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Das müssen Sie über die GesundheitsID wissen

Die Digitalisierung im Gesundheitswesen hat einen weiteren Treiber: Mit der digitalen GesundheitsID zieht auf Millionen Smartphones eine Alternative zur klassischen Gesundheitskarte ein. Diese GesundheitsID soll den Zugang zum Gesundheitswesen erleichtern und Nutzern neue digitale Anwendungen bieten.

Seit dem Jahresbeginn 2024 gibt es im deutschen Gesundheitswesen eine neue Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, sich zu legitimieren und Zugang zu Online-Diensten zu erhalten. Die GesundheitsID (ID als Kurzform für Identität) ist ein Angebot, das im Zuge der Digitalisierung des Medizinsektors durch die schwarz-rote Bundesregierung unter Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beschlossen wurde. 

Mit dem Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz vom Juni 2021 hat der Bundestag das Vorhaben zur Pflicht für die Behörden und Akteure im Gesundheitswesen gemacht. Wir erklären, was die GesundheitsID ist und was sie für einzelne Versicherte verändert.

Wie funktioniert die GesundheitsID?

Die GesundheitsID ist eine eindeutig festgelegte Identifikationsnummer, mit der sich Versicherte im Gesundheitswesen digital legitimieren. Sie dient als Alternative zur Legitimation mittels Gesundheitskarte. Damit ist sie vor allem für rein digitale Angebote die Zugangsvoraussetzung. Versicherte haben mit der Gesundheits-ID eine digitale Identität, mit der sie etwa an Gesundheitsdaten kommen. Für die Einrichtung und den Betrieb der GesundheitsID brauchen Versicherte ein Smartphone, auf dem sie diese Identität mit einer App anlegen und verwalten.

„Zudem wird es (ab 2026) möglich sein, in Arztpraxen den Versicherungsnachweis mit GesundheitsID auf dem Handy zu erbringen. ”

Zudem wird es ihnen (geplant ab 2026) möglich sein, in Arztpraxen ihren Versicherungsnachweis mit GesundheitsID auf dem Handy zu erbringen – sofern das Mobiltelefon über einen NFC-Chip verfügt. Mit diesen „Near-Field-Communication“-Chips können Daten zwischen Mobiltelefon und Lesegeräten kontaktlos übertragen werden, wie es auch beim kontaktlosen Bezahlen mit Bank- und Kreditkarten funktioniert. Bei modernen Smartphones gehört NFC zur Standardausstattung. Dann bräuchten diese Nutzer keine Krankenkassenkarte mehr für die Behandlungen von Ärzten oder Therapeuten.

Welchen Nutzen hat die GesundheitsID?

Im Kern geht es darum, ohne elektronische Gesundheitskarte Zugang zu Funktionen des Gesundheitswesens zu haben. Seit dem Start im Jahr 2024 ermöglicht die GesundheitsID nun den Login zu Kernfunktionen des digitalen Gesundheitswesens. Zum einen bietet die GesundheitsID Zugang zu gematik – der Nationalen Agentur für Medizin – und den E-Rezept-Apps der Krankenkassen. Das heißt, vom Handy aus können die Nutzer der GesundheitsID sich sicher einloggen, um ihre elektronischen Rezepte zu verwalten und an bestimmte Apotheken zu übermitteln.

Eine weitere Funktion ist der Zugang zur elektronischen Patientenakte (ePA), die für den besseren Austausch von Daten und damit für die gesteigerte Behandlungsqualität bedeutsam ist. Einzelne Krankenkassen nutzen die GesundheitsID zudem als Zugangslegitimation für eigene digitale Anwendungen. „Perspektivisch wird dadurch auch die Nutzung des TI-Messengers, der digitalen Gesundheitsanwendungen, die Identifikation bei der Videosprechstunde sowie weiteren Gesundheitsapps möglich“, heißt es auf envivas-Anfrage aus dem Bundesgesundheitsministerium. 

Zusätzlicher Nutzen: Gesundheitsangebote sollen ortsungebunden und auch unabhängig von teuren Hardware-Geräten wie Kartenterminals und Telematik-Konnektoren verfügbar sein.

Was erwartet sich die Bundesregierung von der ID?

Dank der GesundheitsID können Patienten und Ärzte auf ein digitales Netzwerk zugreifen. Die Abläufe seien nutzerfreundlich, effizient und sicher. So heißt es aus dem Bundesgesundheitsministerium. Ein Beispiel sei in der Telemedizin das Zusammenspiel von Terminbuchung, ePA-Nutzung und Kommunikationsdiensten, „so dass Arzt und Patient im Kontext einer telemedizinischen Leistung sicher kommunizieren und auch die Daten in der ePA nutzen können.“ 

Ein weiteres Beispiel: die von Sensoren zur dauerhaften Blutzuckermessung erhobenen Daten könnten künftig für eine personalisierte Diabetesversorgung genutzt werden.

Wie kommen Versicherte an ihre GesundheitsID?

Gesetzlich Versicherte beantragen ihre GesundheitsID über ihre jeweilige Kasse – und hier wiederum im Normalfall über von den Kassen eingerichtete Smartphone-Apps. Beim Anlegen der ID in diesen Apps benötigen die Anwender einen sicheren Nachweis ihrer Identität. Hier ist maximaler Datenschutz vorgesehen, sodass dieser Nachweis auf dem Mobiltelefon über zwei Methoden möglich ist: Entweder durch Eingabe der Personalausweisnummer in Verbindung mit der PIN, die mit dem Personalausweis ausgeteilt wurde. 

Oder Versicherte nutzen die Identifikationsnummer auf ihrer elektronischen Gesundheitskarte in Verbindung mit einem dafür ausgestellten Code. Diesen Code jedoch hat man nicht standardmäßig, sondern muss ihn zunächst bei der Krankenkasse beantragen. Der zweigleisige Anmeldeprozess hat durchaus Kritik auf sich gezogen.

„Diese Doppelstruktur aus Gesundheitskarte und Code auf der einen und Personalausweis und PIN auf der anderen Seite erschwert die allgemeine Akzeptanz, führt zu Verwirrung bei den Versicherten und erzeugt höheren administrativen Aufwand“, hat etwa Alexander Krauß, Leiter der sächsischen Landesvertretung der Techniker Krankenkasse, die aktuelle Regelung kritisiert. Im Bundesgesundheitsministerium weist man zudem auf die Möglichkeit der Identifikation in Geschäftsstellen der Krankenversicherungen sowie auf den Identitätsnachweis im Post-Ident-Verfahren hin.

Wie kann die Anmeldung zur GesundheitsID einfacher werden?

Ein relevanter Schritt soll die Einführung des Apotheken-Ident-Verfahrens sein. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums wird es ab 2025 möglich sein, sich in Apotheken für die Nutzung der GesundheitsID zu legitimieren. Ursprünglich war das schon für Mitte 2024 geplant. Dies soll mit einem amtlichen Ausweisdokument in Apotheken geschehen. Was die Anwendung der GesundheitsID anbetrifft, drängt auch die gematik auf komfortablere Lösungen

„Weit verbreitete Verfahren wie Face-ID gelten deutschen Behörden zufolge als zu unsicher für den Umgang mit Gesundheitsdaten. ”

Bislang ist ein biometrisches Freischalten (mit Gesichtsparametern am Smartphone wie etwa beim Online-Banking) nicht gestattet. Das bedeutet, weit verbreitete Verfahren wie Face-ID gelten den deutschen Behörden zufolge als zu unsicher für den Umgang mit Gesundheitsdaten. „Die gematik und die Krankenkassen setzen sich für eine dauerhaft einfache und komfortable Anmeldung ein, damit digitale Anwendungen von möglichst vielen Menschen in Deutschland genutzt werden“, heißt es dazu auf der Website der gematik.

Können auch Privatversicherte eine GesundheitsID nutzen?

Ja, auf Seiten der technischen Infrastruktur der gematik ist dies vorgesehen. Jedoch ist die Umsetzung Sache der jeweiligen privaten Anbieter. Das bedeutet: Versicherte erfahren bei ihren jeweiligen privaten Krankenversicherungen, ob und wie sie Zugang zur GesundheitsID bieten.

Gibt es eine Pflicht, die GesundheitsID zu nutzen?

Nein. Der Gesetzgeber hat keine Pflicht vorgesehen und setzt auf Freiwilligkeit. So waren Mitte September etwa 1,6 Millionen Menschen im Besitz einer GesundheitsID – bei etwa 73,6 Millionen gesetzlich und etwa 8,7 Millionen privat Versicherten. Konkrete Ziele für die Anzahl der Nutzer zu bestimmten Zeitpunkten nennt das Bundesgesundheitsministerium nicht. „Perspektivisch können alle Versicherten eine Gesundheits-ID erhalten“, lautet die Antwort auf die Frage nach Ziel- und Richtwerten.

Funktioniert die GesundheitsID auch ohne Smartphone?

Nein. Die GesundheitsID ist eine Alternative zum Nutzen der elektronischen Gesundheitskarte, die bereits seit 2015 im Gesundheitswesen eingesetzt wird. Wer kein Smartphone hat, kann mit der elektronischen Gesundheitskarte zum Beispiel seine E-Rezepte in Apotheken einlösen. Dies funktioniert über die vorhandene Telematik-Infrastruktur.

Wie sicher sind die Daten der GesundheitsID?

Bei der Einführung der GesundheitsID hat sich der technische Dienstleister gematik mit dem Bundesbeauftragten für den Datenschutz und dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik abgestimmt. Die Daten der GesundheitsID liegen auf Servern in Deutschland. Zudem müssen die Anwender regelmäßig ihre Identitäten bestätigen. Die erwähnten Anmeldeverfahren gewährleisten zudem, dass eine sogenannte Zwei-Faktor-Identifikation dauerhaft hohe Sicherheit vor dem unberechtigten Zugriff auf die GesundheitsID bietet.

Tim Farin

Autor

Tim Farin ließ sich an der Deutschen Journalistenschule München ausbilden. Zu seinen Schwerpunkten zählen Sport, Fitness und Gesundheit. Als leidenschaftlicher Rennradfahrer und Marathonläufer kennt er sich mit dem Herz-Kreislauf-System bestens aus und hat mit Prof. Klaus Bös und Prof. Getrud Winkler das Buch „Fit in 12 Wochen“ veröffentlicht.