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Die J2-Untersuchung: Der letzte Gesundheits-Check im Jugendalter

Die J2-Untersuchung im Alter zwischen sechzehn und siebzehn Jahren ist die letzte Vorsorge vor dem Eintritt in das Erwachsenenalter. Damit ist das Früherkennungsprogramm für Kinder und Jugendliche, das mit den U-Untersuchungen beginnt, vollständig. Als letzte Vorsorgeuntersuchung ist die J2 vor allem wichtig, um die Lücke zwischen der ersten Jugendgesundheitsuntersuchung J1 im Alter von dreizehn Jahren und dem Erwachsenenalter zu schließen. Denn gerade jetzt, mitten in der Pubertät, verändert sich der Körper stark. Ein wichtiger Zeitpunkt also, um frühzeitig auf auffällige Veränderungen zu reagieren.

Die J2 ist eine zusätzliche Vorsorgeuntersuchung. Das bedeutet, nicht alle Krankenkassen tragen die Kosten dafür. Dennoch sollten Sie Ihr Kind ermuntern, den Vorsorgetermin wahrzunehmen. Denn abgesehen von der Gesundheitsvorsorge bietet die J2 die perfekte Gelegenheit, um ein vertrauensvolles Gespräch mit dem Arzt zu führen. Jugendliche können die Vorsorgeuntersuchung daher ohne elterliche Begleitung wahrnehmen und zum Beispiel Fragen zu ihrem Körper, ihrer Sexualität, der Berufswahl oder zu Suchtmitteln stellen.

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Anamnese: Krankheiten, Allergien und Ängste?

Das Gelbe Heft steckt mittlerweile voller wertvoller Informationen und darf daher auch hier nicht fehlen: Der Arzt findet darin einen Überblick über den Entwicklungsverlauf Ihres Kindes und kann die vorherigen Untersuchungsergebnisse einsehen. Die Daten der Vorsorgeuntersuchung J2 werden nun ebenfalls hier eingetragen. Dazu führt der Arzt wie üblich ein Anamnesegespräch und klärt alle wichtigen Fragen zur Gesundheit Ihres Kindes. Er möchte zum Beispiel wissen, ob Ihr Kind in letzter Zeit krank war oder ob es seit der J1 Auffälligkeiten gab. Außerdem interessiert es ihn, ob Allergien bestehen oder Hinweise darauf vorhanden sind. Dies ist wichtig, um mögliche Einschränkungen bei der Berufswahl im Vorhinein festzustellen.

Wie bereits bei der J1 spielen auch bei der Vorsorgeuntersuchung J2 psychische und soziale Aspekte eine große Rolle. Um die Einschätzung zu erleichtern, wird der Arzt Ihr Kind ein weiteres Mal bitten, den Mannheimer Elternfragebogen (MEF) auszufüllen. Dabei beantwortet Ihr Kind nicht nur Fragen zu pubertätsspezifischen Themen, sondern vervollständigt auch Sätze wie zum Beispiel „Es ist mir peinlich …“ oder „Meine größte Sorge ist …“.[1] Ist der Bogen ausgefüllt, hat der Arzt Zeit für ein ausführliches Gespräch mit Ihrem Kind. Vielleicht möchte es persönliche Probleme im Freundeskreis, der Familie oder der Schule besprechen? Egal, ob körperlicher oder seelischer Art – der Arzt steht Ihrem Kind bei allen Sorgen zur Seite.

Körperliche Untersuchungen: Der Rundum-Check

In einer Untersuchung von Kopf bis Fuß kontrolliert der Arzt, ob weiterführende Therapien notwendig sind oder ob alles in Ordnung ist.

Allgemeiner körperlicher Zustand, Größe und Gewicht

Ihr Kind kennt das mittlerweile bestimmt sehr gut: Zuerst werden die Körpergröße und das Gewicht gemessen. Bei dieser letzten Untersuchung achtet der Arzt besonders darauf, ob Ihr Kind in einem normalen Gewichtsbereich liegt. Das ist deshalb so wichtig, weil Gewichtsprobleme gerade im Jugendalter, wenn das Selbstbild häufig noch nicht gefestigt ist, schnell entstehen. Zusätzlich wirft der Arzt einen Blick auf die Haut Ihres Kindes, um krankhafte Veränderungen oder allergische Reaktionen feststellen zu können. Außerdem wird der Blutdruck gemessen. 

Blut- und Urinbefund

Bei der Vorsorgeuntersuchung J2 findet eine Analyse von Blut und Urin statt. Damit können nicht nur Mangelerscheinungen und entzündliche Veränderungen, sondern auch ein eventueller Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit) frühzeitig festgestellt werden.

Kopf und Schilddrüse 

Neben Hals, Ohren und Mund kontrolliert der Arzt auch die Zähne und tastet die Schilddrüse auf Veränderungen ab. Ein Ultraschall der Schilddrüse kann zudem Hinweise auf eine Kropfbildung geben. Oder haben Sie Familienmitglieder, die an einer Schilddrüsenerkrankung leiden? Dann kann es sein, dass der Arzt die Schilddrüsenwerte im Blut vorsorglich mitbestimmt.

Brust- und Bauchorgane

Als nächstes sind die Brust- und Bauchorgane an der Reihe. Herz und Lunge werden abgehört, um Erkrankungen ausschließen zu können. Bei Jungen achtet der Arzt zusätzlich auf eine sogenannte Gynäkomastie, eine Brustdrüsenschwellung.[2] Abschließend tastet er den Bauch ab.

Skelettsystem

In der Pubertät kommen aufgrund des Wachstumsschubes viele Fehlhaltungen und Fehlstellungen zum Vorschein. Daher ist es wichtig, das Skelettsystem besonders sorgfältig zu untersuchen. Der Arzt wird sich den Brustkorb, die Wirbelsäule, die Beine und die Füße sehr genau ansehen und Ihr Kind bei einigen Turnübungen beobachten. Dabei achtet er auf Haltungsschwächen, krankhafte Krümmungen der Wirbelsäule und der Beinachsen sowie auf Fehlstellungen der Füße.

Pubertätsstadien

Zu den Schwerpunkten der Vorsorgeuntersuchung J2 gehören Pubertäts- und Sexualitätsstörungen. Der Arzt beurteilt deshalb den Entwicklungsstand der Schambehaarung und bei Jungen zusätzlich den Penis und die Hoden. Er wird Ihrem Jungen zudem empfehlen, seine Hoden selbst regelmäßig auf Veränderungen abzutasten. Mädchen hingegen sollten in regelmäßigen Abständen ihre Brüste auf Unregelmäßigkeiten untersuchen. Der Arzt erklärt, wie das am besten geht und auf welche Veränderungen geachtet werden sollte.

Allergietest

Im Alter zwischen sechzehn und siebzehn Jahren können mögliche Allergien von großer Bedeutung für die bevorstehende Berufswahl sein. Dafür wird der Arzt – je nach eventuellen Beschwerden Ihres Kindes – entweder einen Bluttest machen oder Allergene auf den Unterarm Ihres Kindes auftragen und die Reaktionen beobachten. Dieser Allergietest ist jedoch nur eine Option und kein fester Bestandteil der J2. Sie können vorher mit Ihrem Arzt und Ihrem Kind darüber sprechen.

Beratung: Zeit für ein ausführliches Gespräch

Wichtiger Bestandteil der Vorsorgeuntersuchung J2 ist ein ausführliches Beratungsgespräch zwischen Arzt und Jugendlichen. Denn bei dem Termin geht es nicht nur um die Gesundheitsvorsorge, sondern auch um eine unterstützende Lebensberatung. Daher werden eventuelle Fragen Ihres Kindes beantwortet sowie Themen des Anamnesegesprächs und des Fragebogens aufgegriffen. Gerade auf dem Weg ins Erwachsenenalter neigen Jugendliche beispielsweise dazu, ein gestörtes Selbstbild oder ein gefährdendes Gesundheitsverhalten zu entwickeln. Themen wie die allgemeine Lebensführung, Drogenkonsum, Mediennutzung und Sexualität oder Verhütung stehen im Vordergrund. Die J2 soll vermittelnd wirken und Tipps zu allen Lebensbereichen geben.

Impfungen

Der Impfschutz spielt weiterhin eine wichtige Rolle in der Vorsorge. Zwischen neun und siebzehn Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut eine zweite Auffrischimpfung gegen Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten und Kinderlähmung.[3] Falls das noch nicht erfolgt ist, wird der Arzt Ihr Kind und Sie darüber informieren und einen möglichen Impftermin vorschlagen. Mädchen wird zudem erneut die dreiteilige HPV-Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs empfohlen. Im Impfkalender des Robert Koch-Instituts finden Sie einen Überblick über alle wichtigen Impfungen und Termine.[4]

Diabetes-Vorsorge

Die schlechte Nachricht: Immer mehr Jugendliche erkranken am sogenannten „Altersdiabetes“ (Diabetes Typ II).[5] Risikofaktoren dafür sind unter anderem Übergewicht, Bewegungsmangel, falsche Ernährung sowie genetische Faktoren. Die gute Nachricht: Ihr Kind kann der Entstehung von Diabetes gezielt entgegenwirken – und die J2 kann dabei helfen. Denn aufgrund der steigenden Erkrankungszahlen ist die Diabetes-Vorsorge mittlerweile fester Bestandteil der Vorsorgeuntersuchung J2. Ziel ist es, über Diabetes zu informieren, Präventionsmaßnahmen zu besprechen und gegebenenfalls die diabetische Stoffwechsellage mittels Blut- und Urintest zu überprüfen.

Zusätzlich zur J2: Mögliche weitere Untersuchungen

Wie bei der J1 gilt: Im Falle von zusätzlichen notwendigen Untersuchungen, beispielsweise aufgrund einer Haltungsstörung, werden in Absprache mit Ihnen das weitere Vorgehen besprochen und Folgetermine festgelegt. Außerdem informiert der Arzt Ihr Kind über zusätzliche Untersuchungsmöglichkeiten:

  • Frauenärztliche Untersuchung:
    Fragen zum Zyklus, Probleme mit der Regelblutung oder Auffälligkeiten der Brust können Mädchen mit einer Gynäkologin oder einem Gynäkologen besprechen. Auch der Wunsch nach Verhütung kann hier thematisiert werden. Nicht vergessen: Mit Beginn der Regelblutung kann zudem die regelmäßige frauenärztliche Vorsorgeuntersuchung beginnen.
  • Dermatologische Untersuchung:
    Bei vielen Muttermalen, starken Hautunreinheiten, Hauterkrankungen oder Fällen von Hautkrebs in der Familie sollten regelmäßige Termine bei einem Hautarzt vereinbart werden.

Quellennachweise

  1. Weitere Beispiele finden Sie hier: Kinderärzte im Netz, Elternfragebogen, abrufbar unter https://www.kinderaerzte-im-netz.de/media/53ec96dc33af614b7300c05c/source/20110313192648_j1-fragebogen.pdf.
  2. Stier, Weissenrieder, Jugendmedizin – Gesundheit und Gesellschaft, Springer Verlag 2006.
  3. Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut, https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Impfempfehlungen_node.html.
  4. Impfkalender der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut, http://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/Materialien/Downloads-Impfkalender/Impfkalender_Deutsch.pdf?__blob=publicationFile.
  5. Deutsche Diabeteshilfe, Diabetes in Zahlen. Kinder und Jugendliche, https://www.diabetesde.org/ueber_diabetes/was_ist_diabetes_/diabetes_in_zahlen, aufgerufen am 20.02.2018.