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Zahnersatz bei Parodontose: Brücke, Implantat oder Prothese?

Parodontose ist eine „Volkskrankheit“. Dennoch nehmen viele die chronische Entzündung des Zahnfleisches nicht wirklich ernst. Dabei kann sie in schweren Fällen auf den Kieferknochen übergreifen und zum Abbau der Knochensubstanz führen. Was ist zu beachten, wenn Sie trotz Parodontose eine Zahnersatzbehandlung planen? Antworten finden Sie hier.

Welcher Zahnersatz ist sinnvoll bei Parodontose?

Der Behandlungserfolg bei Parodontose hängt maßgeblich davon ab, wie fest verankert die restlichen Zähne noch sind und an welcher Position im Kiefer sie sich befinden. Erster Schritt der Behandlung ist die sorgfältige Diagnostik, die Behebung der Zahnfleischentzündung sowie gegebenenfalls ein Knochenaufbau.

Darüber hinaus spielt Ihre Bereitschaft zu sorgfältiger Mundhygiene während und nach der Zahnersatzbehandlung sowie Faktoren wie Ihr allgemeiner Gesundheitszustand, Ihr Alter oder auch Ansprüche an die Optik und Stabilität der Prothese eine Rolle.

Fachleute unterscheiden zwischen dem – allgemein gebräuchlichen – Begriff der Parodontose für die chronische Entzündung und dem Begriff der Parodontitis als Bezeichnung für die akute Infektion von Zahnfleisch und Knochen“, sagt Professor Beuer, Direktor des Centrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin.

Nicht zuletzt unterscheiden sich die verschiedenen Formen des Zahnersatzes in Bezug auf Preis und Bezuschussung seitens der Krankenkassen deutlich. Im Fall einer akuten Parodontitis muss individuell entschieden werden, ob ein Zahnimplantat, eine festsitzende Brücke oder eine herausnehmbare (Teil-) Prothese die beste Lösung ist.

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Machen verschiedene Schweregrade der Parodontose einen Unterschied?

Leichte bis mittelschwere Parodontose: Bei leichter bis mittelschwerer Parodontose und nur minimal vorgelockerten Zähnen sind Brücken und Zahnimplantate durchaus zu empfehlen. Bei einem von Parodontose geschädigten Gebiss mit nur wenig Knochenabbau stellen Implantate oft die beste Lösung dar.

Die umliegenden Zähne müssen, anders als bei einer Brücke, nicht zur Befestigung der Brückenhalterung angeschliffen werden und bleiben somit unversehrt. Ziel muss jedoch sein, die Parodontose vor dem Eingriff bestmöglich zu behandeln. Auch im Anschluss an die Implantation sind eine gute Mundhygiene und regelmäßige Nachsorge essenziell für den Behandlungserfolg.

Mittelschwere Parodontose mit beginnendem Knochenabbau: Hier gilt es abzuwägen, ob die Behandlung mit einem festsitzenden Zahnersatz noch erfolgsversprechend ist. Die Dichte der Knochenstruktur ist hierfür ausschlaggebend. Lässt sich das Implantat nicht mehr sicher verankern, ist die Behandlung potenziell zum Scheitern verurteilt.

Bei kleinen Lücken und noch stabil sitzenden Pfeilerzähnen, an denen die Prothese befestigt werden kann, ist eine Brücke durchaus zu empfehlen. Für größere Lücken ist der Einsatz sogenannter Teleskop-Prothesen denkbar. Dabei handelt es sich um fest im Zahnfleisch verankerte Stifte, an denen die herausnehmbare Prothese befestigt wird.

Schwere Parodontose und ein durch Zahnfleischentzündung stark geschädigtes Gebiss: Hier empfiehlt sich meist ein herausnehmbarer Zahnersatz als beste Lösung. Der Erhalt der natürlichen Zähne ist andererseits erstrebenswert, da deren Nervenreflexe zum Schutz der (Teil-) Prothese genutzt werden können.

So reagiert der Körper beim Kauen auf zu großen Druck und reduziert diesen, was bei einer Vollprothese ohne eigene Zähne nicht mehr möglich ist. Methode der Wahl kann hier eine Kombination aus Zahnersatz in Form von Brücken und natürlichen Zähnen sein. Gegebenenfalls können Brücken auch auf fest im Kiefer verankerten Teleskop-Prothesen befestigt und zur Reinigung entnommen werden.

„Bei akuter Parodontitis ist die Wahrscheinlichkeit [...] einer Entzündung rund um den im Kiefer verankerten Implantatkörper um das fünf- bis siebenfache erhöht.”
Prof. Florian Beuer

Was sagt die Forschung zur Verwendung von Implantaten bei Parodontose?

Während ein Zahnimplantat bei leichter Parodontose noch gut möglich ist, erhöht eine mittelschwere bis schwere Parodontose das Risiko für Komplikationen bei einer Zahnersatzbehandlung deutlich.

"Bei akuter Parodontitis ist die Wahrscheinlichkeit einer Periimplantitis, einer Entzündung rund um den im Kiefer verankerten Implantatkörper, um das fünf- bis siebenfache erhöht“, sagt Professor Beuer, Vizepräsident der deutschen Gesellschaft für Implantologie. 

Hier ist ein Langzeitprovisorium, wie z.B. eine vorläufig im Mund befestigte Brücke, sinnvoll, um den Verlauf der Entzündung verfolgen und gegebenenfalls darauf reagieren zu können. Die Bedeutung einer Parodontose als Risiko für Zahnverlust werde gesellschaftlich jedenfalls unterschätzt, so Prof. Beuer.

Die Entzündung des Zahnfleisches sowie – in schweren Fällen – des umliegenden Knochengewebes sei eine der häufigsten und zugleich eine der am wenigsten ernst genommenen Infektionskrankheiten der deutschen Bevölkerung.

Für den Erfolg einer Zahnersatzbehandlung bei Parodontose spiele somit nicht nur das Alter des Patienten eine Rolle und der Zustand seines Gebisses, sondern auch die Bereitschaft, im Anschluss an die Behandlung eine konsequente Mundhygiene umzusetzen, inklusive regelmäßiger Nachsorge und professioneller Zahnreinigung. Nur in diesem Fall sei die kostspielige Versorgung mit implantiertem Zahnersatz oder einer festsitzenden Brücke sinnvoll.

So können Sie Ihr Zahnimplantat durch gute Mundhygiene schützen

Zur optimalen Pflege ihres Zahnersatzes können Sie einiges beitragen.

Hier einige Tipps:

  • Eine Zahnbürste mit weichen, abgerundeten Borsten, die das Zahnfleisch rund um das Implantat nicht unnötig strapaziert. Als noch effektiver als Handzahnbürsten haben sich elektrische Zahnbürsten oder Schallzahnbürsten erwiesen.
  • Zahnpasta mit antibakteriellen Wirkstoffen sowie frei von Schleifpartikeln.
  • Zahnseide und Interdentalbürstchen zur Zahnzwischenraumreinigung.
  • Antibakterielle Mundspüllösungen auf Basis von Chlorhexidin zur Verhinderung von Plaquebildung.
  • Eine gründliche Reinigung der Zähne sollte mindestens zweimal täglich (morgens und abends) erfolgen.
  • Darüber hinaus sollten Sie zweimal jährlich Ihren Zahnarzt zur Zahnprophylaxe aufsuchen sowie eine professionelle Zahnreinigung in Anspruch nehmen. Ob die Kosten hierfür ganz oder teilweise von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen werden, hängt von der Krankenkasse ab. Informieren Sie sich am besten vor einer Behandlung zu den Regelungen Ihrer Krankenkasse. Über das Bonusheft der Kassen können Sie zudem gegebenenfalls Ihren Eigenanteil bei Zahnersatzbehandlungen reduzieren.
  • Schließlich ist empfehlenswert, auf das Rauchen zu verzichten und auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu achten, da rauchen, Nährstoffmangel und Übergewicht Zahnfleischentzündungen begünstigen und letztlich zu weiterem Zahnverlust führen können.

Sie haben es in der Hand – mit ihrem persönlichen Engagement entscheiden Sie sich für die Stabilität Ihres Zahnersatzes und für die Gesundheit und Funktionsfähigkeit Ihrer Zähne.

Quellen

  • Dieser Artikel ist mit Unterstützung von Prof. Florian Beuer, Direktor der Zahnärztlichen Prothetik am Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, entstanden.
  • Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) des Instituts der Deutschen Zahnärzte im Auftrag von Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztlicher Bundesvereinigung: https://www.bzaek.de/fileadmin/PDFs/dms/Zusammenfassung_DMS_V.pdf
  • P. Burghard. „Zahnerhaltung versus Zahnersatz bei aggressiver Parodontitis. Eine Fallbeobachtung über fünf Jahre“ Wissenschaft und Fortbildung. Bayrisches Zahnärzteblatt (BZB) Juni 11, S. 54-57: https://www.bzb-online.de/juni11/54_57.pdf

Prof. Dr. med. dent. Falk Schwendicke

Experte

Direktor der Abteilung Orale Diagnostik, Digitale Zahnheilkunde und Versorgungsforschung an der Charité Berlin

Sarah Zöllner

Autorin

Sarah Zöllner schreibt als Journalistin und Autorin über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Familien- und Gleichstellungspolitik. 2023 erschien ihr zweites Buch „Mütter. Macht. Politik. - Ein Aufruf!“. Für die Envivas informiert sie regelmäßig über Gesundheitsthemen und Wissenswertes rund um den Alltag mit Kindern. Mit ihrer Familie lebt sie nahe Heidelberg.