Reiseapotheke für Thailand und andere südostasiatische Reiseländer

Urlauberin mit Strohhot im Liegestuhl am Meer.

Thailand: 760.000 Reisende aus Deutschland[1] machen sich jedes Jahr auf den langen Weg ins tropische Paradies. Ob Yoga-Retreat, Städtetour oder Flusssafari – das Land und seine Nachbarregionen haben jede Menge zu bieten und einen hohen Erholungswert. Aber Thailand ist nicht nur für seine umwerfende Landschaft und seine einzigartige Kultur bekannt – was alle wissen: Das Klima ist tropisch, das Essen exotisch, die dort lebenden Insekten vielfältig.

Obwohl Thailand unter Gesundheitsexperten als relativ sicheres Land gilt, kommt es immer wieder zur Übertragung von Krankheitserregern durch infizierte Nahrungsmittel oder Insekten. Damit Durchfall, Fieber und Co. nicht zu echten Spielverderbern während des Traumurlaubs werden, gilt es, sich im Rahmen Ihrer Möglichkeiten ideal auf die Reise vorzubereiten. Und dazu gehört unangefochten: die Reiseapotheke. Erfahren Sie in diesem Artikel, was hineingehört, damit Sie die Reise unbeschwert genießen können und für alle Fälle gewappnet sind.

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Wonach sich Ihre Reiseapotheke für Thailand richten sollte

Reisen Sie als Paar oder mit Kind? Halten Sie sich in Hotels auf oder suchen Sie das Abenteuer mit dem Backpack auf dem Rücken? Es gibt viele unterschiedliche Vorlieben und Arten zu reisen – die Voraussetzungen sind dabei ebenso vielfältig wie die Regionen selbst. Deshalb gibt es nicht die eine Reiseapotheke. Jeder sollte seine Reiseapotheke für Thailand individuell bestücken – sodass diese perfekt auf die Reisepläne abgestimmt ist. Folgende Faktoren spielen dabei eine Rolle:

Dauer und Art der Reise

Planen Sie eine Pauschalreise zu einem Touristenziel, eine Städtereise, eine Trecking-Tour oder eine Expedition in abgelegene Gebiete? Hiernach sollten sich Inhalt und Umfang Ihrer Reiseapotheke richten. Auch das Ausmaß eines Verletzungsrisikos bei Aktivitäten wie Tauchen, Radfahren oder Klettern beeinflussen die empfohlene Ausstattung.

Ihr eigener Gesundheitszustand

Die medizinische Ausrüstung Ihrer Reiseapotheke ist natürlich stark von Ihrem Gesundheitszustand und davon, ob Sie zu Hause regelmäßig Medikamente einnehmen, abhängig. Um entsprechende Medikamente in größeren Mengen einführen zu dürfen, ist in vielen Ländern ein fremdsprachiges Attest nötig und für den Nachkauf die Mitnahme eines Rezeptes sinnvoll. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Medikamente rein äußerlich etwas über Ihre Krankheit verraten, können Sie diese vor Ihrem Urlaub einfach umverpacken

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In manchen Ländern ist selbst der „Import“ von Medikamenten verboten, die hierzulande nicht verschreibungspflichtig und in jeder Hausapotheke vorrätig sind. Informieren Sie sich daher beispielsweise auf der Webseite des Auswärtigen Amtes[2]

Ihre medizinischen Vorkenntnisse

„Das kann ich doch ganz einfach vor Ort kaufen“, denken viele, bevor sie ihre Reise antreten. Es stimmt auch – nur vergisst man leicht, dass ein Beipackzettel in fremder Sprache für uns nicht immer leicht zu verstehen ist. Wer also ausreichend Erfahrung mit dem entsprechenden Wirkstoff hat, die generischen Substanznamen des Mittels kennt oder die Sprache im fremden Land beherrscht, der hat beim Kauf von Medikamenten im Urlaub einen Vorteil. Anderenfalls kann es Sinn machen, sich vorab bei Ihrem Arzt zu informieren oder das Medikament bereits in einer Apotheke in der Heimat zu besorgen.

Die medizinische und pharmakologische Versorgungssituation vor Ort

Thailand bietet in allen Großstädten und Touristenzentren eine sehr gute medizinische Versorgung – was jedoch nicht unbedingt für die ländlichen Regionen und die fernab von Bangkok gelegenen Naturschutzgebiete sowie für andere südostasiatische Reiseländer gilt. Gängige Mittel gegen „Alltagswehwehchen“ wie Kopfschmerzen, Magen- und Darmprobleme oder Fieber, Verbandsmaterial und Einwegspritzen sind auf der ganzen Welt verbreitet und heute sogar in Dorfapotheken erhältlich – außer in Kriegs- oder Krisengebieten. Doch Achtung: Studien aus dem Jahr 2011 und früher belegen, dass Mittel gegen Malaria, teure Grippemittel oder spezielle Antibiotika in Thailand besonders oft gefälscht werden. Den Verpackungen ist dies nicht anzusehen. Es empfiehlt sich deshalb, lebenswichtige Mittel wie Malariatabletten oder Antibiotika von zu Hause mitzunehmen und nicht vor Ort zu kaufen – auch nicht, wenn sie dort billiger sind.

Die aktuelle Krankheitslage

Informieren Sie sich über das aktuelle Krankheitsgeschehen im Land, zum Beispiel auf den Seiten des Auswärtigen Amtes[3]. So ist bei akuten Ausbrüchen von beispielsweise Denguefieber oder Zikavirusinfektionen der Bedarf an fiebersenkenden Medikamenten größer. Bei Reisen in Regionen mit schlechter Infrastruktur und Hygiene, geringem Budget oder besonderer Vorliebe für Streetfood sind Medikamente gegen Durchfall ein wichtiger Bestandteil Ihrer Reiseapotheke. Auch im Falle starker Beanspruchung Ihrer Haut bzw. bei einer erhöhten Gefahr von Insektenstichen (durch lange Wanderungen, Schwimmen oder Schlafen im Freien) sollten Sie vorbereitet sein. In Thailand ist durchgehend mit einer hohen Belastung durch stechende Insekten und damit mit fieberhaften Virusinfektionen, die symptomatisch behandelt werden können, zu rechnen.

Touristengruppe überquert einen Fluss im Dschungel.

Konkrete Arzneimitteltipps für Ihre Reiseapotheke in Thailand

Reisekrankheit bzw. Übelkeit

Medikamente gegen Reisekrankheit bzw. Übelkeit sollten Sie dann mitnehmen, wenn Ihnen auf Schiffen oder kurvigen Strecken im Bus oder im Flieger schnell übel wird. Es schadet jedoch nicht, auch vorzusorgen, wenn Sie diesbezüglich nicht empfindlich sind. Von Seekrankheit beispielsweise kann jeder betroffen sein – auch, wenn Sie damit bisher nie Probleme hatten.

Präparate auf Ingwerbasis oder solche, die Diphenhydramin (Dimenhydrinat) enthalten, eignen sich hier und sind überall erhältlich. Der Wirkstoff Dimenhydrinat ist ursprünglich ein Antihistaminikum, das müde machen kann. Bei einigen Krankheiten sollten Sie dieses Mittel nicht anwenden und lieber auf Medikamente auf Ingwerbasis zurückgreifen.

Wann Sie Dimenhydrinat besser nicht einnehmen sollten:

  • bei Überempfindlichkeit gegenüber anderer Antihistaminika
  • bei einem akuten Asthmaanfall[4]
  • bei Engwinkelglaukom[5]
  • bei Phäochromozytom[6]
  • bei Porphyrie[7]
  • bei Prostatahyperplasie[8] mit Restharnbildung[9]
  • bei Krampfanfällen (Epilepsie[10], Eklampsie[11]
  • bei Patienten mit angeborenem Long-QT-Syndrom [12]

Mittel gegen Schmerzen und Fieber 

Lektion eins lautet: Ein Fieberthermometer darf in der Reiseapotheke für Thailand nicht fehlen. Warum? Dieses ist nicht nur absolute Grundvoraussetzung für die Feststellung und demzufolge auch Behandlung von Fieber, sondern auch für die Schlussfolgerung auf Erkrankungen wie zum Beispiel Malaria. Von der Verwendung von ASS und Mitteln wie Ibuprofen oder Diclofenac zur Fiebersenkung wird allgemein abgeraten, da diese bei Virusinfektionen oder Malaria die Blutungsneigung verstärken können. Paracetamol ist hier das Mittel der Wahl. Es ist weltweit erhältlich und wirkt schmerzstillend. In anderen Situationen wiederum können Diclofenac bzw. Ibuprofen hilfreich sein: Das gilt besonders für Sportverletzungen, Zahnschmerzen oder Entzündungen. Doch Achtung: Bei Vorerkrankungen, speziell der Niere, sollten Sie die Einnahme vorher mit Ihrem Arzt abklären. Zudem werden dem Paracetamol in Thailand auch andere Substanzen wie Phenylephrin zur Behandlung von Atemwegsinfektionen beigemengt.[13]

Magen-Darm-Probleme

Das A und O bei der Selbstbehandlung von unkompliziertem, also nicht blutigem oder fieberhaftem Durchfall, ist und bleibt die Zufuhr von viel Flüssigkeit. Bei heftigem Durchfall und großem Wasserverlust sollten Sie zudem darauf achten, dass Sie ausreichende Mengen an Salz und Zucker zu sich nehmen. Mit entsprechenden Elektrolytlösungen in Pulverform können Sie bereits zu Hause die Reiseapotheke bestücken oder Sie erwerben sie vor Ort (Oral-Rehydration-Solution). Die Substanz ist kostengünstig, effektiv, überall erhältlich und unkompliziert in der Anwendung; sie wird einfach ins Trinkwasser gemischt. In bestimmten Situationen kann auch ein Durchfallstopper wie Lopedium hilfreich sein, diesen sollten Sie allerdings nicht länger als drei Tage und erst ab einem Alter von zwölf Jahren einnehmen.

Bei Durchfall mit Fieber und/oder blutigem Durchfall hilft ein Antibiotikum – in Thailand vorzugsweise Azithromycin –, wenn eine zeitnahe medizinische Diagnostik nicht möglich ist und die Krankheit Ihre Aktivitäten einschränkt. Bei uns ist das Präparat verschreibungspflichtig, in Asien hingegen meist frei erhältlich. Kommt es zu blutig-schleimigem Durchfall, muss eine Amöbeninfektion vom Arzt ausgeschlossen werden. Die tatsächliche Wirkung und der Nutzen von Kohle, Kaolin, Pektin und Tannin sind nicht erwiesen. Für alle, die immer mal wieder Probleme mit Sodbrennen haben: Vergessen Sie nicht, einen Grundvorrat an Säurehemmern mitzunehmen. Nachschub können Sie bei Bedarf auch im Urlaub kaufen.

Apothekerin übergibt Medikament an Kunden.

Hautprobleme: Allergien, Insektenstiche und Sonnenbrand

Zur absoluten Grundausstattung der Reiseapotheke für Thailand gehören ein guter Sonnenschutz, ein Mückenabwehrmittel (Repellent) und eine antiallergische Salbe. Gegen Sonnenbrand hilft beispielsweise Chlorphenoxamin oder ein Gel mit Dimetinden. Auch Hydrocortison, als Gel oder Creme erhältlich, kann nützlich sein. Vor Insektenstichen ist auf einer Thailand-Reise leider niemand gefeit – in der Regel klingen diese nach einigen Tagen von allein ab. Vor allem die Kombination aus Sonne, Salzwasser und Schweiß kann den Juckreiz der Stiche jedoch unerträglich machen, weshalb es eigentlich niemandem zu verübeln ist, dass er sich an den juckenden Stellen kratzt. Hierbei aber besteht die Gefahr, dass sich Insektenstiche mit Eiterbakterien infizieren und in der Folge keine „Eintagsfliege“, sondern ein echtes Problem auf Ihrer Reise werden können. Reinigen Sie entsprechende Wunden daher immer gut und decken Sie diese mit einem kleinen Verband ab. Für Ihre Reiseapotheke bedeutet das: Denken Sie an einen kleinen Pflastervorrat in verschiedenen Größen, an ein bis zwei kleine Mullbinden und eine antiseptische Salbe. Nachschub erhalten Sie gegebenenfalls in einer Apotheke vor Ort.

Achtung: Ausgedehnte Entzündungen mit roten Streifen entlang der Lymphbahnen müssen antibiotisch behandelt werden!

Sonstige nützliche Medikamente für Ihre Reiseapotheke in Thailand

  • Abschwellende Nasentropfen oder ein Spray gehören in den meisten Haushalten zur Grundausstattung. Daher wissen Sie vielleicht auch schon, mit welchem Sie besonders gut zurechtkommen.
  • Wasserdesinfektionstabletten sind bei Reisen in abgelegene Regionen mit schlechter Infrastruktur und Hygiene sinnvoll.
  • Ein Schlaf- oder Beruhigungsmittel sollten Sie dann mitführen, wenn Sie bereits zu Hause gelegentlich darauf zurückgreifen müssen oder unter sehr stressigen Bedingungen reisen.
  • Lutschtabletten gegen Halsweh gibt es zwar überall vor Ort, aber schon im Flugzeug können sie sich bewähren.
  • Eine Zeckenzange nimmt wenig Platz weg und wiegt nichts – auch in Thailand können Zecken Krankheiten übertragen.
  • Falls Sie zu Entzündungen des Gehörgangs neigen („Taucherohr“), sind antibiotikahaltige Ohrentropfen sinnvoll.

Nicht vergessen: Wer unter chronischen Krankheiten leidet oder regelmäßig Medikamente einnehmen muss, sollte sich vor Antritt der Reise mit seinem Hausarzt abstimmen. Sind evtl. zusätzliche Arzneimittel notwendig? Brauchen Sie Rezepte und ärztliche Bescheinigungen? Denken Sie hierbei daran, diese in englischer Sprache aufzubereiten.

Gut zu wissen

Nicht jede Krankenversicherung übernimmt die Kosten für Medikamente bei chronischen Erkrankungen. Informieren Sie sich deshalb vor Antritt der Reise bei Ihrer Krankenversicherung, ob in Ihrem speziellen Fall eine Kostenübernahme gewährleistet ist und ob diese Regelung auch gilt, wenn Sie Ihre Medikamente nicht mitführen dürfen und deshalb erst vor Ort besorgen können. Außerdem wichtig: Auch der Verlust oder Diebstahl von Medikamenten ist häufig nicht versichert.

Checkliste: Ihre Reiseapotheke für Thailand

Prüfen Sie anhand unserer praktischen Checkliste, ob Sie an alles gedacht haben.

Über den Autor

Dr. med. Hinrich Sudeck, Jahrgang 1956, ist Internist und Tropenmediziner und war von 1990 bis 2007 Assistenzarzt und leitender Oberarzt am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Er leitete von 2010 bis 2015 den Fachbereich Tropenmedizin der Bundeswehr in Hamburg und absolvierte als Soldat Einsätze in Afghanistan, Mali und in Liberia im Rahmen der Ebolabekämpfung, nachdem er bereits seit 2003 als WHO-Experte für den Umgang mit hochansteckenden Viruskrankheiten tätig war. Neben vielen Reisen in tropische Länder hat er vier Jahre in Ghana und Nigeria gelebt und gearbeitet.

Quellennachweise

  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/602746/umfrage/anzahl-europaeischer-einreisen-nach-thailand/
  2. https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender
  3. https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/thailand-node/thailandsicherheit/201558
  4. http://flexikon.doccheck.com/de/Asthmaanfall
  5. http://flexikon.doccheck.com/de/Engwinkelglaukom
  6. http://flexikon.doccheck.com/de/Ph%C3%A4ochromozytom
  7. http://flexikon.doccheck.com/de/Porphyrie
  8. http://flexikon.doccheck.com/de/Prostatahyperplasie
  9. http://flexikon.doccheck.com/de/Restharn
  10. http://flexikon.doccheck.com/de/Epilepsie
  11. http://flexikon.doccheck.com/de/Eklampsie
  12. http://flexikon.doccheck.com/de/Long-QT-Syndrom
  13. Ausführliche Informationen zu Paracetamol + Phenylephrin: https://www.test.de/medikamente/wirkstoff/grippemittel-paracetamol-phenylephrin-kombination-w1490/