Malaria und ihre Verbreitung

Mücke sticht.

Malaria und ihre Verbreitung: Ein Stich, der tödlich enden kann

Sie wurde schon in den ägyptischen Mumien nachgewiesen und in der Antike von Hippokrates als die weltweit wichtigste parasitäre Erkrankung der Menschen erkannt, auch wenn die Ursache noch nicht geklärt war: Die Rede ist von Malaria. Nicht zu unrecht wird die gefährliche Krankheit seit jeher mit “ungesunden” Sumpfgebieten in Zusammenhang gebracht, denn daher hat sie auch ihren Namen: Mal´aria bedeutet auf italienisch “schlechte Luft”. Das französische Wort für Malaria heißt “Paludisme”, “palus” kommt aus dem Lateinischen und heißt “Sumpf”.

Jährlich erkranken weltweit Millionen Menschen an der Krankheit, mehrere Hunderttausend sterben Jahr für Jahr an den Folgen einer Malaria – darunter viele in den Tropen lebende Menschen, aber auch immer wieder Reisende. In unserer Artikel-Reihe zum Thema Malaria erklären wir Ihnen, was es mit dieser Infektion auf sich hat, wie und wodurch Malaria übertragen wird, welche Symptome im Krankheitsverlauf auftreten und wie eine Therapie aussieht. Erfahren Sie in diesem Artikel zuerst Allgemeines über Erreger, Krankheit und die Verbreitung von Malaria.

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“Urtierchen” als Erreger für Malaria und wer ihn überträgt

Was ist es, was all die Krankheitsfälle auslöst und jährlich vielen Menschen das Leben kostet? Die Antwort lautet “Urtierchen” – wie man sie früher nannte. Heute bezeichnet man die Malaria-Erreger als Protozoen. Protozoen sind parasitäre Einzeller der Gattung Plasmodium, die nach der Infektion durch eine Mücke in unseren inneren Organen und roten Blutkörperchen leben und sich dort ungeschlechtlich rapide vermehren können. Natürlich kann bei weitem nicht jede Mücke Malaria-Erreger übertragen. Diese Gefahr geht nur von einer bestimmten und schädlichen Mückenart aus: der Anopheles-Mücke. Komplizierend kommt hinzu, dass längst nicht jede Anopheles-Art mit jedem Malaria-Erreger infizierbar ist. Ihre nur kurze Lebensdauer genügt, um – abhängig von ihrer Art – bis zu tausende Eier abzulegen. Was sie dafür braucht, sind vor allem stehende Gewässer wie Seen oder Sümpfe und selbst eine Pfütze kann ausreichen, um ihre Eier darin abzulegen und sich so binnen kurzer Zeit zu vermehren.

Der Parasit ernährt sich von Zucker und rotem Blutfarbstoff im Menschen. Durch das Blutsaugen – oder auch nur durch einen bloßen Stich – gelangen die Krankheitserreger in unsere Blutbahn. Was wir dann wahrnehmen, ist zunächst der Juckreiz eines gewöhnlichen Mückenstichs. Was wir nicht merken: Die Erreger beginnen, sich rapide in unserem Körper zu vermehren. Viele Arten des Parasiten infizieren auch Tiere. Er wurde 1880 durch den Franzosen Laveran entdeckt und seine Übertragung durch Mücken im Jahr 1897 durch Ross nachgewiesen. Bis heute ist der Malaria-Erreger ein aufregendes Objekt intensiver Forschung.

Malaria: Die Krankheit

Malaria wird durch verschiedene Erreger-Formen hervorgerufen. Es wird im Grunde zwischen drei Arten von Malaria unterschieden:

Übersicht über Malaria-Arten und Erreger - Grafische Darstellung

Und es gibt eine weitere, aber sehr seltene Art, hervorgerufen durch den Erreger Plasmodium knowlesii. Sie kommt nur in bestimmten Regionen Südostasiens vor und ähnelt der Malaria tropica.

Das passiert nach dem Stich

Wichtig zu wissen: Es ist auch eine Übertragung durch Bluttransfusionen oder Stichverletzungen mit kontaminierten Nadeln möglich. Auch innerhalb einer Schwangerschaft kann die Krankheit von der Mutter auf das Kind übertragen werden.

Frühestens sieben Tage nach dem Stich einer infizierten Mücke beginnen die Symptome. Die Schwere der Krankheit hängt von der Art des Erregers, dem Gesundheitszustand des Menschen und nicht zuletzt davon ab, ob eine entsprechende Prophylaxe durchgeführt wurde. Der Befall der roten Blutkörperchen und die Freisetzung der in ihnen neu gebildeten, jungen Parasiten aus den dann zerstörten Blutkörperchen führen idealerweise zu Fieber (“Wechselfieber”), das zyklisch jeden zweiten oder dritten Tag auftritt. Diese Symptome sind vor allem für die Malaria-Arten quartana und tertiana typisch. Sie können auch noch Monate nach dem Tropenaufenthalt auftreten – im Falle der Malaria quartana sogar Jahrzehnte später. Zu Beginn besteht meist eine fieberhafte, wenig charakteristische Erkrankung, die häufig noch nicht ernst genommen wird. Die Vermehrung von Plasmodien in der Leber und der anschließende massenhafte Befall der roten Blutkörperchen und deren Zerstörung (vor allem bei der Malaria tropica) führen zu einer starken und komplexen Reaktion unseres Immunsystems, zum Funktionsausfall der inneren Organe und des Hirns und damit letztlich zum Tod innerhalb weniger Tage, wenn die Behandlung ausbleibt. Diese muss möglichst schnell und in Kenntnis einer eventuell durchgeführten medikamentösen Vorsorge sowie des Erregertyps und des Infektionsgebiets erfolgen, da Resistenzen gegen die eingesetzten Medikamente nicht ausgeschlossen sind. Bei häufiger Infektion kann eine Teilimmunität entstehen – eine einzige überstandene Malaria hinterlässt aber keine Immunität. Auch bei korrekter Behandlung sind spätere Rückfälle möglich, aber nur sehr selten.

Die geografische Verbreitung von Malaria

Die Verbreitung der Malaria hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  • Die Mücke muss geeignete Lebensbedingungen haben.
  • Es muss ein Reservoir an infizierten Menschen oder Tieren vorhanden sein.
  • Es müssen bestimmte Umwelt- und Temperaturbedingungen eingehalten sein, damit sich der Erreger in den Mücken überhaupt weiterentwickeln kann.

Die gemeinsamen Anstrengungen der WHO (Weltgesundheitsorganisation) und einiger bedeutender internationaler und privater Initiativen wie der Gatesstiftung haben zu einem großen Fortschritt in der Bekämpfung der Malaria geführt. Sie ist seit dem Jahr 2000 aus 17 Ländern verschwunden, was sich in einer Verlängerung der Lebenserwartung in Subsahara-Afrika um 12 Prozent ausdrückt. Auch bei europäischen Reiserückkehrern ist die Malaria heute seltener als noch vor 15 Jahren. Dies ist auf ein besseres Bewusstsein bei Reisenden, mehr Achtsamkeit bei den Ärzten und eine Verbesserung der medikamentösen Behandlung und Prophylaxe in Europa zurückzuführen.  

Trotzdem: Noch immer ist Malaria in 91 Ländern heimisch. Allein 2015 traten 212 Millionen neue Fälle auf, wovon 429.000 Menschen an den Folgen der gefährlichen Infektion starben. Die Relevanz bleibt also hoch und die Alarmstufe in einigen Ländern dunkelrot, vor allem im tropischen Afrika, welches zu 80 Prozent betroffen ist und der hier vorherrschenden gefährlichen Malaria tropica ausgesetzt ist.

Risiko ist nicht gleich Risiko: Stabile und instabile Verbreitung von Malaria

Wissenschaftler unterscheiden zwischen Gebieten mit “stabiler” Malaria und Gebieten mit “instabiler” Malaria. Die darin liegenden Unterschiede sind nicht nur für Forscher, sondern auch für Reisende interessant: In Regionen mit stabiler Malaria herrscht in der Regel ganzjährig ein hohes Risiko für die Einwohner und damit auch für Touristen. Die instabilen Gebiete hingegen sind oft nur saisonal oder lokalisiert gefährlich und weisen daher durchschnittlich weniger Infektionen auf. Dabei ist es möglich, dass es innerhalb eines Landes nebeneinanderliegende stabile und instabile Malariagebiete gibt.

Die Eigenschaften stabiler und instabiler Malariagebiete zusammengefasst

Stabile Malaria:

    • Gleichmäßige Verbreitung und ganzjährige Vermehrung der Anophelesmücken
    • Anzahl der Infektionen bei Einwohnern hoch
    • Hohe Erkrankungs- und Todesziffern bei Kindern
  • Einwohner entwickeln einen hohen Immunitätsgrad, erkranken also als Erwachsene nur selten schwer

Instabile Malaria:

    • Niedrige und schwankende Infektionsraten
    • Moskitos brüten nur in der Regenzeit oder nach starken Regenfällen
    • Geringe Immunität bei den Bewohnern mit Erkankungen in jedem Alter
  • Epidemische Ausbrüche möglich

Verbreitung von Malaria: Das sind die Risikoländer

Weltkarte mit Malaria-Verbreitung - Grafische Darstellung

In Afrika liegen die wesentlichen stabilen Vorkommensgebiete der Malaria in den Ländern Subsahara-Afrikas, also afrikanische Länder südlich der Sahara, in denen folgerichtig auch nahezu immer eine medikamentöse Prophylaxe empfohlen wird. Ausnahmen sind hier nur nördliche und südliche Anteile des Kontinents Afrika und Gebiete über 2.500 Metern Höhe.

In Asien haben vor allem Irian Jaya, Papua-Neuguinea und die östlich von Lombok gelegenen kleineren indonesischen Inseln hohe Übertragungsraten, während in allen anderen Teilen Südostasiens und Chinas meist nur ein sehr geringes und regionales Risiko besteht. In diesen Ländern empfehlen Experten nur teilweise die Mitnahme einer speziell ausgewählten “stand by”-Therapie. Diese Behandlungen durch den Reisenden selbst erfolgt nur, wenn malariaverdächtige Symptome auftreten und keine unmittelbare ärztliche Versorgung möglich ist. Wer diese Selbsttherapie durchführt, muss anschließend unbedingt einen Arzt aufsuchen.

In Mittelamerika gibt es nur in einigen Teilen Guatemalas und Mexikos, Costa Ricas, der Dominikanischen Republik und in Haiti ein geringes bis minimales Risiko, sich mit der Malaria tertiana zu infizieren. Hier handelt es sich um instabile Gebiete, in denen keine regelmäßige vorbeugende Einnahme von Medikamenten empfohlen wird, bei Fieber aber trotzdem ein Arzt aufgesucht werden sollte. Eine “stand by”-Behandlung mit gezielt ausgewählten Medikamente kann auch hier erfolgen.

In Südamerika ist es das Landesinnere von Venezuela, Guyana, Surinam und Französisch Guyana, wo eine vorbeugende Tabletteneinnahme empfohlen wird. Touristische Ziele und Städte dort sind meist malariafrei.  

Info

Übrigens: Selbst in Mitteleuropa hat es bis in die 1950er Jahre sporadisch Malariafälle gegeben und erst seit 2015 gilt Europa offiziell als malariafrei.

Da aber Überträgermücken theoretisch überall vorkommen, sind einzelne Erkrankungen dennoch immer wieder auch in Europa möglich und aus Griechenland und Spanien auch berichtet worden. Auch die Infektion durch eingeschleppte malariainfizierte Mücken ist ein bekanntes Phänomen in der Umgebung von Flughäfen, ebenso wie die sogenannte Gepäck-Malaria, bei der infizierte Mücken in den Koffern mitgebracht werden. Es kam auch in Kliniken in Deutschland schon zur Übertragung von einem Patienten auf andere.

Detaillierte und aktuelle Informationen zur Verbreitung von Malaria

Die Homepage der WHO bietet zu allen Ländern in allen betroffenen Kontinenten sehr   detaillierte Länderprofile. Für den deutschsprachigen Raum ist die immer aktuelle Karte der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin (DTG) eine gute Informationsquelle über die notwendigen und empfohlenen Vorbeugemaßnahmen. Befassen Sie sich mit dieser Karte und ihrer Legende gründlich, weil die manchmal etwas komplexeren Empfehlungen nicht immer auf den ersten Blick für jeden verständlich sind. In Deutschland, der Schweiz und in Österreich sind die Empfehlungen vereinheitlicht. Das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit hat auf seine Homepage ergänzend zur DTG–Karte auch Detailkarten zu einigen Ländern gestellt, die Ihnen einen guten Überblick über die betroffenen Regionen geben.

Achtung

Da Malaria eine sehr dynamische und von vielen Umweltfaktoren abhängige Erkrankung ist, können sich betroffene Regionen und ihr Malariarisiko schnell ändern. Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, sich aktuelle Informationen einzuholen, bevor Sie eine Tropenreise antreten. Lassen Sie sich individuell von einem spezialisierten oder mindestens fachkundigen Arzt beraten, vor allem, wenn Sie einen Langzeitaufenthalt oder eine komplexe Reiseroute durch viele verschiedene Länder oder gar Kontinente planen.

Zum Autor

Dr. med. Hinrich Sudeck, Jahrgang 1956, ist Internist und Tropenmediziner und war von 1990 bis 2007 Assistenzarzt und leitender Oberarzt am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Er leitete von 2010 bis 2015 den Fachbereich Tropenmedizin der Bundeswehr in Hamburg und absolvierte als Soldat Einsätze in Afghanistan, Mali und in Liberia im Rahmen der Ebolabekämpfung, nachdem er bereits seit 2003 als WHO-Experte für den Umgang mit hochansteckenden Viruskrankheiten tätig war. Neben vielen Reisen in tropische Länder hat er vier Jahre in Ghana und Nigeria gelebt und gearbeitet.