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Krank auf Reisen – was dann?

Ob Südeuropa oder Südafrika: Wir verraten Ihnen, worauf Sie achten und womit Sie rechnen müssen, wenn Sie auf Reisen krank werden.

Krank im Ausland: Sprachbarrieren, Kosten, Organisatorisches

Am Nachmittag war die Welt noch in Ordnung: Ein herrlicher Strandtag mit der Familie in Sorrent – sonnenbaden, mit den Kindern im Wasser toben, Muscheln sammeln und Eiscreme schlecken. Doch bereits auf dem Heimweg merkte Andreas Jung, dass etwas nicht stimmte. „Der Weg vom Meer zurück zum Campingplatz ging recht steil bergauf, und als wir am Wohnwagen angekommen waren, fühlte ich mich echt schlapp,“ erinnert sich der Familienvater. Später, beim Abendessen in der Lieblingspizzeria, habe er schon keinen rechten Appetit mehr gehabt. „Und dann spürte ich plötzlich diesen Schmerz in der Herzgegend, der mir bekannt vorkam“, so Jung. Er tippte auf Rippenfellentzündung. Die hatte er ein halbes Jahr zuvor schon einmal gehabt und kannte daher die Symptome. „Auf jeden Fall war klar, dass ich einen Arzt und Antibiotika brauchen würde.“

Wer im Ausland krank wird, sieht sich – neben Schmerzen und verpasstem Urlaubsgenuss – schnell vor organisatorische Herausforderungen, Sprachbarrieren und ungeahnte Kosten gestellt. Jedes Land weist dabei kulturelle und organisatorische Besonderheiten auf. Wir erläutern Ihnen, worauf Sie bei welchem Ziel achten müssen. Dieser Artikel nimmt Sie mit in die beliebtesten, europäischen Destinationen der Deutschen – nach Spanien und Italien, sowie zum Aufsteiger bei Fernreisen, nach Südafrika.

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Bella Italia: Auch im Krankenhaus ist es lebhaft

Wer im Ausland krank wird, betritt kulturelles Neuland. So zumindest erging es Andreas Jung in Sorrent. Der hilfsbereite Campingplatzbesitzer nannte die Adresse der nächstgelegenen Klinik, organisierte einen Shuttle für die ganze Familie und hatte sogar noch den passenden Fachbegriff parat: „Pleurite“ für Brust- oder Rippenfellentzündung. „Meine Frau spricht zudem sehr gut Italienisch, sodass ich mir um die Verständigung keine Sorgen machen musste“, erzählt der Familienvater. Doch in der Klinik angekommen traf ihn fast der Schlag. „Das Wartezimmer war knallvoll, und wir dachten, dass ich ewig nicht drankommen würde“, erinnert sich Jung. Doch mit der Zeit beobachtete die Familie, dass die Mitwartenden ständig kamen und gingen und sich offensichtlich alle untereinander kannten. „Uns wurde dann schnell klar, dass die alle mit der Nonna (Großmutter) mitgekommen waren, um sie zu unterstützen und aus erster Hand zu erfahren, was los ist.“

Angehörige in die Pflege eingebunden

Typisch Italien, findet Stefan Rothbauer von Europ Assistance, die für Envivas Krankenversicherung Rückführungen, aber auch Hilfe vor Ort koordiniert. Er erklärt: „In Italien gibt es recht wenige Privatkliniken, und die öffentlichen Krankenhäuser setzen darauf, dass Angehörige helfen.“ Das fängt beim Essen an, das man dem kranken Familienmitglied von zu Hause mit in die Klinik bringt. „Aber auch bei einfachen Pflegetätigkeiten, etwa wenn der Patient Hilfe beim Toilettengang braucht, sind häufig die Angehörigen gefragt.“ Fachlich seien öffentliche Krankenhäuser in Italien völlig in Ordnung. „Die Ausstattung ist allerdings wesentlich einfacher, als Sie es von Deutschland kennen – mit einem klaren Nord-Süd-Gefälle“, sagt Rothbauer. Ähnlich sehe es bei den niedergelassenen Ärzten aus.

Sprachbarrieren und italienische Götter in weiß

Womit Sie in Italien außerdem rechnen müssen: Wer kein oder kaum Italienisch spricht, wird Schwierigkeiten haben, sich mit dem Klinikpersonal zu verständigen. Ärzte, die Englisch oder gar Deutsch sprechen, sind eher eine Seltenheit. „Außerdem wird in Italien ganz klar gemacht, was der Arzt sagt“, so Rothbauer. „Dass Ärzte wie in Deutschland auf Patienten und deren Bedürfnisse eingehen, wird man hier eher nicht erleben.“

Italien

  • Bitte klären Sie mit Ihrer privaten Auslandsreisekrankenversicherung telefonisch oder per E-Mail ab, welche Leistungen übernommen werden. Die hier aufgeführten Punkte gelten für in Deutschland gesetzlich Versicherte ohne private Zusatzversicherung.
  • Gesetzlich Krankenversicherte, die in Italien medizinische Hilfe benötigen, wenden sich für die Behandlung zunächst an niedergelassene Vertragsärzte. Listen darüber führen die italienischen Krankenkassen „Azienda Sanitaria Locale“ (ASL) und „Agenzia di Tutela della Salute“ (ATS).
  • Nachts und an Feiertagen hilft der ärztliche Bereitschaftsdienst „Guardia medica noturna e festiva“, der in allen größeren Orten zur Verfügung steht.
  • Im Krankenhaus fallen keine Zuzahlungen an. Aber Achtung: Wer sich ohne medizinisch dringende Notwendigkeit und ohne Überweisung in die Notaufnahme eines Krankenhauses begibt, muss mit Gebühren rechnen.
  • Für Medikamente und bestimmte Leistungen sowie physiotherapeutische Anwendungen fallen Gebühren an.
  • Kinder bis sechs Jahren, Personen über 65, Menschen mit geringem Einkommen sowie Schwangere, Blinde und Gehörlose sind von den Zuzahlungen ganz oder teilweise befreit.
  • Kosten für zahnärztliche Behandlungen müssen in Italien in der Regel selbst übernommen werden. Bestimmte Personengruppen, etwa Kinder unter 14 Jahren, sind davon ganz oder teilweise befreit.

Spanien: Privatversorgung ist teuer, aber oho

„Spanien hat mit Italien einiges gemeinsam“, sagt Rothbauer. Dazu zählt, dass öffentliche Krankenhäuser auf pflegerischen Einsatz der Angehörigen setzen. Außerdem ist die Sprachbarriere in diesen Häusern oft gewaltig, wie auch Sandra Thalmann erlebte, als sie während einer Reise eine Nachuntersuchung zu einem vorangegangenen Eingriff durchführen lassen wollte. Dank Reiseführer hatte sie eine Klinik mit deutschsprachigen Ärzten in Malaga ausfindig gemacht. „Eine spanisch sprechende Bekannte hat den Termin für mich vereinbart und bereits erfahren, dass man zwar kein Deutsch, aber durchaus Englisch spreche“, erinnert sich Thalmann. „Doch als ich schließlich vor der Ärztin stand, half nur noch Pantomime“. Das habe zwar irgendwie funktioniert, sei aber auch anstrengend gewesen – zumal nicht ganz eindeutig klar geworden wäre, ob nun wirklich alles in Ordnung sei. „Und den spanischen Arztbrief, den sie mir in die Hand gedrückt hatte, konnte ich natürlich auch nicht verstehen.“

Spanien ist jedoch – im Gegensatz zu Italien – im privaten Sektor bestens aufgestellt. „Hier gibt es hervorragende Privatkliniken, insbesondere in den touristischen Ballungszentren“, ergänzt der Europ Assistance-Mitarbeiter. „Da finden Sie Unterbringung auf höchstem Standard, die eher an einen Wellness-Urlaub als an einen Krankenhausaufenthalt erinnert.“ Auch Deutsch sprechende Ärzte und Pflegemitarbeiter sind hier an der Tagesordnung. „Allerdings ist dieser Service auch sehr teuer“, so Rothbauer. „Wir haben erst kürzlich eine Patientin betreut, die drei Tage lang auf Mallorca im Krankenhaus war – da sind 53.000 Euro Kosten angefallen.“ Kein Wunder also, dass die Mitarbeiter bei Ihrer Ankunft in einer solchen Klinik zunächst prüfen werden, wer für die Kosten aufkommt.

Versorgung im Hinterland oft schwierig

Entscheidend ist, wo man in Spanien erkrankt. Wer sich im Hinterland befindet, muss mit der öffentlichen Gesundheitsversorgung vorliebnehmen. „Bei leichten Erkrankungen ist das nicht problematisch, doch Schwerwiegendes wird man dort nicht immer adäquat behandeln können“, so Rothbauer. Dann steht gegebenenfalls ein Transport in eine Privatklinik an – oder sogar ein Rücktransport nach Hause. „Spanien ist ein Land, in dem grundsätzlich alles behandelt werden kann, was auch in Deutschland behandelt wird“, sagt Rothbauer. „Trotzdem würden wir in so einem Fall abwägen, ob wir einen Patienten tatsächlich in eine Privatklinik verlegen oder ob ein Rücktransport nach Hause sinnvoller ist.

Rothbauer hat auch noch einen wichtigen Hinweis für Individualreisende, die auf eigene Faust nach einem geeigneten Arzt suchen müssen: „In Spanien gibt es die sogenannten clinicas, die keineswegs mit einem Krankenhaus zu verwechseln sind.“ Vielmehr handele es sich um Ärztehäuser oder auch kleinere Untersuchungs- oder Operationseinheiten, die an Arztpraxen angeschlossen seien. „Und da gibt es sehr unterschiedliche Standards“, so Rothbauer.

Spanien

  • Wer nicht ohnehin vom Hotelarzt behandelt und dann an eine Privatklinik verwiesen wird, wendet sich im hausärztlichen, kinderärztlichen und pflegerischen Bereich an eines der „Centros de Atención Primaria“ (CAP), ein Erstversorgungszentrum.
  • Für eine fachärztliche Behandlung benötigen Sie eine Überweisung, auch dann, wenn etwa Verbände gewechselt werden sollen.
  • In Notfällen können Sie sich außerdem direkt an eine Ambulanz (ambulantorio) oder ein Krankenhaus (hospital) wenden oder die Notfallrufnummer 112 wählen.
  • Bekommen Sie Medikamente verschrieben, müssen Sie in der Regel die Hälfte der Kosten selbst übernehmen. Rentner zahlen nur zehn Prozent.
  • Die Kosten für zahnärztliche Behandlungen trägt der Erkrankte in fast allen Fällen selbst.

Südafrika: Welten zwischen Kapstadt und Hinterland

Zu den beliebtesten Reiseländern der Deutschen zählt mittlerweile auch Südafrika – auch wenn nicht jeder gleich den Landweg nimmt, so wie Verena und Patrick Fuchs. „Auf unserer letzten Etappe flog eine Wespe zum Autofenster herein und hat mich in die Hand gestochen,“ erzählt Verena Fuchs. Die Hand sei zwar angeschwollen, aber sie habe sich zunächst nicht viel dabei gedacht. Euphorisch, am Ziel ihrer langen Reise zu sein, schlugen die beiden ihr Lager in einem Camp bei Kapstadt auf und wollten ihre Ankunft feiern. „Da bemerkte ich, dass Verena leichenblass war und kaum noch reden konnte“, erinnert sich ihr Ehemann. Nun galt es schnell zu handeln. Der Campbesitzer brachte die beiden umgehend in eine Privatklinik in Kapstadt.

Dort angekommen kollabierte Verena Fuchs. „Ein Security-Mann kam sofort mit einem Rollstuhl angerannt, konnte meine Frau gerade noch auffangen und brachte sie schnellstmöglich nach drinnen,“ erzählt Ehemann Patrick. „Von dem Moment an hatten wir ständig eine Ärztin und drei Krankenschwestern um uns, die sich um Verena kümmerten.“ So etwas habe er noch nie erlebt. Auch die Ausstattung der Klinik sei vom Feinsten gewesen. Bezahlen mussten die Deutschen die Behandlung gleich vor Ort.

Hoher Standard – hohe Preise

Rothbauer bestätigt den Eindruck der beiden. „Südafrika ist ein klassisches Schwellenland, aber gerade in den Metropolen wie Kapstadt, Johannesburg, Durban oder Pretoria gibt es Privatkliniken mit höchstem medizinischen und technischen Standard“, sagt der Experte. „Man darf nicht vergessen, dass 1967 in Kapstadt die erste Herztransplantation weltweit durchgeführt wurde.“

Dieser Standard hat allerdings seinen Preis. „Es ist daher am besten, zunächst die Versicherung zu kontaktieren“, sagt Rothbauer. „Dann laufen Sie nicht Gefahr, bei kostspieligen Behandlungen in Vorkasse gehen zu müssen.“ Hier macht sich ein klarer Vorteil Südafrikas gegenüber anderen Fernreiseländern bemerkbar: Es liegt in derselben Zeitzone wie Deutschland. Und das erleichtert Telefonate mit der Versicherung ungemein.

Versorgungsengpässe im Hinterland

In kleineren Ortschaften im Hinterland finden sich Krankenstationen, deren technischer Standard weit hinter dem europäischen Niveau zurückbleibt. „Die Einrichtungen sind oft völlig überfüllt – nicht nur mit Patienten, sondern auch mit deren Großfamilien,“ so Rothbauer. „Es kann aber auch passieren, dass sie so überlastet sind mit schweren Fällen, dass Sie mit einer mittelschweren Erkrankung gar nicht behandelt werden oder kein Bett bekommen.“ Dann steht ein Transport in die Metropolen an, sofern dieser möglich und versichert ist.

Südafrika

  • In den Ballungszentren des Landes ist der medizinische Standard auf allerhöchstem Niveau – zumindest in Privatkliniken. Allerdings hat das seinen Preis. In jedem Fall sollten Sie abklären, ob Ihre Versicherung die Kosten übernimmt.
  • In entlegeneren Regionen kann der Standard komplett kippen. Hier wäre ein Transport in ein Krankenhaus in den Ballungszentren anzuraten. Bitte prüfen Sie in Ihrer Police der Auslandsreisekrankenversicherung, ob ein Rücktransport medizinisch „sinnvoll“ oder medizinisch „notwendig“ sein muss. Sie sollten zumindest anfragen, ob auch ein Rücktransport nach Deutschland möglich ist.
  • Ein Vorteil Südafrikas: Das Land liegt in derselben Zeitzone wie Deutschland. Mit der Versicherung telefonieren, das sollte kein Problem sein.

Nicht ohne meine Versicherung

Zwar gilt die Europäische Krankenversicherungskarte in den Ländern der EU sowie in Ländern, mit denen ein Sozialversicherungsabkommen besteht. Allerdings übernimmt die Kasse nur, was auch die Versicherungen im jeweiligen Land tragen. Ortsübliche Zuzahlungen und Selbstbehalte gilt es aus eigener Tasche zu bezahlen. Außerdem vermitteln Hotelärzte meist an Privatkliniken, für die die gesetzliche Kasse nicht aufkommt. Und soll es einmal in die weite Ferne gehen, besteht ohnehin kein Schutz.

Eine private Auslandsreisekrankenversicherung ist deshalb in aller Regel ein Muss für den Urlaub. „Ich kann nicht verstehen, wenn Urlauber eine Reiserücktrittsversicherung abschließen, aber keine Auslandskrankenversicherung“, sagt Stefan Rothbauer. Die Auslandsreisekrankenversicherungen gelten für jedes beliebige Reiseland, innerhalb und außerhalb Europas. Allerdings sollten Urlaubsstarter auf das Kleingedruckte achten. Ob ein Rücktransport medizinisch „notwendig“ oder medizinisch „sinnvoll“ ist, kann nachher im Fall der Fälle viel ausmachen. Mehr Informationen zu privaten Auslandsreisekrankenversicherungen finden Sie z.B. auf unseren Seiten zu den Tarifen TravelPlus und TravelXL.

Dr. Stefanie Reinberger

Autorin

Dr. Stefanie Reinberger ist promovierte Biologin mit den Schwerpunkten Virologie, Immunologie und Molekularbiologie. Zu ihren journalistischen Steckenpferden zählen neben Medizinforschung, Neurowissenschaft und Alternativmedizin auch das Reisen. Sie lebt und arbeitet in Köln.