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Veganes Fastfood – Wie gesund sind Soja-Burger und Co .?

Vegetarische und vegane Alternativen zu Chicken-Nuggets, Hackfleisch und Käse erreichen den Massenmarkt. Große Burgerketten werben mit Veggie-Produkten und die Tiefkühlpizza ist mit veganem Käseersatz erhältlich. Ernährungsexperten befürchten eine neue Fast-Food-Kultur.

Vegetarische und vegane Ernährung liegt im Trend und sogar „Fleischesser“ greifen inzwischen beim Grillfest schon mal zur Tofu-Wurst oder schieben die laktosefreie Tiefkühlpizza in den Ofen. Die Lebensmittelindustrie reagiert entsprechend und stellt sich auf den Geschmack der Verbraucherinnen und Verbraucher ein.

Convenience- und Fastfood-Produkte imitieren so gut wie möglich das fleisch- oder käsehaltige Produkt und versuchen, optisch und geschmacklich möglichst nah an dessen Eigenschaften heranzukommen. Auch wenn Haferdrinks oder „Geschnetzeltes“ aus Soja nicht als Milch und Fleisch bezeichnet werden dürfen, werden sie entsprechend vermarktet. Wirklich lecker ist das Veggie-Fastfood dabei nicht immer, wirklich gesund auch nicht.

In diesem Beitrag erfahren Sie alles rund um die veganen Alternativen: Wie gesund und lecker sind Veggie-Fleisch und -Käse? Worauf sollten Sie beim Kauf der pflanzlichen Alternativen achten? Und warum sehen Ernährungsexpertinnen und -experten den Trend zu veganen Würstchen und Co. kritisch?

Vegetarisch, vegan und flexitarisch – Was ist was?

Eine fleischlose oder zumindest fleischarme Ernährung erscheint immer mehr Menschen erstrebenswert. Berichte über Massentierhaltung und den damit einhergehenden Raubbau an der Natur sowie der Wunsch, sich gesundheitsbewusst zu ernähren, bewegen auch Fleischliebhaber dazu, hin und wieder zu vegetarischen und veganen Alternativen zu greifen.

Zumindest in der Stadt ist der „Soja-Latte“ oder die Tofu-Wurst längst im Mainstream angekommen. Große Burger- und Fastfoodketten greifen den Trend auf und produzieren klassisches Fastfood mit vegetarischen und veganen Inhaltsstoffen – oft nicht gesünder als die fleischhaltige Alternative. Was aber versteht man überhaupt unter vegetarischer, veganer oder auch flexitarischer Ernährung?

Vegetarisch, vegan und flexitarisch – Was ist was?

  • Am striktesten verzichtet die vegane Ernährung auf alle tierischen Produkte. Dies schließt neben Fleisch auch Fisch, Eier und Milchprodukte ein und sogar Honig. Auch Zusatzstoffe tierischen Ursprungs wie zum Beispiel Gelatine werden vermieden. Eine vegane Ernährung ist somit tatsächlich rein pflanzlich. Wichtig ist hierbei, auf die ausreichende Zufuhr von Proteinen und Nährstoffen wie zum Beispiel Vitamin B12 oder Kalzium zu achten.
  • Etwas weniger strikt ist die vegetarische Ernährungsweise: Hier dürfen auch Eier und Milchprodukte auf dem Speiseplan stehen. Manche Vegetarier verzichten nicht nur auf Fleisch, sondern auch auf Fisch, Meerestiere und alle daraus gewonnen Produkte. Daraus ergeben sich Unterformen der vegetarischen Ernährung: bei der ovo-lakto-vegetarischen Ernährung wird nur auf Fleisch und Fisch verzichtet, bei der ovo-vegetarischen Ernährungsweise sind Eier erlaubt, Milch und Milchprodukte hingegen nicht, die laktovegetarische Ernährung erlaubt Milch und Milchprodukte, verzichtet aber auf Eier und alle daraus gewonnenen Produkte. Pesco-Vegetarier essen neben Milchprodukten und Eiern auch Fisch, aber kein Fleisch.
  • Der Begriff der flexitarischen Ernährungsweise bedeutet im Grunde nichts anderes, als grundsätzlich gesundheits- und qualitätsbewusst zu leben und den Fleischkonsum zu reduzieren. Flexitarier praktizieren also keine rein pflanzliche Ernährung. Auch Freeganer oder Rohköstler schließen grundsätzlich keine Lebensmittel aus. Freeganer essen allerdings nur selbst angebaute, geschenkte, gefundene oder von anderen weggeworfene Produkte. Damit wollen sie Mitmenschen auf übermäßigen Konsum und die Wegwerfgesellschaft hinweisen. Rohköstler wiederum essen Lebensmittel nur auf maximal 40

Vorsicht bei Ersatzprodukten mit vielen Inhaltsstoffen

Worauf sollten Sie bei veganen Fleischersatzprodukten achten, wenn Sie sich gesund ernähren möchten? Tatsächlich können vegane Milch-, Fleisch- und Wurstersatzprodukte eine schmackhafte Alternative zu fleischhaltigen Produkten sein, so Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. Vegetarisches und veganes Convenience Food enthält jedoch oft viel Zucker, Fett und Salz sowie Zusatzstoffe, die Ihrer Gesundheit sogar schaden können.

„Wie bei allen industriell hergestellten Lebensmitteln lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste – die möglichst kurz sein sollte.”
Silke Restemeyer, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.

Tatsächlich unterscheidet sich die Qualität der Produkte deutlich, wie eine Studie über Fleischalternativen des Instituts für alternative und nachhaltige Ernährung (IFANE) zeigt: So enthielten die vegetarischen Bratwürstchen aus Seitan einer bekannten Bio-Marke tatsächlich zu 80 Prozent Weizeneiweiß, ergänzt lediglich um Sonnenblumenöl, Zwiebeln, Hefeextrakt, Gewürze und als Verdickungsmittel Johannisbrotmehl.

Ein anderes Produkt auf Magermilch- und Käsebasis enthielt dagegen über 20 Inhaltsstoffe, darunter Stabilisatoren, Verdickungsmittel, verschiedene Sorten Zucker sowie exotische Bestandteile wie Bambusfasern. Auch der Energiegehalt und der Anteil an Zucker, Fett und Salz variierten je nach Produkt.

Die meisten veganen Fleischalternativen enthielten zwar etwa 10 Prozent weniger Energie als die fleischhaltigen Originale, alle getesteten bio-veganen Produkte lagen aber durchschnittlich bei über 200 kcal pro 100 Gramm. Die Annahme „vegan = kalorienärmer“ trifft bei den Fleischersatzprodukten also nicht unbedingt zu.

Fleischimitate gehen häufig auf Kosten des Nährwerts

Der Anteil gesättigter Fettsäuren bei veganen und vegetarischen Produkten war im Test insgesamt deutlich geringer als bei echtem Fleisch, Produkte aus der Kategorie veganer Aufschnitt sowie konventionell hergestellte vegetarische Bratwürstchen enthielten jedoch immer noch deutlich zu viel der wenig gesunden gesättigten Fettsäuren.

„Prozessiertes Essen (= industriell hoch verarbeitet) wird im oberen Dünndarm verdaut und ist daher eher dickmachend.”
Professor Andreas Pfeiffer, Charité Berlin

Wie Professor Andreas Pfeiffer, Experte für Endokrinologie, Diabetes und Ernährung an der Charité, erklärt, werden hoch verarbeitete Lebensmittel im Körper zudem an anderer Stelle verdaut als weniger stark verarbeitete Produkte und führen dadurch eher zu Übergewicht.

Nicht zuletzt enthielten von den getesteten 11 bio-veganen Produktkategorien neun deutlich zu viel Salz. Einzelprodukte wie ein bio-veganer Burger enthielten zudem über 7 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Der Versuch, das fleischhaltige Original zu imitieren, geht hier offensichtlich auf Kosten des Nährwerts.

Insgesamt lässt sich sagen, dass vegane und vegetarische Würstchen und Co. durchaus als Ergänzung oder auch als Ersatz von Fleisch auf dem Speiseplan stehen können. Sie sollten jedoch Gemüse, Obst und Vollkornprodukte als Grundlage einer gesunden Ernährung nicht ersetzen.

Warum Fastfood- und Burgerketten auf vegane Produkte setzen

Warum setzen Fastfoodproduzenten und Burgerketten auf die pflanzlichen Alternativen? Die Antwort ist einfach: Vegan ist Trend – und lässt sich entsprechend gut vermarkten. Besonders gesundheitsbewusste und an Nachhaltigkeit interessierte Konsumenten ernähren sich zunehmend vegetarisch oder vegan.

Viele sind aber auch einfach neugierig, ob das fleischlose Produkt geschmacklich an das Original heranreicht und greifen daher zu Veggie-Burger und Co. Die Pizza mit Käseersatz oder der vegane Burger großer Ketten sollen somit gar nicht unbedingt gesünder sein, sondern vor allem wie das nicht-pflanzliche Produkt aussehen und schmecken – der Nährwert bleibt dabei oft auf der Strecke.

Natürlich sind die pflanzlichen Produkte grundsätzlich vorteilhaft für die Umwelt, indem sie dazu beitragen, Massentierhaltung und die damit einhergehenden Folgen zu vermeiden. Wenn die Preise für Fleisch steigen, sind die fleischlosen Produkte für Fastfood-Ketten zudem eine Möglichkeit, Kunden zu gewinnen, die weniger für ihr Essen bezahlen wollen. Veganes Fastfood führt damit die Idee der Nachhaltigkeit, die ursprünglich hinter der Entwicklung der fleischlosen Alternativen stand, ad absurdum.

Was sollten Sie bei einer rein pflanzlichen Ernährung beachten?

Immer mehr Menschen interessieren sich für eine vegetarische oder sogar vegane Ernährungsweise. Sich rein pflanzlich und zugleich gesund zu ernähren, erfordert jedoch einiges an Sorgfalt. Nur so kann der tägliche Nährstoffbedarf gedeckt werden, und es kommt nicht zu Mangelerscheinungen. Gerade die ausreichende Versorgung mit Proteinen ist für Veganer/innen, die zusätzlich zu Fleisch und Fisch auf Milchprodukte und Eier verzichten, nicht ganz einfach.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt über den Tag verteilt vielfältige pflanzliche Proteinquellen wie Getreide, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Nüsse und Sojaprodukte zu verzehren. Durch die Kombination verschiedener proteinreicher Lebensmittel wie Linsengemüse mit Reis oder Erbseneintopf mit Brot kann die Proteinqualität zusätzlich erhöht werden.

Bei Kindern den Versorgungszustand regelmäßig untersuchen

Für Kinder und Jugendliche empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung eine rein vegane Ernährung nicht. „Aufgrund ihres gesteigerten Nährstoffbedarfs haben Kinder bei einer veganen Ernährung ein höheres Risiko für einen Nährstoffmangel“, so Silke Restemeyer.

„Aufgrund ihres gesteigerten Nährstoffbedarfs haben Kinder bei einer veganen Ernährung ein höheres Risiko für einen Nährstoffmangel.”
Silke Restemeyer

Entscheiden sich Kinder oder Jugendliche für eine vegane Ernährung oder wünschen Eltern diese für ihre Kinder, solle die Umstellung gemeinsam mit einer qualifizierten Ernährungsfachkraft erfolgen. Diese müsse auf die Risiken veganer Ernährung hinweisen, aber auch Handlungsoptionen aufzeigen und bei der Umsetzung einer bedarfsgerechten Ernährungsweise unterstützen.

Bei einer gut geplanten und ausgewogenen Lebensmittelauswahl sowie der zuverlässigen Einnahme von Vitamin B12 und gegebenenfalls weiteren kritischen Nährstoffen können auch Kinder und Jugendliche eine vegane Ernährung dauerhaft praktizieren, bestätigt Ernährungsexpertin Silke Restemeyer.

Allerdings sollte ihr Versorgungszustand regelmäßig ärztlich untersucht werden. „Wird ein Nährstoffmangel festgestellt, ist entweder eine Ernährungsumstellung, eine Einnahme von Nährstoffpräparaten oder die Verwendung von angereicherten Lebensmitteln notwendig“, so die Ernährungsexpertin.

Ganz ohne Fleisch: Gesunde Alternativen zu veganem Fastfood

Sie möchten beim Grillfest nicht auf leckeren Genuss verzichten und auch im Alltag soll es schnell gehen? Was sind echte Alternativen zu veganem Fastfood? Hier einige Ideen:

  • Wie wäre es mit selbstgemachten Kartoffel-Mandel- oder Bohnen-Mais-Patties für Ihren Burger, gegrillten Süßkartoffelscheiben oder gegrillten Austernpilzen?
  • Auch in grobe Stücke geschnittenes Grillgemüse, mit etwas Limettensaft mariniert, schmeckt lecker und weckt Erinnerungen an Urlaube im Süden.
  • Mit einer Brot-Kräutermischung gefüllte Grilltomaten oder in Sojasoße und Ahornsirup marinierter Tofu schmecken ebenfalls lecker und exotisch.
  • Im Alltag schnell zubereitet: Zwiebelkuchen mit Weintrauben oder eine würzige Gemüsepizza, belegt mit Paprika, Champions und Oliven.
  • Im Winter lecker: deftige Suppen und Eintöpfe, zum Beispiel eine Bohnensuppe mit Gartenkräuter-Pesto oder ein Gemüseeintopf mit Graupen.
  • Ebenfalls leicht zubereitet: Veganes Fingerfood wie getoastete Weißbrotscheiben, die Sie mit Melonen, Minze und Oliven belegen oder Tofu-Gemüse-Sticks.

Letztlich sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt, wenn Sie Alternativen zu veganem Fastfood suchen. Anregungen finden Sie unter anderem über die Links unterhalb dieses Beitrages. Grundsätzlich brauchen Sie auf vegane Würstchen oder die Tiefkühlpizza mit Käseersatz aber nicht zu verzichten.

Wichtig ist, dass Sie veganes Fastfood als Ergänzung zu ihrer sonstigen Ernährung und nicht als deren Hauptbestandteil genießen. Achten Sie außerdem darauf, dass die Produkte möglichst wenig Zusatzstoffe wie Aromen, Stabilisatoren oder Verdickungsmittel enthalten und bereichern Sie die schnelle Mahlzeit durch eine Obst- oder Gemüsebeilage. So steht gesundem Genuss nichts entgegen.

Zum Weiterlesen

Vegane Rezeptideen – schnell und gesund :

Dr. Andreas Pfeiffer

(Endokrinologe und Experte für Diabetes und Ernährung an der Charité Berlin)

Silke Restemeyer

(Dipl.-Oecotrophologin) von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE)

Sarah Zöllner

Autorin

Sarah Zöllner schreibt als Journalistin und Autorin über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Familien- und Gleichstellungspolitik. 2023 erschien ihr zweites Buch „Mütter. Macht. Politik. - Ein Aufruf!“. Für die Envivas informiert sie regelmäßig über Gesundheitsthemen und Wissenswertes rund um den Alltag mit Kindern. Mit ihrer Familie lebt sie nahe Heidelberg.