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Im Nachtzug durch Europa – bequem im Schlaf verreisen

Statt Auto und Flugzeug mit der Bahn verreisen? Das klappt entspannt mit Nachtzügen. Nachdem in den vergangenen Jahren viele Verbindungen eingestellt wurden, erlebt das umweltfreundliche Verkehrsmittel eine Renaissance. Immer mehr Bahngesellschaften bieten neue und komfortable Verbindungen quer durch Europa an. Die starten aus vielen Städten in Deutschland und bringen Reisende europaweit ans Ziel. Es gibt aber ein paar Dinge zu beachten.

Der Nachtzug erlebt eine Renaissance

Nur das leise Rattern hallt durch die Nacht. Die Landschaft huscht in der Dunkelheit an der Scheibe vorbei. Gemütlich liegen die Reisenden in ihrem Bett – meist auf dem Weg in den Urlaub. Kein Stress, kein Stau, keine langen Warteschlangen. Dafür erreichen Passagiere morgens ihr Ziel ausgeschlafen und entspannt. Reisen mit der Bahn kann sehr bequem sein, vor allem in Nachtzügen mit Liege- oder Schlafwagen.

„Reisende sollten sich daher vor ihrer Fahrt genau informieren und überlegen, welche Art von Komfort sie wünschen.”

Nachdem in den vergangenen Jahren viele Verbindungen eingestellt wurden, erlebt das umweltfreundliche Verkehrsmittel eine Renaissance. Immer mehr Bahngesellschaften bieten neue und komfortable Verbindungen quer durch Europa an. Dabei gibt es aber einige Unterschiede bei den Zügen. Reisende sollten sich daher vor ihrer Fahrt genau informieren und überlegen, welche Art von Komfort sie wünschen. „Sofern man kein eigenes Abteil gebucht hat, teilt man sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Abteil mit anderen Reisenden“, sagt Svea Hagen vom Auto Club Europa ACE.

Für wen eignen sich Nachtzüge?

Nachtzüge sind vor allem für Reisende ideal, die gern auf Auto oder Flugzeug verzichten möchten. Vorteil: Reisende steigen abends in den Zug, können dort in ihrem Abteil schlafen oder ruhen und steigen morgens erholt an ihrem Ziel aus. Umsteigen, langes Anstehen in Warteschlangen am Flughafen entfallen, ebenso wie die Sorge, ob der Koffer das Ziel überhaupt erreicht. Zudem liegt der CO2-Fußabdruck pro Reisenden bei einer Zugfahrt deutlich geringer als bei einer Flugreise oder bei einer Reise mit dem Auto.

Einige Anbieter in Deutschland

Neben der Deutschen Bahn (DB) bieten unter anderem der Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) oder FlixTrain interessante Verbindungen ab Deutschland an. Aber auch über Anbieter wie Train4you lassen sich an bestimmten Tagen Liege- und Schlafwagen im Urlaubs-Express (UEX) buchen.

Vor allem die ÖBB bietet gut frequentierte Strecken wie Berlin – Wien, München – Rom, Wien – Paris oder Hamburg – Zürich, meist sogar täglich. Damit kann es mit dem Zug von Hamburg bis nach Rom gehen, mit Umstieg in München. Wer plant, sein Ziel mit einem Nachtzug zu erreichen, sollte sich daher bei mehreren Anbietern wie DB, ÖBB, Urlaubs-Express oder lokalen Anbietern in den jeweiligen Reiseländern informieren.

Die DB startet ihre Nachtzüge nur von großen Städten aus wie Berlin, Düsseldorf, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart. Meist sind die Verbindungen erst drei Monate vor Abfahrt verfügbar. Manche Unternehmen bieten Urlaubs-Specials für den Sommer und für den Ski-Urlaub an.

Der Nightjet

Der Nightjet der ÖBB fährt in folgende Länder:

  • Belgien: Brüssel
  • Frankreich: Paris, Strasbourg
  • Italien: Florenz, Rom, Verona, Gardasee, Mailand, Venedig, Bologna, Genua, La Spezia & Cinque Terre
  • Kroatien: Zagreb, Split
  • Niederlande: Amsterdam, Utrecht
  • Österreich: Wien, Salzburg, Linz, Graz, Innsbruck
  • Schweiz: Zürich,  Basel

Große Preisunterschiede

Zug fahren ist nicht günstig, auch nachts nicht. Liege- und Schlafwagen kosten extra. Die Preise in Liegewagen fangen bei rund 50 Euro an und können in Schlafwagen bei deutlich über 100 Euro liegen. Dafür sparen sich Reisende aber die erste Hotelübernachtung an ihrem Ziel. Das Deutschlandticket zählt übrigens nicht für FlixTrain, ICE, IC, EC, TGV, RailJet, Nightjet, EuroNight und D-Zug.

Nachtfahrt dauert länger

Wer mit der Bahn nachts reist, braucht für eine Strecke meist länger. So benötigt ein ICE von Hamburg nach München je nach Abfahrtszeit tagsüber rund sechs Stunden, im Nachtzug sind es fast elf Stunden.

„Manche Routen führen über legendäre oder schöne Strecken – zum Schlafen fast zu schade.”

„Nachtzüge sind häufig länger unterwegs. Die gleiche Strecke wird tagsüber häufig ohne Unterbrechungen befahren, während Nachtzüge beispielsweise aus Rücksicht auf Güterzüge teils länger stillstehen“ sagt Svea Hagen. Dafür reisen Passagiere aber entspannt und benötigen keine Hotelübernachtung. Das Geld können sie sich mit einer Fahrt in einem Nachtzug sparen. Manche Routen führen über legendäre oder schöne Strecken – zum Schlafen fast zu schade.

Je mehr Komfort die Reisenden verlangen, desto teurer wird es. Die Strecke München-Rom dauert 13 Stunden und kostet im Schlafwagen mit einem Abteil für drei Personen rund 205 Euro – Frühstück inklusive. Der Platz im Liegewagen kostet etwa 160 Euro. Für die Fahrt zwischen Köln und Berlin verlangt die ÖBB im Nightjet 85 Euro im Liegewagen und 230 Euro im Schlafwagen.

Eine einfache Fahrt im Nachtzug mit der DB im IC oder ICE kostet mindestens 17,90 Euro – aber nur zu ganz bestimmten Tagen. Die Fahrt im ÖBB Nightjet in mehr als 25 europäische Metropolen kostet mindestens 34,90 Euro. Den gleichen Betrag zahlen Reisende für die Strecke Berlin-Paris im Nachtzug.

Frühzeitig buchen!

Wer eine Reise plant, sollte sich vorher eine genaue Route und das Wunschreisedatum überlegen und dann die verschiedenen Anbieter abfragen. Das funktioniert meist über eine Online-Buchung. Ein paneuropäisches Buchungstool, in dem alle Anbieter zusammengefasst sind und Reisende lediglich Start und Ziel eingeben müssen, gibt es nicht. Die Seite Back-on-Track gibt zumindest einen guten Überblick, welche Zuggesellschaften welche Ziele ansteuern. 

„Sie sollten Reisen besser frühzeitig buchen. Denn die Preise steigen in der Regel nach Verfügbarkeit. Es ist außerdem keine Seltenheit, dass Liege- und Schlafwagen komplett ausgebucht sind“, erklärt Svea Hagen. In der Nebensaison und unter der Woche reist es sich meist günstiger. Auch wer per Interrail reist, bekommt Vergünstigungen und muss bei einer Fahrt über Nacht nur einen Reisetag abrechnen. Achtung: Ein weiterer Reisetag wird berechnet, wenn Sie nach der Ankunft des Nachtzuges in einen anderen Zug umsteigen.

So gelingt Ihre Reise im Nachtzug

  • Liege oder Bett buchen — oben, Mitte, unten? Oben schläft es sich meist ruhiger
  • Taschen oder Koffer so packen, dass Utensilien für die Nacht direkt griffbereit sind, wie Pyjama, Zahnbürste und Haarbürste
  • Wertgegenstände, Geld und Pass am Körper halten
  • Ohrstöpsel und Schlafbrille einpacken
  • Kleines Kissen oder Hüttenschlafsack einpacken 
  • Getränke und Verpflegung für die Nacht und eventuell den Morgen einpacken
  • Flexibel sein: Wenn kurzfristig der Schlafwagen ausfällt, kann es unter Umständen eng und unbequem werden

Was ist besser: Schlafwagen oder Liegewagen?

Wer großen Wert auf Komfort legt, reist in einem Schlafwagen besser und komfortabler. Liegewagen bieten einen etwas niedrigeren Komfort und weniger Privatsphäre als Schlafwagen, sind dafür aber günstiger. Denn ein Liegewagen ist ein Zug mit Sitzabteilen, deren Sitze zum Schlafen in eine Art Pritsche oder Bett umgewandelt werden können. Zwischen vier und sechs Personen können in einem Liegewagen-Abteil übernachten oder ruhen.

In einem Schlafwagen stehen den Passagieren Betten zur Verfügung, meist nur zwei oder drei Betten pro Abteil. Das erhöht den Komfort und die Privatsphäre. Wer also auf Privatsphäre Wert legt und lieber mit der Familie alleine in einem Abteil sein möchte, der bucht besser ein Schlafwagen.

Kann man im Nachtzug duschen?

In jedem Nachtzug gibt es WC und Waschgelegenheiten wie ein kleines Waschbecken. Liegewagen bieten darüber hinaus meist zusätzliche Waschräume. In manchen Nachtzügen wie beim ÖBB Nightjet gibt es in den Deluxe-Abteilen ein eigenes WC und Dusche.

Welche Nachtzugverbindungen gibt es?

Die Deutsche Bundesbahn fährt mit einer Reihe von Zügen auch nachts. Diese Nachtzüge bieten aber nur konventionelle Sitze und keine Liege- oder Schlafwagen. Die DB kooperiert aber mit der ÖBB, die eine große Anzahl an Liege- und Schlafwagen besitzt und diese auf Gleisen in Deutschland einsetzt.

Ein ähnliches Angebot bietet die französische Staatsbahn SNCF unter der Marke „Intercités de nuit“, die zwischen Paris und Südfrankreich pendeln.

In Italien fährt die Trenitalia unter dem Namen InterCity Notte von den großen Städten Turin, Rom und Mailand zu vielen Zielen im ganzen Land. Auf allen Linien werden Liege- und Schlafwagen mitgeführt.

Von Stuttgart und München fährt ein Nachtzug über Ljubliana bis nach Zagreb oder Rijeka, von München über Salzburg und Wien bis nach Budapest. Außerdem gibt es eine Verbindung von München über Salzburg und Wien bis nach Warschau.

Zwischen Hamburg und Stockholm fährt die Statens Järnvägar (SJ), ebenso ab Berlin. Dazu bieten die Schweden Nachtzüge ab Stockholm nach Malmö, Duved und Umeå.

Snälltåget betreibt saisonal mit dem Berlin-Night-Express eine Verbindung zwischen Berlin und Stockholm sowie Nachtzüge innerhalb Schwedens.

Von Zagreb nach München und Zürich geht es in Schlaf- und Liegewagen der kroatischen Eisenbahngesellschaft Hrvatske željeznice putnički prijevoz (HŽPP).

European Sleeper ist eine belgisch-niederländische Eisenbahngesellschaft, die Ziele wie Amsterdam, Antwerpen, Berlin, Brüssel, Dresden, Prag und Rotterdam anfährt.

„Bevor das Licht gelöscht wird, gilt es, Wertsachen sicher zu verstauen.”
Reise-Expertin Svea Hagen

Tipps für die Fahrt im Nachtzug

Neben der Buchung des passenden Tickets und der Reservierung des Liege- oder Schlafplatzes empfehlen Reise-Experten wie Svea Hagen, auf ein paar Dinge vor der Abfahrt zu achten. „Bevor das Licht gelöscht wird, gilt es, Wertsachen sicher zu verstauen“, sagt Svea Hagen. Wer im Nachtzug unterwegs ist, muss zudem mit Fahrgeräuschen und -bewegungen, Lichteinfall und mit Stimmen aus den Nachbarabteilen rechnen.

Beim Buchen gilt es, auf den Wagentyp, wie Sitzwagen, Liegewagen oder Schlafwagen, und die Abteile zu achten. Tipp: Betten im Schlafwagen sind in ihrer Länge und Breite begrenzt. Reisende, die viel Platz benötigen und sich ausstrecken wollen, sind unter Umständen mit einem Sitzwagen besser beraten. Dort lassen sich die Sitze teils zu einer Liegefläche verbinden. Mit einem Schlafsack ausgestattet, schlafen selbst große Personen hier gut.

Quellen

  • Interview mit Svea Hagen, Reise-Expertin beim ACE Auto Club Europa e.V.
Icon, das einen Experten/eine Expertin symbolisiert. Symbol für die Envivas Fach-Experten.

Svea Hagen

Expertin

Reise-Expertin beim ACE Auto Club Europa e.V.

Fabian Hoberg

Autor

Fabian Hoberg schreibt meist über Autos und Mobilität. Der gelernte Kfz-Mechaniker und studierte Diplom-Journalist begeistert sich seit seiner Jugend für Autos und Technik. Als passionierter Langstreckenläufer kommen die Themen Sport, Gesundheit und Ernährung hinzu. Eine gute Kombination, um für das Gesundheitsmagazin zu schreiben.