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Wandern mit Kindern: Abenteuerliche Entdeckertour

Wer mit Kindern wandern will, sollte vor allem eines: Nicht vom Wandern reden, sondern von Höhlen, Vulkanen, Geistern und abenteuerlichem Überlebenskampf. Wir haben die besten Tipps für den perfekten Wanderurlaub mit Kindern zusammengetragen.

Wer Kinder hat und Urlaub in den Bergen plant, der erntet oft wenig Euphorie beim Nachwuchs. Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov verbringt mehr als jedes dritte Kind (39 Prozent) die Urlaubszeit am liebsten am Strand. Ebenso viele Kinder wünschen sich in den Ferien einen eigenen Pool.

Die Aussicht auf Wanderurlaub hingegen entlockt dem Nachwuchs häufig eher ein Gähnen. Dabei kann der Urlaub in den Bergen auch für Kinder interessant werden, wenn die Eltern ihm ein anderes Etikett verleihen und ihn Entdeckerurlaub nennen.

Erforschen statt Strecke machen

Erstmal zur Strecke: Die sollte vor allem nicht zu weit und anstrengend sein. Vierjährige schaffen rund 400 Höhenmeter am Tag. Mit Vorschulkindern empfiehlt der Geologe sowie Natur- und Landschaftsführer Sven von Loga Touren bis maximal fünf Stunden, im Grundschulalter bis sechs Stunden und maximal 600 Höhenmetern.

Wichtiger als die Strecke ist ohnehin das Drumherum. „Kinder sind oft abgeschreckt, wenn sie hören, dass sie zehn Kilometer laufen sollen. Wenn sie aber etwas erforschen können wie Abenteurer, die durch den Dschungel ziehen, dann wird es plötzlich spannend“, sagt von Loga, der zahlreiche Wanderbücher geschrieben hat. Und Gelegenheiten, Dinge zu erforschen berge seiner Meinung nach jede Wanderung.

Wer einen Wanderurlaub mit Kindern plant, sollte deshalb folgende Aktivitäten immer mit einplanen:

  • Steine ins Wasser werfen
  • Dinge sammeln (glitzernde Steine, Fossilien, Stöcke, Früchte, Blätter)
  • Kleine Höhlen erkunden
  • Ruinen oder alte, eingefallene Häuser besuchen
  • Nach Schätzen graben
  • Tiere beobachten
  • Abenteuerroute querwaldein mit dem GPS-Gerät vorbereiten (Achtung: das geht nicht im Naturschutzgebiet)

Höhlen aktivieren den Entdeckergeist

Besonders kleine Höhlen am Wegesrand wecken den Forscherdrang in Kindern. Dazu müssen sie nicht tief und groß sein. „Es reicht ein kleiner Stollen, den man mit einer Taschenlampe erkunden kann“, sagt Sven von Loga. Vielleicht entdecken die Kinder in der Höhle ein paar Krabbeltiere wie Spinnen oder Käfer. Oder Wandzeichnungen von der letzten Teenagerparty.

Oder sogar winzige Stalagtiten, die im Laufe vieler Jahre von der Decke der Höhle herabwachsen. Für den Höhlenurlaub muss man Deutschland gar nicht verlassen. Schon in den Mittelgebirgen wie der Eifel oder dem Bergischen Land lässt sich unterirdisch gefahrlos viel entdecken.

Spannende Geschichten über Zwerge und Kriminalfälle verkürzen die Strecke

Eltern, die nöhlende Kinder vermeiden wollen, haben auf Wanderungen auch immer ein Repertoire an spannenden Geschichten parat. Wie lebten die Bergleute, die einst die Mühlsteine aus der Höhle geschlagen haben? Wie sieht es tief unter der Erde aus? Wo ist der Sage nach ein Hufabdruck des Teufels zu sehen? Wer hauste in der Ritterburg?

Was erzählt man sich über die Zwerge und Fabelwesen, die einst den Wald bevölkerten, durch den sich die Kinder heute durchschlagen? Je kleiner die Kinder, desto mehr Sagen und Märchen sind erlaubt. Größeren Kindern kann man aber auch von Kriminalfällen und Schlachten erzählen, die sich in der Gegend zugetragen haben.

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Pausen mit Picknick gut planen

Eine der wichtigsten Zutaten für eine gelungene Wanderung mit Kindern sind die Pausen. „Nur Strecke machen, das können Rentner und Sportler gut. Sind Kinder aber überanstrengt, wird der Ausflug schnell zur Qual und deshalb sollte man genügend Rast einplanen“, sagt Sven von Loga. In den Pausen ist dann Zeit für ein Picknick mit Butterbroten, Obst, Nüssen, Müsliriegeln und genügend Wasser oder Tee. „Wichtig ist, dass das Essen Kraft gibt, nett verpackt ist und nicht zu schwer im Magen liegt“, sagt von Loga.

Beobachter brauchen gute Ausrüstung im Gepäck

Neben der Nahrungsaufnahme erfüllen Pausen aber auch einen anderen wichtigen Zweck: Beim Ausruhen kann auch wieder der Forschergeist aktiviert werden. „Vielleicht rastet man an einer Stelle, an der sich gut Tiere beobachten lassen“, sagt von Loga. Die müssten nicht immer spektakulär sein. Ein Teich mit Fröschen oder Molchen, ein Ameisenhügel, ein Platz mit Blick auf Felsen oder Bäume, in denen Vögel brüten, eine Steinwand, auf der sich Eidechsen sonnen, ein Weg, über den schwarz-schillernde Käfer krabbeln ist oft ausreichend.

Um das Erlebnis perfekt zu machen, reichen ein paar Ausrüstungsgegenstände, die Eltern dann aus dem Rucksack zaubern können:

  • eine Becherlupe für spannende Insekten
  • ein Fernglas zum Beobachten von Vögeln, Eichhörnchen oder gar einem Reh
  • ein Fotoapparat zum Festhalten der Eindrücke
  • ein Forscherheft, in das Entdeckungen gezeichnet und notiert werden können
  • ein Hammer zum Aufklopfen von interessanten Steinen
  • ein Taschenmesser zum Schnitzen von Wanderstöcken

Verlaufen schützt vor Langeweile

Abenteuer auf Wanderschaft bedeutet zuweilen übrigens auch, sich zu verlaufen. Nichts animiert Kinder mehr als das Gefühl, sich selbst zum Entdecker des richtigen Weges aufschwingen zu können. Sven von Loga rät: „Verlassen Sie ruhig mal den eigentlichen Wanderweg. Und dann stellen sich alle vor, sie wären mit einer Machete im Dschungel und müssten durchs Unterholz robben oder kleine Bäche durchqueren, um ans rettende Ziel zu kommen.“

Also: Schmale Pfade mit Wurzeln und umgestürzten Bäumen zum Drüberklettern immer breiten Forstwegen vorziehen. Wichtig: Wenn am Ende des Tages die Schuhe verschlammt und die Hosen zerrissen sind, sollten Wandereltern das als Beleg für das Gelingen des Abenteuers ansehen und nicht als Anlass, um über Wäscheberge zu stöhnen.

Wer größere Kinder hat, kann mitten im Wald auch mal Kompasse und Wanderkarten verteilen, ein Ziel vereinbaren und dann dem Nachwuchs die Führung überlassen. Etwas moderner, aber nicht weniger spannend: GPS-Geräte oder Smartphones mit entsprechender Wegesoftware.

Schatzsuche als Königin der Motivation

Auf diese Weise lässt es sich natürlich auch herrlich nach kleinen Schätzen suchen. Die Schnitzeljagd, sie ist die Königin unter den Kinderanimateurinnen. Geocaches bieten sich an, dabei werden Verstecke anhand geografischer Koordinaten im Internet veröffentlicht. Wer eine der kleinen Dosen gefunden hat, kann sich in ein Logbuch eintragen.

Außerdem befinden sich in den versteckten Behältern oft kleine Schätze wie Haargummis, Münzen, Bonbons, Aufkleber oder Figürchen. Wer etwas davon nehmen will, muss einen neuen kleinen Gegenstand zurücklassen. Es empfiehlt sich also, für die Tauschgeschäfte ein bisschen Krimskrams im Rucksack mitzubringen.

Bevor es losgeht, ist die Anmeldung bei www.geocaching.com  notwendig, die Geocaches müssen ins GPS-Gerät geladen werden, alternativ tut es auch die dazugehörige App auf dem Smartphone.

Heimlich selbst eine alte Kiste verstecken

Wer sich richtig Mühe machen will, bringt den Schatz heimlich selbst von zu Hause mit und versteckt in einem unauffälligen Moment eine kleine Kiste mit Süßigkeiten oder alten Münzen unter einer dicken Wurzel. „Vielleicht sind auch rostige Medaillen drin oder ein Gutschein für einen Eisbecher im Tal“, sagt Sven von Loga. In jedem Fall gilt: „Kinder, denen zu Beginn der Wanderung ein echter Schatz in Aussicht gestellt wird, können gleich doppelt so weit laufen.“

Übernachtung auf der Hütte oder im Baumhaus

Ein Abenteuer für fortgeschrittene Wanderfamilien ist übrigens die Ausweitung der Wanderung über mehrere Tage: Eine Hüttentour. „Abends vor dem Schlafengehen auf der urigen Hütte den Sonnenuntergang bewundern zu können, diesem Zauber können sich auch Kinder meist nicht entziehen“, sagt von Loga. Wenn es dann statt der Hütte noch ein Baumhaus ist, das auf die müden Abenteurer wartet, haben Eltern alles richtig gemacht. Knapp ein Drittel aller Kinder (32 Prozent) gaben bei der Yougov-Befragung diese Übernachtungsmöglichkeit als Traumdomizil im Urlaub an.

Claudia Lehnen

Autorin

Claudia Lehnen wollte als Jugendliche Ärztin werden, entschied sich dann aber dafür, lieber über Medizin und Menschen und ihre Krankheits- und Genesungsgeschichten zu berichten. Die in Köln niedergelassene Journalistin, die im Tageszeitungs-Journalismus zu Hause ist, ist unter anderem auf das Themengebiet Gesundheit spezialisiert.