autofahrer-nimmt-tabletten
  1. Startseite
  2. Magazin
  3. Gesundheit
  4. Medikamente am Steuer: Das sollten Autofahrer bei Schnupfen und Husten beachten

Medikamente am Steuer: Das sollten Autofahrer bei Schnupfen und Husten beachten

Im Winter kann die Nase laufen und der Hals kratzen. Es folgt schnell der Griff zur Hausapotheke. Viele Autofahrer nehmen dann Schnupfenspray, Hustensaft oder Augentropfen. Doch Vorsicht: Manche Medikamente können die Fahreignung beeinflussen. Bei einem selbstverschuldeten Unfall durch Medikamenteneinfluss kann die Kaskoversicherung die Zahlung verweigern und der Autofahrer die Fahrerlaubnis verlieren!

Die Augen tränen, der Hals kratzt und die Nase läuft in einer Tour. Wenn im Winter die Erkältungszeit anbricht, leiden auch viele Autofahrer unter den Symptomen. Dann hilft meist etwas aus der Hausapotheke, um die Leiden ein wenig zu lindern. Doch aufgepasst: Auch rezeptfreie Medikamente wie Hustensaft oder Erkältungsgetränke können die Fahreignung drastisch reduzieren und sich auf das Fahrverhalten negativ auswirken.

Viele Medikamente gegen Erkältung und Schnupfen haben generell Einfluss auf die Fahrsicherheit, unter anderem: 

  • Augentropfen
  • Erkältungsmittel
  • Hustensäfte
  • Nasensprays
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel

Was sollten Autofahrer im Winter bei Husten und Schnupfen beachten?

„Autofahrer sollten vor jedem Fahrtantritt darüber nachdenken, ob sie fit genug sind, ein Kraftfahrzeug zu führen. Dies könnte bei entsprechenden Anzeichen einer Erkrankung auch von Familienangehörigen und Mitfahrenden gefragt werden“, rät Torsten Buchmann vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR). Das Einnehmen von Medikamenten, auch rezeptfreien, kann die Fahreignung beeinträchtigen.

Wer sich nicht gut fühlt, sollte möglichst aufs Autofahren verzichten. Denn mit einer Erkältung und Fieber, Kopfschmerzen, Schnupfen, Halsschmerzen oder Reizhusten nimmt die Konzentration und Aufnahmefähigkeit für den Straßenverkehr ab. Zusätzlich kann sich die Reaktionszeit bei plötzlich auftauchenden Ereignissen deutlich verlängern. 

„Neben rezeptpflichtigen gibt es auch zahlreiche ohne Rezept erhältliche Medikamente, bei denen es wichtig ist zu wissen, ob die Fahrtüchtigkeit durch deren Einnahme beeinträchtigt werden kann“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e. V. Denn auch rezeptfreie Medikamente wie Erkältungssäfte können sich negativ auf das Wahrnehmungs- und Urteilsvermögen auswirken. Darunter fallen auch Präparate wie Hustensäfte, Schnupfensprays oder Erkältungsmittel.

„Neben rezeptpflichtigen gibt es auch zahlreiche ohne Rezept erhältliche Medikamente, bei denen es wichtig ist zu wissen, ob die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt werden kann.”
Apotheker Thomas Preis

„Erkältungsmittel mit stimulierenden Substanzen, wie beispielsweise Koffein, führen kurzfristig zu einer subjektiv empfundenen Verbesserung der Symptome. Man fühlt sich euphorisiert und fahrtauglich, unterschätzt aber möglicherweise Gefahren im Straßenverkehr“, sagt Torsten Buchmann vom DVR. Bei Nachlassen der Wirkung folgt eine schnelle Ermüdung und damit Verschlechterung der Reaktionsfähigkeit.

Welche Medikamente können die Fahreignung beeinflussen?

Viele Medikamente können negative Auswirkungen auf die Fahrsicherheit haben, darunter Narkose- oder lokale Betäubungsmittel, Psychopharmaka, Allergiemittel, Augenpräparate, Schmerzmittel, Medikamente gegen Husten und Erkältung, Bluthochdruck- und Diabetes-Medikamente sowie schlaffördernde Mittel. „Auch die Kombination verschiedener Medikamente kann die Fahrtüchtigkeit einschränken. Wenn es um Medikamente und ihre Wirkung geht, ist die Apotheke vor Ort der richtige Ansprechpartner“, sagt Thomas Preis.

„Einige Medikamente enthalten Alkohol im zweistelligen Prozentbereich, wie einige der bekannten Husten- und Erkältungssirups. ”

Einige Medikamente enthalten Alkohol im zweistelligen Prozentbereich, wie einige der bekannten Husten- und Erkältungssirups. Alkohol beeinflusst unter anderem das Konzentrations- und Wahrnehmungsvermögen und steigert die Risikobereitschaft. Abstände, entgegenkommende Autos und die eigene Geschwindigkeit werden häufig falsch eingeschätzt.

autofahrer-ist-nicht-fahrtuechtig

Schon ab 0,2 Promille Blutalkohol kann sich das Konzentrationsvermögen verschlechtern und die Bewegungskoordination nimmt ab. Ab 0,5 Promille reagieren Menschen deutlich langsamer, ab 0,8 Promille kommt es zu einem Tunnelblick durch Einschränkung des Gesichtsfeldes. Nicht zu vergessen: die emotionalen Veränderungen bei Menschen mit Alkohol im Blut. Alkohol beeinflusst massiv das Verhalten. Nach der Einnahme von Medikamenten sollte man auf den Verzehr von Alkohol verzichten. Denn Alkohol kann den Abbau von Medikamenten hemmen oder auch die Wirkung der Medikamente verstärken. 

Erkältete Autofahrer sollten auch beachten, dass sie nach der Einnahme von Grippemitteln oder anderen Medikamenten am Vorabend auch noch am nächsten Morgen beeinträchtigt sein können. Denn die Wirkung von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln kann sehr lange andauern, bis zu 16 Stunden, sodass Autofahrer am nächsten Morgen noch nicht wieder fit sind.

„Die Wirkung von Schlaf- oder Beruhigungsmitteln kann bis zu 16 Stunden andauern, sodass Autofahrer am nächsten Morgen noch nicht wieder fit sind. ”

Bei welchen Tabletten darf man kein Auto mehr fahren?

Rechtlich gesehen ist jeder Autofahrer für seine Fahrsicherheit selbst verantwortlich. Gesetzlich ist es nicht verboten, Medikamente einzunehmen und danach Auto zu fahren. Jeder Autofahrer muss vor Fahrtantritt selbst entscheiden, ob er sein Fahrzeug sicher im Straßenverkehr bewegen kann. 

Aber: Je nach Medikament kann der Blutalkoholwert des Autofahrers steigen, sodass die Promillegrenze von 0,3 überstiegen wird. Über 0,5 Promille liegt mindestens eine Ordnungswidrigkeit vor – und dabei ist es unerheblich, ob der Alkohol durch Wein oder Bier in die Blutbahn gelangt oder durch ein Medikament. Auch bei der Einnahme von Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepinen oder Aufputschmitteln wie Amphetaminen kann der Autofahrer nach einem Unfall rechtliche und finanzielle Probleme bekommen.

„Auch bei der Einnahme von Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepinen kann der Autofahrer nach einem Unfall rechtliche und finanzielle Probleme bekommen. ”

Bei einem selbstverschuldeten Unfall kann die Kaskoversicherung die Zahlung verweigern und der Autofahrer kann die Fahrerlaubnis verlieren – auch bei Medikamenteneinfluss. 

Wichtig zu wissen: Wenn die Fahrtauglichkeit durch Medikamente stark beeinträchtigt ist und Fahrfehler passieren, können Autofahrende auch wegen einer Trunkenheitsfahrt nach Strafgesetzbuch (StGB) § 316 verklagt werden. Nach dem Straßenverkehrsgesetz (StVG) § 24a handelt ordnungswidrig, wer berauschende Mittel zu sich nimmt und anschließend ein Kraftfahrzeug führt.

Wie erkennen Autofahrer, welche Medikamente die Fahreignung beeinflussen?

Von den derzeit rund 55.000 in Deutschland zugelassenen Medikamenten gibt es keine Übersicht über die Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit. Autofahrer, die Medikamente einnehmen, sollten vorher ihren Arzt oder Apotheker fragen, ob die Fahreignung dadurch beeinträchtigt wird. Das gilt auch für rezeptfreie Medikamente. Selbst das weit verbreitete Ibuprofen gegen Glieder- und Kopfschmerzen kann zu Müdigkeit und Schwindel führen. 

„Von den derzeit rund 55.000 in Deutschland zugelassenen Medikamenten gibt es keine Übersicht über die Beeinträchtigung der Fahrtauglichkeit. ”

„Das Einzige, was hilft: Vor der Einnahme von Erkältungsmitteln Beipackzettel lesen oder in der Apotheke des Vertrauens nachfragen“, rät auch Torsten Buchmann vom DVR. „Häufig gibt es Medikamente, die für Autofahrer besser geeignet sind. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn das Arzneimittel zum ersten Mal eingenommen wird“, sagt Thomas Preis.

patientin-erkundigt-sich-bei-apotheker

Ob es bei der Medikamenteneinnahme zu Nebenwirkungen kommen kann, hängt auch mit Alter, Gewicht und Geschlecht, etwaigen Erkrankungen und Arzneimitteltherapien des Patienten zusammen – ähnlich wie beim Verzehr von Alkohol. Dazu kommen noch Häufigkeit der Einnahme und die Dosierung des Medikaments. „Wann und über welchen Zeitraum ein Arzneistoff die Fahrsicherheit tatsächlich beeinträchtigt, lässt sich pauschal nicht bestimmen. Die Wirkweise von Arzneimitteln ist individuell unterschiedlich“, sagt Thomas Preis.

Was dürfen Autofahrer, wenn sie gesundheitlich angeschlagen sind?

Wer sich krank und elend fühlt, gehört ins Bett und nicht hinters Lenkrad. Doch manche Menschen schleppen sich krank zur Arbeit oder zu einem Termin – und nutzen für die Fahrt ein Auto. Wichtig sind nach der Einnahme von Medikamenten die Selbstwahrnehmung und die Fragen nach: 

  • Fühle ich mich zum Autofahren fit genug?
  • Darf ich nach der Einnahme von Medikamenten noch Auto fahren? 
  • Was steht auf dem Beipackzettel?
  • Gibt es eine Alternative zum Autofahren? 

„Verkehrsteilnehmer verhalten sich korrekt, wenn sie sich vor Fahrtantritt ernsthaft hinterfragt haben, ob sie trotz Erkrankung tatsächlich fähig sind, im Straßenverkehr ein Kfz sicher zu führen“, sagt Torsten Buchmann. Wer sich schummrig, benommen, unwohl, aufgekratzt oder sonst ungewöhnlich fühlt, sollte aufs Autofahren besser verzichten.

Icon, das einen Experten/eine Expertin symbolisiert. Symbol für die Envivas Fach-Experten.

Torsten Buchmann

Experte

Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR)

Icon, das einen Experten/eine Expertin symbolisiert. Symbol für die Envivas Fach-Experten.

Thomas Preis

Experte

Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein e. V. 

Fabian Hoberg

Autor

Fabian Hoberg schreibt meist über Autos und Mobilität. Der gelernte Kfz-Mechaniker und studierte Diplom-Journalist begeistert sich seit seiner Jugend für Autos und Technik. Als passionierter Langstreckenläufer kommen die Themen Sport, Gesundheit und Ernährung hinzu. Eine gute Kombination, um für das Gesundheitsmagazin zu schreiben.