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Zahnseide richtig benutzen – gewusst wie

Die tägliche Zahnreinigung ist das A und O für ein strahlendes und gesundes Lächeln. Doch wussten Sie, dass beim Zähneputzen lediglich 70 Prozent der Zahnoberfläche gereinigt werden? Die übrigen 30 Prozent machen die schwer zugänglichen Zahnzwischenräume aus. Hier lagern sich bevorzugt Speisereste und Bakterien ab. Daher sind sie besonders anfällig für Karies, Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und Entzündungen des Zahnbettes (Parodontitis). Um solche Krankheiten zu vermeiden, sollten Sie deshalb gerade die Stellen, an die weder elektrische noch herkömmliche Zahnbürsten heranreichen, gründlich reinigen. Eine Möglichkeit: Die Benutzung von Zahnseide.

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Zahnseide: Wie notwendig ist sie wirklich?

Die gute alte Zahnseide: Hilft sie oder hilft sie nicht? Welche Arten von Zahnseide werden angeboten? Was gilt es, bei der Anwendung zu beachten? Und gibt es sinnvolle Alternativen, um die schwer erreichbaren Zahnzwischenräume zu reinigen? Hier finden Sie die passenden Antworten auf diese Fragen.

Tatsächlich ist umstritten, ob ausgerechnet Zahnseide das Mittel der Wahl sein sollte, um die Mundhygiene zu verbessern. Es gibt nur wenige Studien zur Wirksamkeit und die vorhandenen Ergebnisse sind nicht umfassend genug.

Christof Dörfer von der Universität Kiel und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie (die Lehre vom Zahnhalteapparat) empfiehlt in einem Interview mit „Spiegel Online“ die Reinigung der Zahnzwischenräume ausdrücklich. Denn trotz verworrener Studienlage ist bewiesen: Zahnerkrankungen sind aufgrund einer besseren Prophylaxe seit Jahren stark rückläufig.

Also noch einmal von vorn: Eine unzureichende Säuberung der schwer zugänglichen Zahnzwischenräume ist eine der Hauptursachen für Zahnerkrankungen. Bakterien können sich hier ungestört vermehren. Sie ernähren sich von den verbliebenen Speiseresten und verarbeiten diese zu einem zähen Belag, der auf den Zähnen haftet. Der bakterielle Zahnbelag (Plaque) ist ein idealer Nährboden für Karies. Die Keime scheiden neben Säure auch aggressive Stoffwechselprodukte und Toxine (Giftstoffe) aus.

Dringen diese mit der Zeit in das Zahnfleisch ein, kann es zu einer oberflächlichen Zahnfleischentzündung (Gingivitis) kommen. Unbehandelt führt diese zu Zahnfleischtaschen, wobei sich das Zahnfleisch vom Zahn ablöst. Die Bakterien dringen nun auch zwischen Zähne und Gewebe und lagern sich in den tiefen, nicht mehr zugänglichen Zahnfleischtaschen ab. Kieferknochen und Gewebe werden in Mitleidenschaft gezogen und können zerstört werden. Die mögliche Folge: Eine Entzündung des gesamtes Zahnhalteapparates (Parodontitis), die einer lebenslangen Kontrolle bedarf. Im schlimmsten Fall droht Zahnverlust. Sprich: Die Zahnzwischenräume müssen gesäubert werden – und das geht im Alltag am einfachsten indem Zahnseide benutzt wird.

Die wichtigsten Zahnseide-Varianten im Überblick

Im Handel gibt es verschiedene Arten von Zahnseide zu kaufen. Sie alle haben den gleichen Zweck, erfüllen diesen aber auf unterschiedliche Art und Weise:

Gewachste Zahnseide

Der dünne Wachsfilm auf der Zahnseide bewirkt, dass sich diese besonders leicht einfädeln lässt. Auch die Gleitfähigkeit ist optimal. Das erleichtert die Reinigung für Menschen mit besonders eng stehenden Zähnen erheblich. Der Haken daran: Die Beschichtung kann dazu führen, dass Wachs am Zahn kleben bleibt und die zukünftige Anhaftung von Plaque begünstigt.

Ungewachste Zahnseide

Ungewachste Zahnseide hat den Vorteil, dass sie bei der Anwendung auffasert. Sie breitet sich also aus und reinigt so besonders gründlich.

Zahnseide mit Fluorid

Manche Hersteller werben mit zusätzlichen Wirkstoffen wie einer Fluoridbeschichtung. Allerdings ist die Konzentration des Wirkstoffes meist zu gering, um eine tatsächliche Wirkung zu erzielen. Setzen Sie lieber auf eine gute Zahncreme mit ausreichend Fluorid.

Zahnseide für Personen mit Zahnaufbauten wie Brücken und Implantate

Hierbei handelt es sich um meist kürzere, vorgeschnittene Stücke Zahnseide, die drei Komponenten aufweisen: Eine Einfädelhilfe, einen flauschigen Mittelteil und einen Abschnitt reguläre Zahnseide. Dieser Aufbau ermöglicht eine gründliche Reinigung insbesondere von Spangen, Brücken und Implantaten.

Info

Laut Dörfer gilt generell: „In der Mundhygiene ist alles erlaubt, das zum Ziel führt und nicht schadet. Wichtig ist, dass der Anwender sich damit wohlfühlt und das Hilfsmittel regelmäßig anwendet.“

Die richtige Technik bei der Anwendung von Zahnseide

Es gibt unterschiedliche Varianten, wie Sie Zahnseide richtig benutzen können. Wir stellen Ihnen die zwei gängigsten vor, mit deren Hilfe Sie sich Zahn für Zahn vorarbeiten können:

Die Wickeltechnik

  1. Trennen Sie ein ca. 50 cm langes Stück Zahnseide ab.
  2. Wickeln Sie die beiden Enden um Ihre Mittelfinger, bis ein ca. 10 cm langes Stück zwischen Ihren Händen verbleibt. Legen Sie die gespannte Zahnseide über Ihre Daumen. Sie dienen im Folgenden als Führungselemente. Die eingesetzte Zahnseide sollte sich auf ca. 2 cm verkürzen.
  3. Führen Sie die Mitte der gespannten Zahnseide in den ersten Zahnzwischenraum ein. Legen Sie die Zahnseide U-förmig um einen der beiden Zähne, um möglichst viel Oberfläche abzudecken. Wenden Sie horizontale „Sägebewegungen“ an – so gleitet die Zahnseide auch bei engen Eintrittsstellen leichter hindurch. Bewegen Sie die Zahnseide nun sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung und „schaben“ Sie die Zahnseite so sauber. Gehen Sie dabei vom Kontaktpunkt (der Punkt, an dem sich zwei Zähne berühren) vorsichtig bis zum Zahnfleischsaum.
  4. Wiederholen Sie den Vorgang für den anderen Zahn.
  5. Führen Sie die Zahnseide wieder mit horizontalen Sägebewegungen aus dem Zahnzwischenraum heraus.
  6. Wickeln beziehungsweise verlagern Sie die Zahnseide auf Ihren Mittelfingern ein Stück weiter. So kommt bei der Reinigung des nächsten Zahnzwischenraumes wieder ein Stück saubere Zahnseide zum Einsatz.

Tipp: Passen Sie auf, dass Sie bei dieser Technik nicht zu viel Druck ausüben. Dies könnte Ihr Zahnfleisch verletzen.

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Die Schlaufentechnik

Bei der Wickeltechnik besteht die Gefahr, dass durch eine zu hohe Kraftaufwendung die Zahnseide zwischen den Zähnen hindurchrutscht und in das Zahnfleisch schneidet. Die Schlaufentechnik beugt dem vor:

  1. Trennen Sie ein ca. 25 cm langes Stück Zahnseide ab.
  2. Nehmen Sie die beiden Enden der Zahnseide und verknoten Sie diese. Tipp: Verwenden Sie einen Doppelknoten für mehr Stabilität.
  3. Sie sollten eine ca. 10 cm lange Schlaufe erhalten, die eng über die Finger führt.
  4. Führen Sie die vier Finger der linken Hand durch die Schlaufe; die Handfläche zeigt zu Ihnen, der Daumen bleibt draußen. Führen Sie die vier Finger der rechten Hand ebenfalls durch die Schlaufe. Spannen Sie die Zahnseide nun über den Zeigefinger der linken und den Daumen der rechten Hand.
  5. Dadurch, dass der Abstand zwischen den Fingern der linken und der rechten Hand jetzt sehr eng ist, können Sie die Zahnseide mit minimalem Druck zwischen den Zähnen einfädeln – das Zahnfleisch nimmt dabei keinen Schaden. Legen Sie die Zahnseide U-förmig um einen der beiden Zähne, um möglichst viel Oberfläche abzudecken. Bewegen Sie die Zahnseide nun zwei- oder dreimal sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Richtung und „schaben“ Sie die Zahnseite so sauber. Gehen Sie dabei vom Kontaktpunkt (der Punkt, an dem sich zwei Zähne berühren) vorsichtig bis zum Zahnfleischsaum.
  6. Wiederholen Sie den Vorgang für den anderen Zahn.
  7. Führen Sie die Zahnseide wieder mit horizontalen „Sägebewegungen“ aus dem Zahnzwischenraum heraus.
  8. Wickeln beziehungsweise verlagern Sie die Zahnseide auf Ihren Mittelfingern ein Stück weiter. So kommt bei der Reinigung des nächsten Zahnzwischenraumes wieder ein Stück saubere Zahnseide zum Einsatz.

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Das richtige Timing bei der Anwendung von Zahnseide

Wie oft? Idealerweise wenden Sie die Zahnseide einmal pro Tag an.

Wann? Die Anwendung von Zahnseide ist vor dem Zähneputzen etwas günstiger, weil die gelösten Beläge anschließend durch die Zahnbürste endgültig entfernt werden. Außerdem können die Fluoride der Zahnpasta leichter in die Zahnzwischenräume gelangen, wenn diese vorher gereinigt wurden. Falls Sie die Zahnseide trotzdem lieber nach dem Zähneputzen verwenden, empfiehlt es sich, den Mund noch einmal mit Wasser auszuspülen.

Mehrfachverwendung? Sie sollten ein benutztes Stück Zahnseide nicht noch einmal verwenden. Die Bakterien aus den Zahnzwischenräumen haften an der Zahnseide. Verwenden Sie die Zahnseide mehrfach, besteht also die Gefahr, dass Bakterien zurück in den Mund gelangen. Aus diesem Grund sollte auch für jeden neuen Zahnzwischenraum ein neues Stückchen Zahnseide abgewickelt werden.

Risiken bei der Anwendung von Zahnseide

Vorsicht: Nicht zuletzt durch eine unsachgemäße Anwendung kann es passieren, dass sich während oder nach der Verwendung ein Zahnfleischbluten einstellt. In diesem Falle sollten Sie die Anwendung stoppen und bei einer starken und lang anhaltenden Blutung einen Arzt aufsuchen. Für Menschen mit Zahn-Vorerkrankungen gilt generell: Halten Sie vor der Anwendung von Zahnseide Rücksprache mit Ihrem Zahnarzt. Er erklärt Ihnen die für Sie geeigneten Mittel.

Alternative Reinigungsmethoden

Sie können sich mit der Anwendung von Zahnseide nicht anfreunden? Kein Problem, es gibt Alternativen:

Zahnseidehalter

Flossetten (Zahnseidehalter) sind kleine Plastikgabeln, an deren V-förmigem Ende ein kurzes Stück Zahnseide aufgespannt ist. Sie ersparen sich somit aufwendiges Portionieren und ein umständliches Auf- und Abwickeln. Außerdem schneidet die aufgewickelte Zahnseide so nicht in die Finger. Der Nachteil von Flossetten: Der aufgespannte kleine Faden lässt sich, anders als reguläre Zahnseide, nicht U-förmig um den Zahn legen. Sie erreichen also weniger Zahnoberfläche.

Interdentalbürstchen

Eine Interdentalbürste (Zahnzwischenraumbürste) ist eine sehr bewährte Alternative zur Zahnseide. Dabei handelt es sich um einen mit kurzen Borsten besetzten, gedrehten Draht an einer Halterung. Einige Zahnärzte argumentieren sogar: Interdentalbürstchen sind der Zahnseide überlegen. Dies bestätigt eine Untersuchung der unabhängigen Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2013. Das Fazit der Experten: Durch die kombinierte Anwendung von Zahnbürste und Interdentalbürstchen entzündet sich das Zahnfleisch seltener als mit Zahnseide.

Da die Zahnzwischenräume unterschiedlich groß sind, gibt es bestimmte Größen und Formen von Interdentalbürstchen (zylindrisch oder konisch). Auch für die Reinigung von Zahnspangen und Brücken eignen sie sich gut. Tatsächlich haben die Bürstchen gegenüber der Zahnseide einen entscheidenden Vorteil: Sie reinigen die Backenzähne besonders gründlich. Die einander zugewandten Zahnseiten weisen Ausbuchtungen auf. In diese Flächen dringt die U-förmig um den Zahn gespannte Zahnseide nicht vor, sie gleitet über sie hinweg. Anders die Interdentalbürstchen: Mit der richtigen Größe werden auch diese Stellen gründlich gereinigt.

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Doch Achtung: Die Reinigung mit Interdentalbürstchen beschränkt sich auf den tiefsten Punkt des Zahnzwischenraumes. Der obere Abschnitt mit dem Kontaktpunkt zwischen den Zähnen wird nicht erreicht. Hierhin gelangt wiederum nur die Zahnseide. Wer besonders gründlich vorgehen möchte, wendet also am besten beide Mittel an.

Zahnhölzer

Zahnhölzer werden aufgrund ihres dreieckigen Querschnitts auch medizinische Dreikanthölzer genannt. Um das Zahnfleisch nicht zu verletzen, sind sie aus sehr weichem Holz gefertigt. Mit diesem Hilfsmittel können Sie große Zahnzwischenräume problemlos säubern, kleinere erreichen Sie jedoch schlechter.

Info

Übrigens: Erfunden wurde die Zahnseide 1815 von dem amerikanischen Zahnarzt Levi Spear Parmly. Er reinigte die Zahnzwischenräume seiner Patienten mit normalen Seidenfäden und legte ihnen die Methode zur täglichen Selbstanwendung nahe. Industriell hergestellt wurde ungewachste Zahnseide aber erst 1883 durch die Firma Codman & Shurtleft. 1898 meldete das Unternehmen Johnson & Johnson das Patent an. Perfektioniert wurde die Entwicklung der Zahnseide schließlich durch den Mediziner Dr. Charles C. Bass, indem er einen elastischeren und reißfesteren Nylon-Faden produzierte.

Ronald Voigt

Autor

Ronald Voigt arbeitete als Redakteur für verschiedene ARD-Nachrichtensendungen, bevor er als Manager bei privaten Krankenversicherungen sowie in der Pharmabranche tätig war. Als freier Redakteur schreibt er seit vielen Jahren über gesundheitliche Themen, Gesundheitspolitik und über Trends im Gesundheitsbereich.