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Knieschmerzen – was sind die Ursachen, was hilft, wie kann man selbst vorbeugen?
Egal, ob Sommer oder Winter: an der frischen Luft sein und sich bewegen, das ist für viele Menschen wichtig. Doch was, wenn das Knie nicht mitmacht? Knieschmerzen sind nicht selten ein Hindernis. Das Knie ist das größte Gelenk in unserem Körper und wird Tag für Tag immer wieder stärksten Belastungen ausgesetzt. Kein Wunder, dass es an diesem Gelenk häufig zu Problemen kommt. Hier erfahren Sie, woher die Schmerzen im Knie kommen, was Sie selbst zur Vorbeugung tun können und was wichtig ist, wenn es bereits zu einer Knieschädigung gekommen ist.
Um der großen Last standzuhalten, die unser Knie ständig zu tragen hat, liegen als eine Art Puffer zwei halbmondförmige Knorpelscheiben mitten im Gelenk: die Menisken. Sie wirken wie ein „Stoßdämpfer“, gleichen Unebenheiten aus und sorgen dafür, dass die Knochenenden gut aufeinander liegen.
Damit das Gelenk stabil und dennoch beweglich ist, wird es durch Bänder verstärkt und unterstützt. Die beiden Seitenbänder liegen an der Außen- und Innenseite des Kniegelenks und verhindern ein „Verrutschen“ des Gelenkes. Außerdem gibt es die beiden Kreuzbänder, die sich – wie der Name sagt – im Kniegelenk überkreuzen, es damit stabilisieren und zu starke Bewegungen abfangen.
Ein weiterer Teil des Kniegelenkes ist die Kniescheibe: ein kleiner flacher Knochen, der dem Gelenk vorne aufliegt. Sie schützt das Knie und erleichtert seine Bewegungsabläufe.
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Plötzliche Knieschmerzen – Verletzung oder Entzündung?
Stürze, Umknicken oder ruckartiges Verdrehen können zu Verletzungen am Kniegelenk führen. Dabei kann zum Beispiel der Meniskus angerissen werden, was Schmerzen und Schwellungen verursacht. Eine häufige Sportverletzung ist der Kreuzbandriss, bei dem es zu starken Schmerzen, Instabilität und Schwierigkeiten bei der Beugung kommt. Auch Verletzungen der beteiligten Knochen und Knorpel sind möglich.
Aber auch eine Entzündung im Knie, die Arthritis, kann akut auftretende starke Schmerzen verursachen. Hier ist eine gründliche Untersuchung durch den Arzt wichtig, um die genaue Ursache der Schmerzen zu finden.
Info
Erkrankung | Typische Symptome |
---|---|
Rheuma | Gelenkschwellungen in mehr als 2 Gelenken, symmetrischer Befall, Morgensteifigkeit mind. 60 Min. |
Infektionen | starke Rötung, Schwellung, Schmerz und Erwärmung, Bewegungseinschränkung |
Gicht | zu Beginn nur in einem Gelenk (meist Großzehe), Beschwerden phasenweise mit schneller Entwicklung |
Knieschmerzen beim Joggen und Laufen
Zu wenig Bewegung ist schlecht für das Knie, weil der Gelenkknorpel dann nicht optimal versorgt wird. Doch einige Sportarten können bei sehr intensiver Ausübung auch zur Überlastung und damit zu Schmerzen führen, wie etwa bei Läufern. Beim sogenannten „Läuferknie“ kommt es durch eine Überlastung der Sehnen zu einem anhaltenden Reizzustand mit starken Schmerzen beim Laufen oder bei Belastung.
Ein ungünstiger Laufstil, zu schnelle Trainingssteigerung, ungeeignete Schuhe oder bestimmte Fehlstellungen der Gelenke können das Problem verstärken. Oft hilft es hier nur, die Belastung für eine gewisse Zeit zurückzufahren, was aktiven Sportlern oft sehr schwerfällt, so die Erfahrung von Priv.-Doz. Dr. Ole Ackermann, niedergelassener Orthopäde aus Duisburg. Empfehlenswert ist in manchen Fällen eine Laufanalyse, die über die am besten geeigneten Schuhe Auskunft gibt. Auch Einlagen können helfen.
Anhaltende Knieschmerzen im Alter
Für viele ältere Menschen gehören sie zum Alltag: Knieschmerzen bei Belastung, Steifigkeit der Kniegelenke am Morgen, und auch Schmerzen zu Beginn einer Bewegung – der sogenannte „Anlaufschmerz“ – alles Anzeichen einer Abnutzungserscheinung, die als Kniearthrose bezeichnet wird. Oft kommt es auch zu Phasen verstärkter Schmerzen, in denen das Gelenk geschwollen sein kann – man spricht dann auch von „aktivierter Arthrose“, was einem entzündlichen Reizzustand entspricht.
Bedingt ist die Kniearthrose durch den Verschleiß des Knorpels im Gelenk. Knorpel kann sich nicht sehr gut selbst regenerieren, er wird bei einer Abnutzung auf die Dauer geschädigt, was bei weiterem Fortschreiten auch zur Schädigung am Knochen selbst führen kann.
Eine gewisse Abnutzung des Knorpels mit dem Alter ist normal, doch gibt es einige Faktoren, die diese Entwicklung beschleunigen und die Arthrose im Knie verstärken können. Dazu gehören frühere Verletzungen am Knie, Bewegungsmangel sowie übermäßige Belastung, wie beim Leistungssport. Auch bei starkem Übergewicht kommt es zu einer größeren Belastung der Knie. Weitere Risikofaktoren sind knieende Tätigkeiten wie etwa bei Fliesenlegern, und auch Fehlstellungen der Beine, die nicht genügend ausgeglichen wurden.
Info
Bei welchen Bewegungen schmerzt es? | Was könnte dahinterstecken? |
---|---|
Knieschmerzen durch Sitzen | Meniskusschäden, Fehlbildungen / Fehlstellungen der Kniescheibe |
Knieschmerzen beim Beugen | Probleme mit der Kniescheibe, Schleimbeutelentzündung, Meniskusschäden, Knorpelschäden |
Knieschmerzen beim Strecken | Meniskusschäden, Schäden an der Kniescheibe |
Knieschmerzen nach Laufen | Überlastung, Schleimbeutelentzündung, Probleme mit der Kniescheibe |
Knieschmerzen beim Treppensteigen | Schleimbeutelentzündung, Kreuzbandverletzung |
Knieschmerzen beim Bergabgehen | Läuferknie, Kreuzbandverletzung |
Knieschmerzen nach Aufstehen | Arthrose |
Knieschmerzen in Ruhe | Entzündung (Rheuma), weit fortgeschrittene Arthrose |
Tipps, wie man Knieschmerzen vorbeugen kann
Es gibt vieles, was man selbst tun kann, um die Kniegesundheit lange zu erhalten. „Viele Menschen denken bei Knieschmerzen eher an Schonung und versuchen das Gelenk möglichst ruhig zu halten. Dies ist aber genau der falsche Ansatz – durch die Ruhigstellung wird der Knorpel nicht ausreichend ernährt und verkümmert dadurch noch mehr“, betont Dr. Ole Ackermann.
Viel hilfreicher ist regelmäßige, knieschonende Bewegung. Sie verbessert die Nährstoffversorgung im Knorpel, hält die Gelenke beweglich und stärkt die Muskeln. Eine starke Muskulatur trägt ganz wesentlich dazu bei, das Kniegelenk zu entlasten. Auch bei schon geschädigtem Knorpel kann maßvolle Bewegung helfen, den Verschleiß aufzuhalten.
Info
„Viele Menschen denken bei Knieschmerzen eher an Schonung und versuchen das Gelenk möglichst ruhig zu halten. Dies ist aber genau der falsche Ansatz, betont Orthopäde Dr. Ackermann.
Kniefreundliche Sportarten
Wer gern Sport treibt, muss also selbst bei Arthrose nicht seiner Knie zuliebe darauf verzichten. Besonders Sportarten mit gleichmäßigen, nicht zu abrupten Bewegungen, wie etwa Radfahren oder Gymnastik, wirken sich auf die Kniegelenke günstig aus. Dabei wird das Gelenk zwar bewegt, der Knorpel aber nicht zu sehr gereizt. Auch Schwimmen oder Wassergymnastik sind gut geeignet.
Eher ungünstig und mit starker Belastung des Knies verbunden sind Sportarten wie Gewichtheben, Bergwandern oder Ballsportarten. Auch das Joggen kann vor allem bei ungeeignetem Schuhwerk oder ungünstigem Laufstil zur übermäßigen Belastung der Knie führen. Im Prinzip ist aber jeder Sport erlaubt, der schmerzfrei möglich ist.
Gewichtsabnahme
Ein starkes Übergewicht kann Arthrosen im Knie begünstigen. Die Gewichtsabnahme stellt hier einen großen Beitrag zur Entlastung der Kniegelenke dar. Damit das reduzierte Gewicht auch gehalten werden kann, ist häufig eine dauerhafte Umstellung des Lebensstils notwendig.
Fehlstellungen ausgleichen
Wurde die Arthrose durch eine Fehlstellung der Beine ausgelöst, ist es unter Umständen wichtig, diese zu korrigieren, um weiterem Schaden vorzubeugen. Dazu könnten zum Beispiel Einlagen für die Schuhe nötig sein, die speziell angefertigt werden müssen. Bei jüngeren Patienten kommen auch operative Korrekturen der Beinachsen in Betracht.
Was tut man bei Schmerzen im Knie?
Bei einem neu aufgetretenen akuten oder anhaltenden Knieschmerz sollten Sie zum Hausarzt oder Orthopäden gehen, damit er die richtige Diagnose stellen und Ihnen Empfehlungen zur Therapie geben kann.
Die Kniearthrose ist eine Erkrankung, die an sich nicht heilbar ist. Es gibt allerdings neben den genannten Maßnahmen viele Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern, das Gelenk beweglich zu halten und den Verschleiß zu verlangsamen.
Schmerzmittel
Bei entzündlichen Reizzuständen empfinden viele Patienten Wärme oder Kälte als entlastend. Auch entzündungshemmende Schmerzmittel können die Knieschmerzen lindern und eine Belastung des Gelenkes wieder ermöglichen. Sie können äußerlich, z.B. als Gel, angewandt oder auch in Tablettenform eingenommen werden. Besprechen Sie die Medikation aber immer mit Ihrem Arzt.
Physiotherapie und Eigenübungen
Auch die Physiotherapie und eine eigenständige Übungstherapie nach Anleitung können ein wichtiger Teil der Therapie bei der Kniearthrose sein. Dabei wird eine Kombination aus Muskelkräftigung, Ausdauer- und Beweglichkeitstraining am Gelenk angewendet.
Operation
Bei sehr fortgeschrittener Arthrose mit starken Knieschmerzen, die auch in Ruhe bestehen, ist als letzte Maßnahme oft ein Gelenkersatz angezeigt. Dabei wird ein künstliches Gelenk oder auch eine Teilprothese eingesetzt, um die Funktion des Kniegelenkes weitgehend wiederherzustellen und die Patienten von ihren Schmerzen zu befreien. Diese Prothesen haben eine Lebensdauer zwischen 15 und 20 Jahren und müssen dann in vielen Fällen gewechselt werden.
Weitere Therapieformen
Unterstützend kommen bei der Kniearthrose noch weitere Behandlungsmethoden zum Einsatz – zum Teil ohne, dass ein Nutzen bisher wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Dazu gehören z.B. elektrische Nervenstimulation (TENS), Lasertherapie, Ultraschall- und Kurzwellentherapie, sowie Akupunktur und Ergotherapie.
Auch das Spritzen von Hyaluronsäure in das Gelenk ist eine solche Möglichkeit. Die Spritzen müssen aber vom Patienten selbst bezahlt werden und führen letztlich nicht zur Heilung, aber in vielen Fällen zu einer zeitlich begrenzten Schmerzlinderung für einige Monate bis zu 2 Jahren.
Ganz klar keine Wirksamkeit haben frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel mit Chondroitin oder Glucosamin. Auch die Gelenkspiegelung mit dem Versuch der Knorpelglättung hat bei der reinen Arthrose in der Regel keinen anhaltenden positiven Effekt.
Im Zusammenspiel der ärztlichen Behandlung mit einer kniefreundlichen Lebensweise ist es möglich, trotz Kniearthrose ein aktives und weitgehend schmerzfreies Leben zu führen.
FAQ Knieschmerzen
Häufig gestellte Fragen zu Knieschmerzen
- Was sind die häufigsten Ursachen von Knieschmerzen?
Knieschmerzen können durch verschiedene Ursachen verursacht werden, darunter Verletzungen, Arthrose, Überlastung, Bänder- oder Sehnenprobleme, Entzündungen und Infektionen. - Wann sollte ich einen Arzt wegen Knieschmerzen konsultieren?
Sie sollten einen Arzt aufsuchen, wenn die Schmerzen schwerwiegend sind, länger als ein paar Tage anhalten, von Schwellungen begleitet werden, das Knie instabil wird oder sich rote Hautverfärbungen oder Fieber entwickeln. - Wie werden Knieschmerzen diagnostiziert?
Die Diagnose von Knieschmerzen erfordert oft eine körperliche Untersuchung und möglicherweise bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, MRT oder CT-Scans. In einigen Fällen kann eine Gelenkpunktion notwendig sein. - Was kann ich zu Hause gegen Knieschmerzen tun?
Ruhe, Eis, Kompression und Elevationsbehandlung (RICE) kann bei akuten Knieschmerzen helfen. Schmerzmittel, Bandagen und Physiotherapie können ebenfalls hilfreich sein. Es ist wichtig, Überlastung zu vermeiden und das Knie zu schonen. - Können Knieschmerzen durch Bewegung gelindert werden?
Ja, bestimmte Übungen zur Stärkung der Oberschenkelmuskulatur und der Kniegelenke können dazu beitragen, Knieschmerzen zu lindern und die Stabilität des Knies zu verbessern. Es ist jedoch wichtig, die Übungen unter Anleitung eines Fachmanns auszuführen. - Was ist Arthrose im Knie und wie wird sie behandelt?
Kniearthrose ist der Verschleiß des Knorpels im Kniegelenk. Die Behandlung kann konservativ sein, wie Gewichtsreduktion, Physiotherapie oder Schmerzmittel. In schweren Fällen kann eine Knieendoprothese notwendig sein. - Können Knieschmerzen durch Ernährung beeinflusst werden?
Eine ausgewogene Ernährung, die reich an entzündungshemmenden Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren ist, kann zur Verringerung von Entzündungen im Körper beitragen und Knieschmerzen lindern. - Sind alternative Therapien wie Akupunktur oder Chiropraktik bei Knieschmerzen wirksam?
Einige Menschen berichten von Schmerzlinderung durch alternative Therapien wie Akupunktur, jedoch ist die Wirksamkeit nicht einheitlich nachgewiesen. Es ist ratsam, einen Arzt oder Ärztin zu konsultieren, bevor Sie alternative Behandlungen in Betracht ziehen. - Kann ich Sport treiben, wenn ich Knieschmerzen habe?
In einigen Fällen kann Sport bei Knieschmerzen kontraindiziert sein, während in anderen leichten Aktivitäten wie Schwimmen oder Radfahren schmerzfrei sein können. Es ist wichtig, mit einem Arzt zu sprechen, um festzustellen, welche Aktivitäten empfehlenswert sind und welche eher vermieden werden sollten. - Gibt es präventive Maßnahmen, um Knieschmerzen zu verhindern?
Ja, dazu gehören das Tragen geeigneter Schuhe, das Vermeiden von Überlastung, das Aufwärmen vor dem Sport, die Stärkung der Beinmuskulatur und das Gewichtsmanagement. Die Vorbeugung von Verletzungen ist oft der beste Weg, Knieschmerzen zu verhindern.
Hinweis: Die hier angegebenen Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und können eine erforderliche medizinische Beratung, Diagnose oder Empfehlung nicht ersetzen. Bei Fragen oder Symptomen im Zusammenhang mit Knieschmerzen sollte immer ein Arzt oder eine Ärztin konsultiert werden.
Quellen:
- Gesundheitsinformation des IQWiG
https://www.gesundheitsinformation.de/kniearthrose-gonarthrose.html#topic-sources - S2k-Leitlinie Gonarthrose
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/033-004l_S2k_Gonarthrose_2018-01_1-verlaengert.pdf - Leena Sharma; Osteoarthritis of the Knee; N Engl J Med (2021); 384: 51-9
- Dr. Michael Cassen; Das Läuferknie: Tractus iliotibialis und seine Tücken; Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin; online April 2018
https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/der-tractus-iliotibialis-und-seine-tuecken/3/
Maria Weiß
Medizinjournalistin
Maria Weiß hat ihr Medizinstudium 1984 mit der Approbation abgeschlossen. Seitdem arbeitet sie freiberuflich als Medizinjournalistin für verschiedene Fachverlage. Mit ihrer 30-jährigen Berufserfahrung deckt sie im Prinzip alle medizinischen (und zum Teil auch gesundheitspolitischen) Themen ab. Dennoch haben sich im Laufe der Jahre einige Spezialgebiete herauskristallisiert. Dazu gehören Endokrinologie/Diabetes, Gynäkologie, Gastroenterologie, Rheumatologie, Chirurgie und Kardiologie. Teil ihrer Arbeit ist der regelmäßige Besuch von Kongressen und damit verbunden die Kongressberichterstattung, so dass sie sich bei allen begleiteten Themen immer auf dem neuesten Stand hält.