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Urlaub mit dem Wohnmobil – Tipps für Langzeiturlauber auf vier Rädern

Seit vielen Jahren ist das Wohnmobil das Lieblings-Reisemobil der Deutschen. Das Zuhause auf vier Rädern verspricht echtes Abenteuer in oft recht luxuriösem Ambiente. Aber das Mobil allein macht noch keinen Sommer. Man kann vieles falsch machen, wie Ramona und Ulrich Pingel auf ihrem 13-monatigen Trip durch 15 Länder erfahren haben. Im Artikel geben sie Tipps für all diejenigen, die Urlaub mit dem Wohnmobil machen wollen. Das mobile Reisen hat die beiden Ex-Kölner so fasziniert, dass sie inzwischen einen kleinen Reiseverlag betreiben.

2017 ab ins Wohnmobil - learning by doing

2017 kündigten wir unsere Jobs und unsere Wohnungen, verkauften Autos, Möbel und alles, was wir nicht wirklich unbedingt behalten wollten, und kauften uns ein gebrauchtes Wohnmobil. Wir waren beide unzufrieden mit unseren Jobs und dem Leben in der Großstadt – da musste es doch noch mehr geben. Im Juni starteten wir unsere Reise von Köln aus Richtung Norden. Natürlich hatten wir uns, so gut es ging, über die wichtigsten Dinge informiert, doch den großen Hype um Wohnmobil- bzw. Van- oder Bulli-Reisen gab es damals noch nicht und so war auch die Informationslage noch relativ dürftig. Das meiste haben wir uns selbst beigebracht und eben „on the road“ gelernt.

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Dänemark, Norwegen, Finnland, Baltikum – typischer Anfängerfehler

Grob hatten wir ein Jahr für diese Reise eingeplant, wobei das Ende offen war und wir einfach sehen wollten, wie sich alles entwickeln und wohin uns der Wind wehen würde. Der Plan war, als erstes in den Norden zu fahren, um hier im Sommer milde Temperaturen anzutreffen – immerhin waren wir blutige Anfänger im WoMo-Business, da wollten wir es sachte angehen lassen. Unsere Tour ging also von Köln aus zunächst nach Dänemark, Schweden und Norwegen. Unser erstes großes Ziel war ganz klassisch das Nordkap. Vom nördlichsten Punkt Europas ging es dann wieder runter – durch Finnland, das Baltikum und Polen.

Inzwischen hatten wir Herbst und da selbst der Hochsommer im Norden Europas nicht unbedingt warm und sonnig ist, hatten wir das Gefühl, dass der Sommer für uns ausgefallen war. Vor allem aber hatten wir einen großen Anfängerfehler begangen: Wir wollten zu schnell zu viel. Wann kommt man schon mal nach Norwegen? Da will man möglichst viel sehen und erleben, all die Orte und Sehenswürdigkeiten kennenlernen, von denen man gehört oder gelesen hat, und die mit einer gewissen Faszination und Magie behaftet sind. Doch auf diese Art brennt man schnell aus. Die Strecken sind lang und auch wenn die Landschaft wunderschön ist, strengt das Fahren doch an. Irgendwann hatten wir so viel in so kurzer Zeit gesehen, dass wir nichts mehr aufnehmen und verarbeiten konnten.

Unser Lieblings-WOMO-Rezept

Wir mögen es möglichst simpel, und so haben wir im Sommer meist über offenem Feuer am Strand einfach Gemüse und vegane Würstchen gegrillt. Dazu ein schneller griechischer Salat aus Tomaten, Gurken, Paprika und Feta – fertig ist das Abendessen.

Griechenland, Italien – drei Monate auf nur einer Insel

Als wir also durch Krakau liefen, waren unsere Köpfe so überfüllt, dass alles an uns abprallte und wir die Schönheit der Stadt nicht mehr genießen konnten. Die Köpfe waren voll, die Akkus komplett leer. Wir brauchten eine Pause. Kurzerhand sind wir wieder ins Wohnmobil gestiegen und in Rekordzeit durch die Slowakei, Ungarn, Serbien und Mazedonien gerast, um am 1. Oktober in Griechenland anzukommen. Über einen Monat konnten wir hier noch herrlich hochsommerliche Temperaturen und das entspannte Strandleben genießen, während wir sehr langsam immer südlicher bummelten, um schließlich auf dem Peloponnes zu überwintern.

Anfang Februar ging es dann weiter: Mit der Fähre sind wir von Patras nach Bari übergesetzt und nach Sizilien gefahren, wo wir – inzwischen hatten wir ja dazugelernt – uns drei Monate Zeit ließen, die traumhafte Insel zu erkunden. Von hier sind wir am Ende des Sommers langsam den Stiefel hoch gebummelt, haben zum Abschluss noch für zwei Wochen Freunde am Comer See besucht und waren im August wieder in heimischen Gefilden.

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Campingplatz, Stellplatz oder Freistehen?

Als Anfänger hatten wir zur Sicherheit für die ersten Tage in Dänemark einen Campingplatz gebucht. Doch wurde uns schnell klar, dass das nicht unser Ding ist. Wir hatten uns doch extra für ein Wohnmobil mit Toilette, Dusche und großem Wassertank entschieden, um möglichst unabhängig zu sein. Auch hatten wir vor der Abfahrt noch ein Solarpanel auf dem Dach installiert, um auch vom Strom her autark zu sein. Auf die Infrastruktur eines Campingplatzes waren wir also nicht angewiesen.

Naturnah wollten wir sein und gern auch einsam und fernab anderer Camper. In den nördlichen Ländern war die Stellplatzsuche überhaupt kein Problem. Viele Kommunen bieten Stellplätze für Wohnmobile an, wo man kostenfrei oder für wenig Geld stehen kann und häufig auch kostenlos Strom bekommt und eine Dusche und Toilette dabei sind. Aber auch gemütliche Fleckchen inmitten der Natur, wo man stehen kann, ohne jemanden zu stören, findet man hier leicht. Seien es Waldparkplätze oder Plätze an der Küste. Auch die zahlreichen Nationalparks waren für uns sehr beliebte Anlaufstellen. Die Infrastruktur für Wohnmobile ist im Norden sehr gut, sodass es überall Stationen gibt, an denen man Grauwasser ablassen, die Toilette leeren und Frischwasser auftanken kann.

Auch Finnland und das Baltikum sind auf Camper eingestellt und bieten auf zahlreichen Wald- und Küstenparkplätzen sogar überdachte Tische und Bänke, einen Grillplatz mit Feuerholz, und häufig findet man in den Wäldern auch Komposttoiletten vor. Ein Traum. Im Süden wird es dann schon etwas kniffliger. Zwar fanden wir an den Küsten auch immer problemlos Plätze, an denen wir bleiben konnten, doch die Ver- und Entsorgung von/mit Wasser ist hier meist nur noch an bestimmten Tankstellen möglich. Wir sind aber immer gut zurechtgekommen und konnten uns mit entsprechenden Apps weiterhelfen. Auf Campingplätzen waren wir schließlich nur noch, wenn wir mal Wäsche waschen mussten.

Camping Cards

Wer hauptsächlich oder häufiger Campingplätze ansteuert, dem seien die verschiedenen Camping Cards empfohlen. Hier gibt es einige, wie zum Beispiel die CampingCard ACSI, die ADAC Campcard oder die CampingCard International, mit denen man ordentlich Rabatte bekommen kann. Leider braucht man für unterschiedliche Länder und Saisons teils verschiedene Karten. Doch je nachdem, wo man hinwill und wann man reist, lohnen sie sich finanziell sehr.

Wohnmobil, Bulli, Van – Welches Fahrzeug passt zu mir?

Bei der Frage nach dem individuell richtigen Gefährt will vieles bedacht sein: Möchte ich möglichst autark sein, oder stehe ich ohnehin meist auf Campingplätzen? Will ich damit lediglich zweiwöchige Urlaube im Süden machen, oder soll das Fahrzeug auch wintertauglich sein? Werde ich nur auf Autobahnen und befestigten Straßen unterwegs sein, oder bin ich mehr der Adventuretyp und will auch mal querfeldein, durch die Sahara oder durch einen Fluss fahren können? Reise ich allein, zu zweit, mit Kindern und Haustieren? Und, und, und …

Wir haben uns damals für ein klassisches weißes Wohnmobil mit Alkoven entschieden, weil wir vor allem an wohnlichen Komfort gedacht haben. Zwei Menschen und ein Hund sollten hier über ein Jahr lang, bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit bequem drin leben können. Unser WoMo bietet durch das Bett über der Fahrerkabine und eine optimale Aufteilung im Innern überraschend viel Platz und ist dabei nur fünf Meter lang.

Das hat, neben der Wendigkeit, den Vorteil, dass man damit noch auf ganz normale Pkw-Parkplätze passt. Wir haben eine Küche mit Herd und Kühlschrank, ein Bad mit Toilette und Dusche, eine Standheizung, reichlich Stauraum für jede Menge Kram und einen großen Frischwassertank sowie Gasflaschen, sodass wir lange autark sind und genug Platz haben, um uns auch an kalten Regentagen nicht gegenseitig auf die Füße zu treten.

Die Nachteile sind – neben mangelnder Coolness – eine gewisse Sperrigkeit durch die Breite und besonders die Höhe (man passt nicht unter allen Brücken durch, muss auf niedrige Äste und in hutzeligen italienischen Dörfern auf niedrige Balkone und enge Kurven achten) und natürlich die sehr eingeschränkte Offroad-Adventure-Tauglichkeit. Einige Male haben wir uns in Schlamm oder Sand festgefahren oder mussten Umwege nehmen, da wir besonders steile Straßen nicht raufkamen.

Einmal musste uns sogar ein Traktor abschleppen, weil wir die Steigung eines Hangs unterschätzt hatten und unten in der Falle saßen. Auch die allgemeine Reisegeschwindigkeit ist, sagen wir mal, gemütlich. Für unsere 13-monatige Reise durch Europa war dieses Fahrzeug ideal. Doch um durch Afrika oder Südamerika zu fahren, würden wir uns ein anderes Gefährt suchen.

Was kostet eine Langzeitreise mit dem Wohnmobil?

Nachdem wir alles verkauft hatten, was nicht niet- und nagelfest war, unsere Bausparverträge gekündigt, Sparbücher aufgelöst und Konten geplündert hatten, besaß jeder von uns noch etwa zehntausend Euro. Wir hatten die Kosten vorher geschätzt und waren zu dem Schluss gekommen, dass wir mit diesem Betrag für ein Jahr im Wohnmobil leben konnten, und dann pleite nach Hause kämen (was uns zu dem Zeitpunkt egal war, weil es noch so weit in der Ferne lag). Spoiler: Wir waren überrascht, wie viel Geld am Ende doch noch übrig war.

Der wohl größte Kostenfaktor ist der Sprit für das Gefährt. Wir sind über 25.000 Kilometer gefahren – da kommen ein paar Tankfüllungen zusammen. Auch fielen ein paar Reparaturen, neue Reifen usw. an. Einige Male haben wir auch mehrere Tage auf Campingplätzen verbracht, weil eben das Wohnmobil repariert werden musste, weil wir Wäsche waschen mussten, weil man nicht freistehen durfte oder weil wir einfach keinen geeigneten Stellplatz gefunden haben. Campingplätze sind nicht günstig in Europa. Gleiches gilt auch für Lebensmittel.

Wenn wir mal so richtig die Nase voll hatten von Dauerregen, Matsch und Kälte, haben wir uns für zwei Tage ein Airbnb gegönnt, was natürlich auch ins Geld geht. Besuche in Städten sind auch nicht ganz günstig: Hier läppern sich höhere Parkgebühren, Eintritt für Museen oder Sehenswürdigkeiten, Essengehen, Stadtführungen, Kaffeetrinken, Souvenirs etc.

Die Kosten sind so individuell wie alles andere auch. Wir waren zum Beispiel sehr selten mal zum Essen aus, waren nicht shoppen (was man braucht, hat man dabei und mehr passt sowieso nicht rein), haben Bücher mit anderen Langzeitreisenden getauscht, waren selten auf Campingplätzen, konnten mit dem Hund ohnehin nicht viele Sehenswürdigkeiten besuchen und haben geschickt frische, regionale und saisonale Lebensmittel mit Konserven gemischt und wurden mit der Zeit auch recht kreativ darin, was man alles auf offenem Feuer zubereiten kann.

Außerdem fallen in dieser Zeit laufende Kosten weg wie Miete und Nebenkosten, Abos, Monatstickets für die Bahn, mal eben etwas auf Amazon bestellen, usw. Man kann also mit sehr wenig Geld auskommen. Dazu muss man sagen, dass Europa insgesamt relativ teuer ist und die Kosten in anderen Ländern noch erheblich geringer sind.

Für alle, die mit einem Wohnmobil nichts anfangen können: Es geht auch ohne Gefährt! Backpacker Niklas Bahn schildert seine Erfahrungen und zeigt, wie es geht.

Das Zwischenmenschliche

Nicht zu unterschätzen bei einer Langzeitreise finden wir den zwischenmenschlichen Faktor. Lange Zeit auf sehr engem Raum zusammen zu sein, kann eine echte Herausforderung darstellen. Es gibt keine Privatsphäre und nur selten Zeit für sich allein. Der gewohnte Alltag fällt weg und ein neuer muss sich erst mit der Zeit etablieren. Wer übernimmt welche Aufgaben? Wie wird man sich über die Reiseroute und individuelle Wünsche einig? Familien, die es im häuslichen Alltag gewohnt sind, durch Arbeit, Schule, Fußballtraining und Gitarrenunterricht nur einige Stunden täglich gemeinsam zu verbringen, müssen sich oft erst an die neue Situation gewöhnen und sich einspielen. Und auch langjährige Paare lernen sich hier noch mal ganz neu kennen.

Auch uns ging es so. Zwar kannten wir uns vor der Reise bereits seit dreizehn Jahren, doch waren wir nur Freunde mit keinerlei Ambitionen auf mehr. Doch haben wir uns in der intensiven Zeit auf Reisen sehr schnell sehr gut kennengelernt, so viel Unglaubliches miteinander erlebt, Momente des unbegreiflichen Glücks sowie der Verzweiflung geteilt; viele Herausforderungen miteinander gemeistert und uns selbst und den anderen völlig neu kennengelernt. Eine solche Erfahrung schweißt zusammen und am Ende der Reise hatten wir das Gefühl, dass es nichts mehr gibt, was wir nicht zusammen schaffen können!

Inzwischen sind wir miteinander verheiratet und erwarten gerade unser erstes Kind. In die Stadt und in unsere früheren Leben sind wir nie mehr zurückgekehrt. Wir leben in einem Häuschen am Waldrand in der Vulkaneifel und leiten von hier aus den Wenn Nicht Jetzt-Verlag, den wir auf der Reise gegründet haben und in dem es um genau solche Geschichten wie die unsere geht – Reiseabenteuer, die das Leben verändern.

Ramona und Ulrich Pingel

Autoren

Ramona hat lange als Redakteurin für unterschiedliche Zeitungen gearbeitet, bevor sie sich vor einigen Jahren als Freie Lektorin selbstständig gemacht hat. Uli ist Innovationsmanager und Marketingexperte; beide arbeiten inzwischen selbstständig und ortsunabhängig. Auf ihrer Reise haben sie an einem Lagerfeuer am Strand von Sizilien einen eigenen Verlag gegründet, den Wenn Nicht Jetzt-Verlag. Hier veröffentlichen sie Bücher über außergewöhnliche Reiseabenteuer, über Auszeit, ortsunabhängiges Arbeiten und das gute Leben. Ausführliche Infos findest du unter wnj-verlag.de