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Skiunfall und die Folgen: Was tun nach Verletzungen beim Skifahren?

Skifahren ist Spaß und Risiko zugleich. Allein im Winter 2018/19 endete der Ausflug in die weiße Pracht für 45.000 Menschen aus Deutschland schmerzhaft. Wir klären über die häufigsten Verletzungen und die richtige Behandlung auf – und geben Tipps für Vorerkrankte.

Auf den Pisten trifft man heute Menschen aller Altersgruppen, Routiniers und Einsteiger. Der Carving-Ski hat den Schneesport für deutlich mehr Freizeitathleten attraktiv gemacht, weil mit diesem Material das Fahren einfacher geworden ist. Weniger technische Grundlagen sind nötig, um halbwegs sicher den Berg hinunter zu kommen.

So ist Skifahren zum massentauglichen Sport geworden – und auch für Menschen höheren Alters und mit Vorverletzungen geeignet. „Allerdings besteht die Gefahr, dass man die persönlichen Risiken übersieht und deswegen Verletzungen riskiert“, sagt Prof. Dr. Karl-Dieter Heller, Chefarzt der Orthopädischen Klinik am Herzogin Elisabeth Hospital in Braunschweig und Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU).

Knie ist bei Frauen das Risikothema Nr. 1

Knie ist bei Frauen das Risikothema Nr. 1

Fast jede zweite Skiverletzung bei Frauen betrifft das Knie. Knieverletzungen machten zuletzt in der Analyse der statistischen Auswertungsstelle für Skiunfälle (ASU) 43,3 Prozent der Verletzungen bei weiblichen Skifahrern aus. Dagegen liegt die Quote bei Männern bei nur 26,6 Prozent. „Dass Männer sich am Knie seltener verletzen, liegt daran, dass sie häufiger aus dem Alltag eine stärkere Beinmuskulatur mitbringen“, erklärt Prof. Heller.

Verletzungen beim Skifahren: Männer versus Frauen*

Aber gerade deshalb – so der Experte – müsse sich „der normale Bürger im Vorfeld mit Übungen vorbereiten, um die Muskelkraft für den Skiurlaub zu verbessern“. Auch wenn man sich einigermaßen fit fühlt, ist doch die spezielle Vorbereitung auf den Skiurlaub wichtig. Kraft- und Ausdauerübungen gehören für die Experten schon lange im Voraus zu den wichtigsten Faktoren, um solche Schäden zu verhindern. Mehr hierzu erfahren Sie im Artikel „Fit im Skiurlaub: Das sollten Sie beachten“.

Orthese bei schwerem Schnee, wenn Vorschäden da sind

Die spezifische und disziplinierte Vorbereitung ist umso wichtiger, wenn man mit Vorschäden in den Skiurlaub reisen möchte. Wer etwa bereits einen Knieschaden hatte, beispielsweise einen Kreuzbandriss, kann damit in den Skiurlaub. „Das bedeutet aber eine größere Anfälligkeit, auf die man mit noch besserer Vorbereitung reagieren muss“, erklärt Karl-Dieter Heller. Auch wer im Alltag keine Einschränkung spürt, trägt die Risiken der Vorschädigung mit sich.

„Das Gefühl trügt oft, bis es zu spät ist“, sagt Heller. Unter gewissen Bedingungen, etwa bei sulzigem, schwerem Schnee im Frühjahr, wird es für solche Sportler nochmals riskanter. Der Mannschaftsarzt des Deutschen Ski-Verbands, Dr. Manuel Köhne, rät hier zu technischen Hilfsmitteln. „Allen bereits verletzten Skifahrern hilft im Frühjahr bei schwerem Schnee eine Orthese.“ Solche Schienen lassen sich beispielsweise an den Knien montieren, um die Stabilität des Gelenks zu erhöhen.

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Bei Endoprothesen „ganz entspannt“

Auch Menschen mit künstlichen Gelenken, so genannten Endoprothesen, möchten häufig nicht auf den Schneespaß verzichten. Karl-Dieter Heller, einer der führenden Experten für Endoprothetik, weiß um die „Sucht“ solcher Patientinnen und Patienten, die Jahr für Jahr auf Brettern stehen wollen. „Ich bin da ganz entspannt“, sagt der Mediziner.

Bereits sechs bis neun Monate nach dem Einsetzen eines künstlichen Gelenks im Knie, in der Schulter oder in der Hüfte sei ein skisportlicher Einsatz wieder möglich. Allerdings: Wer mit einer solchen Prothese auf die Piste geht, sollte immer versuchen, eine Stufe unter der vorher möglichen Belastung zu bleiben.

Auch hier ist die körperliche Vorbereitung wichtig. „Der Prothese selbst macht der Skiurlaub nichts, die Materialien tolerieren auch größere Krafteinwirkung“, bei Stürzen versagt eher der Knochen unter- oder oberhalb der Prothese in Form eines Bruches.“ Nicht fahren sollten Patienten mit bestehenden Lockerungen oder Schmerzen im Bereich des künstlichen Gelenkes. „Dies bedarf erst einmal einer Abklärung“, erklärt Heller.

Skibindung hauptverantwortlich für Knieschäden

Um Verletzungen zu verhindern, ist auch im Pistengebiet noch einiges möglich. Ein wichtiger Faktor ist die richtige Einstellung der Bindung am Ski. Sie ist, so beziffert es DSV-Mannschaftsarzt Köhne (DSV: Deutscher Skiverband), die Ursache bei 60 bis 80 Prozent der Knieverletzungen. Eine gut eingestellte Bindung löst sich im Sturzfall leichter – und verhindert damit extreme Krafteinwirkungen auf das Knie.

Köhne hat noch einen weiteren Tipp, um das Verletzungsrisiko während der Skitage möglichst niedrig zu halten. „Die erste und die letzte Fahrt des Tages gilt es besonders zu beachten.“ Am Anfang des Tages sind die Hobbysportler oft noch nicht aufgewärmt, am Ende oft erschöpft und entkräftet. Zehn bis 15 Minuten, so empfiehlt es Marcus Schmidt von der TU Dortmund, sollte man vor der ersten Abfahrt für die tägliche Vorbereitung investieren und dabei dreierlei machen: aktivieren, kräftigen und dehnen.

Was tun nach dem Sturz?

Doch manchmal hilft auch die beste Vorbereitung nichts – und der Sportler geht schmerzvoll zu Boden. Dann ist die Frage, wie und ob es weitergehen kann. In vielen Fällen, sagt Karl-Dieter Heller, stellt sich diese Frage allerdings nicht: Dann gibt es nur noch den Abtransport mit der Bergrettung. Aber auch, wer vielleicht das Gefühl hat, dass es weitergehen kann, sollte genau hinschauen.

„Menschen haben ein sehr unterschiedliches Schmerzempfinden“, so Heller, „manchmal laufen sie auch tagelang mit Brüchen herum – das ist kontraproduktiv wegen möglicher Folgeschäden.“ Wer bei einem Sturz ein paar Prellungen erleidet, aber ohne ziehende Schmerzen weiter die Skier belasten kann, darf auch den Rest des Skiurlaubs noch genießen.

Für solche Fälle kann es nicht schaden, Schmerzmittel wie Ibuprofen und auch kühlende Salben im Reisegepäck zu haben. In allen anderen Fällen empfiehlt Heller jedoch den Gang zum Spezialisten – und zwar möglichst bald.

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Keine Eile bei Kreuzbandschäden

In Europas Skiregionen gibt es eine sehr gute medizinische Versorgung. Heller sieht in seiner Klinik oft Patientinnen und Patienten, die bereits operiert aus den Alpen zurückkehren. „Die Qualität dieser Operationen ist meistens sehr gut“, sagt der Experte, „was auch daran liegt, dass die Mediziner dort hohe Fallzahlen haben und deswegen auf diese Eingriffe spezialisiert sind.“

Ob eine solche Operation wirklich schon im Ausland sein muss, hängt allerdings vom betroffenen Körperteil ab: Bei Kreuzbandschäden etwa bestehe keine Eile zu einer Entscheidung. Knieprobleme oder gar geschwollene Knie gelten immer als Anzeichen für einen solchen Schaden. Laut Heller gilt diese Vermutung so lange, bis man in der Diagnose etwas anderes herausgefunden hat. Was dann folgen sollte – eine Operation oder eine konservative Therapie – müsse im Einzelfall entschieden werden.

Wann schnelles Handeln geboten ist

Während es über die Jahrzehnte einen deutlich rückläufigen Trend bei den Verletzungen im Allgemeinen gab, weist DSV-Mannschaftsarzt Köhne auf eine wachsende Komplikation hin: Brüche des Schienbeinkopfs, der zusammen mit dem unteren Teil des Oberschenkels das Kniegelenk bildet. Diese Schäden hängen oft mit Kollisionen zusammen – und, so sagt es Köhne, mit Selbstüberschätzung. Wer einen solchen Schaden erleidet, sollte möglichst schnell operiert werden.

Eine Studie US-amerikanischer Chirurgen aus dem Jahr 2017 zeigt, dass bei diesen Tibiaplateau-Brüchen durch einen Eingriff innerhalb von 24 Stunden bessere Ergebnisse in der Behandlung erzielt wurden. Wesentlich seltener erlitten diese rasch operierten Patienten etwa das so genannte Kompartmentsyndrom, bei dem es zu neuromuskulären Störungen oder Gewebeschäden kommt.

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Gut versichert in den Skiurlaub

Weil das Risiko eines medizinischen Problems im Skiurlaub real ist, sollten die Hobbyalpinisten „eine Auslandsreise-Krankenversicherung haben“, sagt Karl-Dieter Heller. Zwar sind Patienten über ihre gesetzliche Versicherung ebenfalls EU-weit abgesichert, doch Zusatzkosten, spezielle Behandlungen oder der Krankenrücktransport nach Hause können enorm teuer werden. In diesen Fällen springt – falls vorhanden – die private Auslandsreise-Krankenversicherung ein. Ansonsten droht neben körperlichem noch ein erheblicher finanzieller Schaden.

Wenn Sie mehr zu einer privaten Auslandsreise-Krankenversicherung wissen möchten, informieren Sie sich hier unverbindlich über die Envivas Auslandsreise-Tarife.

Tim Farin

Autor

Tim Farin ließ sich an der Deutschen Journalistenschule München ausbilden. Zu seinen Schwerpunkten zählen Sport, Fitness und Gesundheit. Als leidenschaftlicher Rennradfahrer und Marathonläufer kennt er sich mit dem Herz-Kreislauf-System bestens aus und hat mit Prof. Klaus Bös und Prof. Getrud Winkler das Buch „Fit in 12 Wochen“ veröffentlicht.