Die besten Fitness-Apps: Der smarte Weg zum gesünderen Körper?

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von Tim Farin

Nach dem Winter ist vor der Bikinizeit – viele Menschen suchen inzwischen die Hilfe digitaler Fitnessprogramme, um in Form zu kommen. Das kann motivieren – aber hat auch seine Tücken. Das Feedback zu meiner Aktivität kann vor falschem Trainieren (noch) nicht schützen. 

Freundinnen feuern beim Laufen virtuell an

Wenn der Applaus über ihren Kopfhörer ertönt, spürt Mia Joksimovic einen Push. „Das motiviert schon“, sagt die Studentin der Wirtschaftspsychologie aus Köln. Sie liebt es zu joggen und nutzt dabei eine digitale Unterstützung.

Wenn sie losläuft, startet sie die App „Runtastic“ auf ihrem Smartphone. Ihre Freundinnen feuern sie dann virtuell an, nach dem Lauf vergleicht sie ihre Leistungen und tauscht sich mit ihrem sozialen Netzwerk aus. „Ich kann auch sehen, welche Fortschritte ich schon gemacht habe“, sagt Joksimovic.

Ihre Lauf-App ist nur eine in der riesigen und weiterhin wachsenden Auswahl an Apps, die beim gesünderen Leben helfen sollen. Sie versprechen den Menschen auf die eine oder andere Weise zu assistieren, fitter, stärker, schlanker und gesünder zu werden. Die Fitness-App-Anbieter hoffen, von dem anhaltenden Digitalisierungs-Boom zu profitieren.

„Trainieren Sie jederzeit, überall“, heißt es bei Seven, „motivierendes Fitness-Training, an dich und dein Leben angepasst“, bei Gymondo. Kurz: Das entsprechende Smartphone-Programm soll Usern helfen, einen besseren Lebensstil zu führen.

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Große Bandbreite an Nutzenversprechen per App

Die Bandbreite der Angebote ist enorm, der Nutzen unterscheidet sich. Es gibt solche Applikationen, mit denen man die eigene Leistung etwa beim Laufen oder Radfahren aufzeichnet und sie mit anderen teilt. Dann gibt es Fitness-Apps, die mit einem gezielten Programm helfen sollen, den körperlichen, muskulären Zustand zu verbessern. Man gibt ein Ziel wie Kräftigung oder Gewichtsabnahme ein und erhält einen Trainingsplan und Übungen.

Es gibt aber auch speziell fürs Abnehmen Applikationen, in denen ebenfalls die körperliche Aktivität erfasst wird. Sie tracken die gesamte Ernährung und berechnen so, ob die User zu viel oder zu wenig gegessen haben. Viele Apps arbeiten also mit verschiedenen Mechanismen, aber einem Ziel: fitter und gesünder zu leben.

„Es gibt große Gruppen in der Bevölkerung, die sich von den Angeboten der Fitness-Apps angesprochen fühlen“, beobachtet Ingo Froböse, Professor für Prävention und Rehabilitation an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Sich fit halten, auch ohne Wege zur Arbeit und ins Fitnessstudio die Form wahren, das sind ohnehin Dauerthemen. Aber seit einigen Monaten sind sie noch relevanter geworden. Nicht zuletzt auch deswegen, weil medial seit Beginn der Infektionsschutzmaßnahmen über mögliche Schäden für Körper und Seele berichtet wird.

Fakt ist: Wer sich im Alltag weniger bewegt, wer weniger Strukturen hat, der gerät auch in Gefahr, körperlich abzubauen. „Die Nachfrage nach Apps gehört in diesen Zusammenhang, weil sie uns einfache Hilfe in Aussicht stellen, um unsere Ziele zu erreichen“, erklärt Froböse. Tippe zu Kurztrainings im Arbeitsalltag finden Sie in unserem Artikel „Fit in 20 Minuten“.

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Schon nach sieben Tagen steht fest, ob der User sein Ziel erreicht

Die Hoffnung kursiert schon lange: Fitness-Technologie möge nicht nur dem einzelnen, sondern gleich dem ganzen Gesundheitswesen dienen. Tatsächlich lässt sich ein positiver Zusammenhang zeigen zwischen der Installation von Fitness-Apps und den Einstellungen, der Verhaltenssteuerung und körperlichen Aktivitäten.

Psychologen aus Italien und Österreich verglichen zwei Gruppen von Teilnehmern: die einen sollten zwei Wochen lang eine Fitness-App nutzen, die anderen bekamen keine solche Anweisung. Der Einsatz der App veränderte nicht nur die Sichtweise gegenüber den digitalen Hilfsmitteln, sondern auch die tatsächliche körperliche Aktivität.

Je entschlossener man die Sache angeht und je deutlicher man sich dem Training mit der App widmet, desto mehr wird auch auf lange Sicht dabei herumkommen. Das ist ebenfalls eine Lehre aus der Forschung. So zeigten drei amerikanische Wissenschaftler anhand der App MyFitnessPal, dass die Entschlossenheit in der ersten Woche über den längerfristigen Erfolg bei der Gewichtsreduktion entscheidet.

Schon nach sieben Tagen lasse sich zu 79 Prozent voraussagen, so die Forscher, ob die entsprechende Person ihr langfristiges Ziel erreichen werde.

User können Nutzen und Gefahr von Trainingsplänen nicht einschätzen

Hier liegt auch der Bonus der Apps: Sie sind jederzeit abrufbar. „Fitness-Apps haben den enormen Vorteil, dass sie heute fast jedem zugänglich sind“, sagt der Kölner Trainer Vladimir Sekanic, Betreiber des „V-Training Bootcamp“ in Köln. „Es lässt sich feststellen, dass Menschen über Apps Zugang zu Bewegung finden – das ist natürlich immer besser, als inaktiv zu sein.“

Für Sekanic ist klar: mobile Applikationen sind häufig nicht nur ansprechend gestaltet, sondern auch gut konsumierbar. Sie bieten beispielsweise spielerische Aspekte, die die Motivation erhöhen, sie machen mit allerlei Belohnungen und grafisch aufbereiteten Statistiken die eigenen Fortschritte jederzeit nachvollziehbar. „Das ist anregend, gerade für Einsteiger“, sagt er. Wenn es etwa ums Laufen geht, findet auch er Apps motivierend.

Allerdings hat er ebenso wie der DSHS-Professor Froböse Zweifel, ob sich nur mit Apps bei den meisten Menschen auf Dauer etwas herausholen lässt: „Grundsätzlich fehlt es bei den Apps an einer Komponente, die für gesundes Training entscheidend ist: die Kontrolle durch einen Trainer.“ Froböse geht davon aus, dass nur der kleinste Teil der App-User über das Vorwissen und Körpergefühl verfügt, um Nutzen und Gefahren von Trainingsplänen oder Kraftübungen einschätzen zu können.

Das sieht auch Praktiker Sekanic so: „Selbst, wenn in einer App Burpees (Übungen zum Ganzkörpertraining) perfekt erklärt sind – was die Nutzer dann tatsächlich machen, kann etwas völlig anderes und im Zweifel sogar gefährlich sein.“ Auch Froböse nennt das Wort „Risiko“: Falsches Training oder übertriebene Ziele auf eigene Faust können durchaus negativ wirken.

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Negative Effekte bei Menschen mit Essstörungen

Andrea Holtermann, Sport-Lehrerin und -therapeutin aus Köln, bestätigt die Einschätzung. Sie betreut eine Handballmannschaft, alles erfahrene Sportler. Diese Gruppe schafft es, mit Einsatz einer Lauf-App die eigene Motivation zu erhöhen. Zugleich erlebt sie in einer anderen Gruppe von Männern Mitte 50 genau das Gegenteil: „Es mangelt am Zugang zur Technik, es fehlt oft an Vorwissen und mitunter sind die Nutzer einfach von dem Informationsüberangebot solcher Apps überfordert“, sagt Holtermann.

Auch Misstrauen ist dabei: Für die meisten Apps muss man sich registrieren, Daten abgeben – das mögen viele Menschen nicht. Außerdem ist, gerade bei Fitness-Apps mit Trainingsprogramm, oft schnell ein Bezahl-Abo fällig. „Das schreckt ab“, beobachtet Holtermann.

In einem anderen, aber noch schlechteren Fall verschärfen die Apps in ihrer Logik gar ungesunde Verhaltensmuster, etwa Essstörungen. Eine britische Studie sollte zum Nachdenken anregen, denn die Wissenschaftler fanden heraus, dass Fitness-Apps bei jungen Erwachsenen häufig negative Effekte bewirken, etwa Schuldgefühle, Selbstisolierung, Angst vor negativen Konsequenzen und auch das Gefühl, von der App kontrolliert zu werden.

Gerade im Zusammenhang mit Gewichtsabnahme kann aus der Kontrolle des eigenen Verhaltens auch ein fragwürdiges Muster erwachsen. Jedenfalls nutzen die Teilnehmer einer Studie zu Essstörungen in 75 Prozent der Fälle eine solche App – und die meisten schrieben dem Programm einen Anteil an ihrer Erkrankung zu. Und ob sich größere Zielgruppen von Gewichts-Apps zu einer gesünderen Lebensweise hinreißen lassen, ist zumindest wissenschaftlich zweifelhaft.

Es fehlt das echte Feedback des Trainers

Können Apps auf lange Sicht dazu führen, dass mehr Menschen dauerhaft fitter und gesünder sind? Forscher sehen zwar viel Potential, aber wenig messbaren Nutzen der vorhandenen Apps in der Gegenwart. Auch Sportwissenschaftler Froböse hält das Angebot im Markt eher für eine Vorstufe. Die Anbieter sammeln die Daten von Usern, um Verständnis und bessere Programme zu bauen – doch davon profitierten die Kunden bisher nicht persönlich.

„Manche suggerieren zwar, dass sie den Nutzern ein individuelles Trainingsprogramm zusammenstellen, aber das ist bei genauerer Betrachtung nirgendwo der Fall“, analysiert Froböse. Die persönliche Rückmeldung, die ein Trainer gibt, sei heute durch das Feedback aus Apps noch nicht zu erreichen. „Es muss immer darum gehen, einen geschlossenen Kreislauf zu erreichen“, sagt Froböse.

So bleibt es beim „Einerseits, andererseits“: Je weniger Vorkenntnisse jemand hat, je schwieriger die Übungen oder Ziele zu erreichen sind, desto eher wird er auf Feedback angewiesen sein. Ansonsten droht der Nutzen der App ins Gegenteil umzuschlagen.

Ausgewählte Apps

Gymondo

Bei Gymondo handelt es sich um einen Workout-Anbieter, der eine große Auswahl an Trainingsvideos bereitstellt und verschiedene Programme anbietet, etwa „Schlank in 10 Wochen“ oder „Express Fat Burner“. Die Nutzer erhalten aus dem Kursangebot ein passendes Workout-Programm. Zudem bietet Gymondo einen Ernährungsplan.

MyFitnessPal

Die App ist vor allem für Menschen gedacht, die ihre Kalorienbilanz und somit ihr Gewicht unter Kontrolle behalten wollen. In der App gibt man sämtliche Speisen und Getränke ebenso ein wie sportliche Aktivitäten. Das Gewicht wird regelmäßig hinterlegt. Die App soll dabei helfen, das Ernährungsverständnis zu erhöhen und so die eigene Fitness zu steigern.

Runtastic

Runtastic zeichnet mittels GPS-Signal die zurückgelegte Laufstrecken auf. Die zu Adidas gehörende App erfasst somit diese Läufe auf einer Landkarte, berechnet Geschwindigkeit und Distanz. Alle zurückgelegten Strecken lassen sich in der App betrachten, viele Statistiken durchsuchen. Wer sich registriert, tritt auch einem sozialen Netzwerk bei, in dem man sich mit Freunden austauscht und gegenseitig motiviert.

Seven

Die App Seven ist auf effizientes Training auf eigene Faust angelegt. User wählen ihr Ziel und erhalten dann auf ihre persönliche Verfügbarkeit zugeschnitten jeweils kompakte Trainingsprogramme mit Übungen zum Nachturnen. Die Darstellung der Übungen ist computeranimiert und simpel gehalten. Auch Seven stellt die Statistiken zur eigenen Aktivität bereit.

Strava

Auch Strava ein GPS-basiertes Fitness-Tracking-Programm, das vor allem von Radfahrern und Läufern genutzt wird. Die App zeichnet ebenfalls vom Smartphone oder von Smartwatches oder Radcomputern das Signal auf. Strava lockt mit einem ausgeprägten Wettbewerbsgedanken: Nutzer legen auf jeder beliebigen Strecke Segmente an, in denen sie dann um Bestmarken konkurrieren. Ein Tool für Statistikfreaks.

Quellen