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Fernreisen nach der Pandemie – warum Reiseimpfungen noch wichtiger geworden sind

Während der Covid-19-Pandemie war Reisen deutlich komplexer und vielfach unmöglich geworden. Nach der Pandemie steigt die Reiselust der Menschen wieder stark an. Also alles so wie vorher? Nicht ganz. Zwar hat sich an den herkömmlichen Empfehlungen zum Schutz gegen mögliche Infektionen im Reiseland nichts Wesentliches geändert. Jedoch sind aufgrund vernachlässigter Impf- und Mückenkontroll-Programme in vielen Ländern durch Stechmücken übertragene Krankheitserreger wieder auf dem Vormarsch.

Vorsicht: Doppelinfektionen möglich

Viele Menschen haben nach dem Ende der Corona Pandemie einen großen Nachholbedarf, was das Reisen angeht. Die Reisetätigkeit – auch bei Fernreisen – nimmt wieder zu.

Doch was muss man beachten, wenn man/frau in die Ferne schweift? „An den herkömmlichen Prophylaxe-Empfehlungen und Impfungen für Fernreisen hat sich durch COVID-19 eigentlich nichts geändert“, sagt Prof. Michael Ramharter, Leiter der reisemedizinischen Beratung am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) in Hamburg. Aber Reisende müssen sich der Tatsache bewusst sein, dass Reisen zum einen ein höheres Risiko einer Ansteckung mit Covid-19 bergen, und dass es zu Doppelinfektionen kommen kann.

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Risiko für chronisch Erkrankte

Reisen bergen ein höheres Risiko, sich mit Corona zu infizieren. Am Flughafen, auf Bahnhöfen, im Flugzeug und in der Bahn, im Hotel, auf Märkten oder Museen, überall wo sich viele Menschen nahekommen, besteht die Gefahr, sich sowohl mit dem Corona-Virus anzustecken als es auch zu verbreiten.

Risikopatienten, das heißt ältere Menschen ab 60 und/oder mit chronischen Erkrankungen riskieren, schwer an Covid-19 zu erkranken. Sie müssen oftmals in ein Krankenhaus und dort sogar auf eine Intensivstation eingewiesen werden. „Sie sind dann auf die Behandlung im Zielland angewiesen“, betont der Hamburger Reisemediziner, „die nicht überall unserer in Deutschland gleichwertig ist. Das sollte man bedenken.“

Malaria-Symptome ähneln Covid-19

Auch besteht in bestimmten Reisezielen das Risiko einer Doppelinfektion mit Corona und einer weiteren im Zielland verbreiteten Infektionskrankheit. „Es wurden zum Beispiel Infektionen von Corona und Malaria nachgewiesen“, erklärt Prof. Ramharter. Dies ist vor allem eine diagnostische Herausforderung, um jede der Infektionen adäquat zu therapieren.

So belegen Daten, dass in Entwicklungsländern die Bekämpfung von Stechmücken oder Impfkampagnen aufgrund der Corona-Pandemie ins Stocken geraten sind. Insbesondere bei Malaria, eine der gefährlichsten Infektionskrankheiten, die durch in der Dämmerung und in der Nacht aktive Anopheles-Mücken übertragen wird, ist die Ansteckungsgefahr besonders hoch.

Malaria kommt in weltweit mehr als 100 Ländern vor, insbesondere in den Tropen und Subtropen. Allein 2020 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 69.000 zusätzliche Todesfälle verzeichnet. Rund zwei Drittel seien darauf zurückzuführen, dass Malaria-Programme aufgrund der Corona-Pandemie unterbrochen worden seien, so die WHO in ihrem jährlichen Malaria-Report. „Wenn auch das Risiko einer Doppelinfektion mit Corona und Malaria nicht hoch ist“, sagt Prof. Ramharter, „so sollte man es auch nicht außer Acht lassen.“

Ein Problem ist allerdings, dass die Symptome der Malaria – Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen sowie selten Durchfall und Erbrechen – den Krankheitszeichen von Covid-19 ähneln. Die Betroffenen werden auf das Corona-Virus getestet, isoliert, warten zwei Tage auf das Testergebnis, sind aber an Malaria erkrankt. „Dadurch wird die Diagnose verschleppt und die Behandlung verzögert“, betont der Hamburger Experte, „Das kann allerdings lebensbedrohlich sein.“

Info

Gehen Sie sechs bis acht Wochen vor Ihrer Reise zu Ihrem Hausarzt oder einem reisemedizinisch versierten Facharzt. Die erforderlichen Impfungen hängen auch von Region, Dauer, Route und Ihren geplanten Aktivitäten ab. Sie sollten möglichst zehn bis vierzehn Tage vor Reiseantritt abgeschlossen sein.

Zudem gilt es, länderspezifische Vorgaben zu beachten, wie zum Beispiel bei Reisen nach Afrika oder Asien. Welche das im Detail sind, erfahren Sie in den Artikeln „Impfungen für Afrika“ und „Impfungen für Asien“. Menschen mit besonderen Krankheiten ist angeraten, schon zu einem früheren Zeitpunkt und vor Festlegung des Ziels und der Dauer der Reise mit den behandelnden Ärzten zu sprechen.

Suchen Sie bei Fieber sofort einen Arzt oder eine Klinik auf

Gegen Malaria gibt es keine reisemedizinische Impfung, wohl aber eine medikamentöse Vorsorgebehandlung, mit der man ein bis zwei Tage vor Reiseantritt in bestimmte Malariagebiete beginnt. Diese Gebiete mit dem höchsten Risiko einer Malariaübertragung befinden sich vor allem in der Sub-Sahara in Afrika.

In Regionen, in denen ein geringeres Risiko besteht, sich mit dem Malaria-Erreger zu infizieren wie etwa in Teilen Asiens, Südostasiens, Mittelamerikas, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit e.V. (DTG) keine Dauerprophylaxe einzunehmen, sondern neben Mückenschutz eine sofortige medizinische Untersuchung durchzuführen.

Ist dies nicht innerhalb von 24 bis 48 Stunden möglich, ist das Mitnehmen eines Notfall-Medikaments empfohlen, das im Falle einer Malaria-Erkrankung dann sofort einzunehmen ist. Ein weiteres Argument für einen guten Malariaschutz ist, dass in Ostafrika zum Beispiel eine neue Überträgermücke aus Südasien eingewandert ist, die vermutlich ebenfalls zu einer steigenden Zahl von Infektionen in städtischen Gebieten geführt hat.

Info

Suchen Sie, wenn Sie bei Aufenthalt in einem Malariagebiet Fieber haben, sofort einen Arzt oder ein Krankenhaus auf, um Malaria diagnostizieren zu lassen.

Dengue, Zika & Co. – auch andere Viren breiten sich teilweise stark aus

Auch das ebenfalls durch Stechmücken übertragene Dengue-Fieber, eine akute fiebrige Krankheit mit plötzlichem Fieberausbruch, hat durch die fehlenden Mückenkontrollprogramme während der Lockdowns wieder deutlich zugenommen. Allein im indischen Neu Dehli wurden im Oktober 2021 insgesamt 1.000 Fälle von Dengue-Fieber registriert.

Der erste Impfstoff gegen Dengue steht zwar seit wenigen Jahren in einigen Ländern zur Verfügung und ist auch von der European Medicines Agency (EMA) zugelassen worden. Allerdings war der Einsatz in manchen Gebieten mit einer höheren Rate schwerer Dengue-Verläufe assoziiert.

Auch das durch Mücken verbreitete Chikungunya-Virus breitet sich in tropischen und subtropischen Regionen weiter aus, insbesondere in Süd- und Südostasien. Immer wieder kommt es zu Ausbrüchen in einzelnen Regionen, ein Impfstoff wird derzeit in klinischen Studien geprüft. Es verursacht ebenso hohes Fieber und starke mitunter langanhaltende Gelenkschmerzen.

Info

Reisen Sie nicht in eine vom Zika-Virus betroffene Region, wenn Sie schwanger sind. Das Virus kann sich auf das ungeborene Kind übertragen und zu Fehlbildungen des Gehirns führen.

Ein weiterer Erreger, der durch Stechmücken übertragen wird und sich kontinuierlich ausbreitet, ist das Zika-Virus. Fast ganz Lateinamerika, die Karibik und die Südstaaten der USA sind betroffen, auch in Asien und Afrika ist der Erreger auf dem Vormarsch. Die Infektion mit dem Zika-Virus verläuft in der Regel ohne oder mit grippeähnlichen Symptomen. Es gibt bislang keine Impfung gegen das Zika-Virus.

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Info

Ein wichtiger Schutz vor dem Malaria-, Dengue- und Zika-Erreger ist, sich vor Insektenstichen zu schützen. So schützen Sie sich vor Mückenstichen:

  • Tragen Sie helle, mit Permethrin imprägnierte Kleidung
  • Sprühen oder weichen Sie Textilien mit Permethrin ein oder erwerben vorimprägnierte Kleidung
  • Reiben Sie unbedeckte Hautstellen mit einem Repellent mit DEET (30 bis 50%) oder Icaridin (20%) ein
  • Applizieren Sie das Repellent 20 bis 30 Minuten nach dem Auftragen von Sonnenschutz
  • Halten Sie sich in mückensicheren Räumen mit Klimaanlage und Mückengittern auf
  • Benutzen Sie Moskitonetze beim Schlafen
  • Imprägnieren Sie diese Netze mit Permethrin oder kaufen vorimprägnierte Netze

Tollwut ist lebensgefährlich und in vielen Ländern verbreitet

„Eine Erkrankung, die in der Reisemedizin unterschätzt wird, ist die Tollwut“, erklärt Prof. Michael Ramharter vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. Tollwut wird durch Säugetiere übertragen und kommt bei vielen Tieren weltweit vor. Ein hohes Risiko besteht in weiten Regionen Afrikas, in vielen Ländern Südostasiens sowie manchen Gebieten in Mittelamerika.

„Wird man von einem Affen, Hund oder Katze gebissen oder gekratzt, ist das ein medizinischer Notfall“, warnt der Experte. Besonders gefährdet sind Kinder, die auf Hunde etwa zugehen und sie streicheln wollen. Das Problem: Tollwut kann nicht behandelt werden und ist, wenn man nicht gegen Tollwut geimpft ist, eine tödliche Erkrankung.

Reisende, die nicht geimpft sind, benötigen so schnell wie nur irgend möglich ein Antiserum gegen Tollwut. Personen, die eine Tollwut-Impfung haben, müssen sich nach einem verdächtigen Kontakt „boostern“ lassen.

Info

Lassen Sie sich und Ihre Familie vor Antritt einer Reise mit relevantem Tollwut-Expositionsrisiko impfen. Die Grundimmunisierung besteht aus drei Injektionen in den Oberarm an den Tagen Null, sieben und 21 bis 28. Der Impfschutz beginnt etwa zwei Wochen nach der ersten Impfung.

Die Krankenkasse zahlt die Impfung in den allermeisten Fällen

Sowohl gesetzliche Krankenkassen als auch private Krankenversicherungen erstatten oftmals Teile der Kosten für Reiseimpfungen. Erstattet wird meist nur in Abhängigkeit vom Reiseland. Man sollte sich am besten vor der Impfung über die Leistung der Krankenkasse bzw. -versicherung sowie über den Weg der Kostenerstattung informieren.

In der Regel ist für die Krankenkasse ein Beleg des Impfarztes erforderlich und das Reiseland muss angegeben werden. Eine allgemeine Übersicht über die pauschalen Erstattungsleistungen gibt es nur ohne Berücksichtigung des entsprechenden Reiselandes. Diese finden Sie unter https://www.crm.de/krankenkassen/index1.html.

Info-Guide für Sie zur weiteren Vorbereitung einer Fernreise in der Pandemie

Wir haben für Sie einige weitere Informationen zusammengestellt, welche Sie als praktisches PDF über den folgenden Download-Link herunterladen können.

Prof. Michael Ramharter

Experte

Leiter der reisemedizinischen Beratung am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) und dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Ute Wegner

Medizinjournalistin

Ute Wegner hat ihr Handwerk an einer der führenden Journalistenschulen Deutschlands gelernt und schreibt seit vielen Jahren als Medizinredakteurin über Medizin, Wissenschaft und Biologie. Sie legt Wert auf eine eingängige Sprache und hat als Fachlektorin die bekannten Kinderbücher vom kleinen Medicus von Prof. Dietrich Grönemeyer lektoriert.