mindestens zwei Stunden bei Tageslicht draußen Zeit verbringen, ihr Risiko, kurzsichtig zu werden, halbieren“ so Professor Rüther.

Auch eine Ungleichsichtigkeit der Augen kann im Kleinkindalter noch relativ einfach korrigiert werden. Zum Beispiel, indem der Seheindruck des stärkeren Auges zeitweise mit einem Pflaster oder einer Folie auf dem Brillenglas unterdrückt wird, sodass das Gehirn lernt, auch den Seheindruck des schwächeren Auges zu verarbeiten. Schielt das Kind, kann zusätzlich eine Operation notwendig sein. Wichtig sei, mit der Behandlung der Schwachsichtigkeit (Amblyopie) frühzeitig zu beginnen, so Professor Dr. Rüther: Im Jugendalter verringerten sich die Chancen auf Erfolg.

Welche Möglichkeiten ärztlicher Vorsorge können Eltern nutzen?

Im Rahmen der gesetzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen beim Kinderarzt, den sogenannten U-Untersuchungen, wird insgesamt dreimal der Sehsinn überprüft, nämlich bei der U5, U8 und U9:

  • Die U5 ist zwischen dem 6. und 7. Lebensmonat empfohlen,
  • Die U8 im Alter von etwa 3 ½ bis 4 Jahren,
  • Die U9 kurz vor dem Schulbeginn mit 5 Jahren.

Beim Verdacht auf eine Fehlsichtigkeit sollten Eltern aber auf jeden Fall auch zwischen den gesetzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen einen Augenarzt aufsuchen, um eine Sehschwäche frühzeitig erkennen und korrigieren zu können.

Mein Kind braucht eine Brille – worauf sollte ich achten?

Fazit: Fehlsichtigkeit lässt sich auch im Kindesalter gut beheben

Bereits im Baby- und Kleinkindalter lässt sich Fehlsichtigkeit gut korrigieren. Nutzen Sie als Eltern die gesetzlich empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen, um eine Fehlsichtigkeit Ihres Kindes frühzeitig zu erkennen, und achten Sie darüber hinaus auf typische Anzeichen wie Kopfschmerzen, gereizte und tränende Augen oder auch Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten. Eine Brille ist heute längst kein Makel mehr. Modische und angenehm zu tragende Modelle bieten Ihrem Kind die Chance, sich gesund zu entwickeln und die Welt um sich herum endlich wieder klar und in ihrer ganzen Schönheit wahrzunehmen.

Weitere Informationen:

Checkliste „Ab wann zum Augenarzt?“ des Bundesverbands der Augenärzte Deutschlands (BVA):   https://www.augeninfo.de/offen/index.php?themenseite=Checkliste-Ab-welchem-Alter-zum-Augenarzt

Quellen