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Reisetrends 2025: Wo verbringen die Deutschen die schönste Zeit im Jahr?
Auch wenn der Winter noch näher liegt als der Sommer: Jetzt ist die beste Zeit, um den Haupturlaub zu planen. Warum Touristen wie Lemminge immer wieder an dieselben Orte reisen und dennoch manchmal das ausgefallene Urlaubsziel suchen, das sonst niemand kennt, verraten wir hier. Und natürlich geben wir ein paar Geheimtipps für die Buchung 2025.
Die T-Shirts lagern noch ganz hinten im Schrank, den Badeanzug haben wir seit Monaten nicht mehr gesehen und die kurzen Hosen erst recht nicht. Wenn die Sonne denn mal auftaucht, schafft sie es nicht sehr weit über den Horizont. Zum Fahrradfahren zieht man besser noch Handschuhe über und wer morgens früh mit dem Auto unterwegs ist, der muss durchaus noch Zeit zum Scheibenfreikratzen einplanen. Der Winter verabschiedet sich nur langsam, der Sommerurlaub scheint noch in weiter Ferne.
„Drei von vier Deutschen entfliehen mindestens für fünf Tage im Jahr dem Alltag und entspannen an einem anderen Ort. ”
Und dennoch ist gerade jetzt die beste Zeit, die schönsten Wochen des Jahres zu planen. Denn dass man sich auf Reisen begeben wird, das gehört für die allermeisten Deutschen zur Jahresplanung fest dazu. „Mindestens eine längere Reise im Jahr entspricht der deutschen Kultur“, sagt Prof. Dr. Bernd Eisenstein, Direktor des Deutschen Instituts für Tourismusforschung. Drei von vier Deutschen entfliehen mindestens für fünf Tage im Jahr dem Alltag und entspannen an einem anderen Ort.
Urlaub ist gesund und darf auch etwas kosten
Die Ausgaben dafür erreichten 2024 gemäß Tourismusanalyse einen neuen Höchstwert. 1538 Euro blätterte man pro Reise und Person hin. Auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten wird darauf nicht verzichtet, Abstriche macht man eher beim Auto, bei Einrichtungsgegenständen oder Dienstleistungen wie dem Friseurbesuch. Eine kluge Wahl, schließlich zeigen Studien, dass Urlaubsreisen erholungsfördernd wirken und uns damit nicht nur glücklicher, sondern auch gesünder machen.
Und das nicht nur während des Urlaubs selbst, sondern über Fotos und glückliche Erinnerungen auch noch lange im Nachhinein. Urlaube wirken demnach sogar verjüngend und lebensverlängernd.
„Manche verzichten auch auf die zweite und dritte Reise, lassen es dafür im Haupurlaub erst richtig krachen.”
Wer beim Urlaub sparen müsse, entscheide sich vielleicht für eine Ferienwohnung statt für ein Hotel, fahre zwölf statt 14 Tage oder buche das günstigere Urlaubsland Türkei statt Griechenland. „Manche verzichten auch auf die zweite und dritte Reise, lassen es dafür im Haupurlaub erst richtig krachen“, sagt Jürgen Schmude, Professor im Ruhestand am Department für Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Immerhin bei 40 Prozent der Bundesbürger reiche das Geld aber für mehrere Reisen im Jahr. Vor zehn Jahren gönnte sich nur jeder Fünfte eine Zweit- oder gar Drittreise.
Wer Urlaub macht, sucht die Freiheit von Zwängen
So einig sich die Deutschen darin sind, überhaupt in die Ferien zu fahren, so unterschiedlich sind am Ende ihre Bedürfnisse am Urlaubsort. Der eine sucht die Menschenmassen, um zu feiern oder bei einem Festival mit anderen jubeln zu können, der andere will die Schönheit von Meer und Bergen möglichst ganz für sich allein haben. Der eine sucht beim Radurlaub die sportliche Herausforderung, der nächste will im süßen Nichtstun unterstützt werden. „Den meisten Menschen geht es im Urlaub um Erholung und um die Abwesenheit von Zwängen“, sagt Eisenstein.
Hoch im Kurs liege deshalb die Multioptionalität, also ein großes Angebot an Möglichkeiten, das man dann spontan nutzen könne, aber nicht müsse. „Interessant ist beispielsweise, dass sich Reisende bei der Wahl des Hotels bei gleichem Preis eher für den Club entscheiden, der zusätzlich zu allem anderen auch noch Bogenschießen anbietet“, sagt Eisenstein. „Und zwar auch dann, wenn man am Ende kein einziges Mal Bogenschießen geht. Aber allein die Möglichkeit, etwas tun zu können, es aber nicht tun zu müssen, entspannt viele vom Alltag, der ja häufig aus Zwängen besteht.“
„Jomo“ oder Joy of Missing out, zu Deutsch die Freude, etwas zu verpassen, ist Umfragen zu Folge ein richtiger Reisetrend geworden. ”
Vom Glück, vermeintliche Touristenhighlights zu verpassen
Wer es mit dem Nichtstun auf die Spitze treiben will, der macht die Freude am Verpassen von Möglichkeiten gleich zum reiseauslösenden Motiv. „Jomo“ oder Joy of Missing out, zu Deutsch die Freude, etwas zu verpassen, ist Umfragen zu Folge ein richtiger Reisetrend geworden. Wer darauf Wert legt, sucht sich einen Rückzugsort in einer abgelegenen Ferienwohnung und streicht bewusst die vermeintlichen Touristen-To-Dos von der Liste.
Der Urlaub soll Entspannung bieten, Hotspots und Sehenswürdigkeiten werden demnach gerade von einem jungen Reiseklientel zu Gunsten von zwei Wochen Abhängen und Chillen ausgelassen, also verpasst.
Stabil beliebt: die klassischen Urlaubsregionen
Was die beliebtesten Urlaubsländer der Deutschen angeht, sind die Klassiker in ihrer Beliebtheit Reiseexperten zu Folge sehr stabil. „Die Reiseströme sind da sehr träge“, sagt Schmude. „Die größte Gruppe der Reisenden, etwa jeder Dritte, bleibt in Deutschland. Bei den Auslandsreisen steht Spanien seit 30 Jahren auf Platz eins.“ Dahinter folgen Italien und die Türkei sowie Kroatien, Griechenland und Österreich.
„Der Trend „Coolcation“, in Anbetracht von Hitzesommern also statt nach Griechenland eher ans Nordkap zu reisen, habe sich nicht wirklich durchgesetzt. ”
Einmal gelerntes Reiseverhalten lasse sich auch von überlaufenen Stränden, vollen Alpenpässen oder dem Klimawandel, der zu Extremtemperaturen in den klassischen Urlaubsregionen führe, kaum beeinflussen. Zwar steige Skandinavien in der Gunst, der Trend „Coolcation“, in Anbetracht von Hitzesommern also statt nach Griechenland eher ans Nordkap zu reisen, habe sich aber nicht wirklich durchgesetzt.
Und auch wem der Sinn eher nach Exklusivität statt nach Feiermeile auf Mallorca oder großem Sportevent steht, muss seine liebsten Urlaubsländer dafür nicht aufgeben. Denn sowohl Spanien als auch Österreich und Deutschland können das bieten.
Spaniens Norden punktet mit weniger Touristen und weniger Hitze
Travelbook, Deutschlands größtes Online-Reisemagazin, empfiehlt passenderweise Reiseziele in den liebsten Urlaubsländern der Deutschen, die dennoch abseits ausgetretener Touristenpfade liegen. Gerade für Natursucher, die mit Zelt oder Caravan aufbrechen und einen Roadtrip planen, biete sich beispielsweise der Norden Spaniens an. Küstenorte, Atlantikstrände, Gebirge und Kultur in den Städten wie Gijón und San Sebastián gebe es in Asturien und dem Baskenland an allen Ecken zu entdecken.
Gleichzeitig werde die Region verglichen mit den spanischen Mittelmeerstränden und den überlaufenen Balearen oder Kanaren weniger häufig von Touristen angesteuert. Und auch das Klima ist gerade in heißen Sommern angenehmer als an der Costa Brava.
„Und wer einen Trip in eine Kleinstadt im Sinn hat, der sollte sich die nordrhein-westfälische Stadt Monschau notieren. ”
Auch eine Kleinstadt in NRW gehört zu den Experten-Reise-Tipps
Bei den deutschsprachigen Touristenzielen setzte sich für die kommende Saison das schleswig-holsteinische Wattenmeer durch. Für Wanderbegeisterte empfiehlt die Travelbook-Redaktion die Region Kärnten mit ihren badewannenwarmen Seen und dem Alpe-Adria-Trail, der vom Großglockner bis ans Mittelmeer führt. Und wer einen Trip in eine Kleinstadt im Sinn hat, der sollte sich die nordrhein-westfälische Stadt Monschau notieren. Besonders begeistert waren die Experten vom mittelalterlichen Zentrum mit Fachwerkhäusern und Kopfsteinpflastern.
Ausgefallene Ziele sind im Kommen
Natürlich gibt es auch Trendsetter, die mit einem Urlaub in einem ganz anderen Land liebäugeln. Jede sechste Urlaubsreise geht einer Studie des Zukunftsinstituts zu Folge nach Übersee. Besonders beliebt seien Länder in Asien. Aber auch Europa und der Nahe Osten verzeichnen Newcomer: „Finnland und Slowenien, Saudi-Arabien und Katar und sogar die Antarktis sind als Reiseland im Kommen“, sagt Eisenstein.
„Auch Island, Jordanien und Albanien oder Montenegro gehören laut Jürgen Schmude zu den eher hippen Zielen.”
Auch Island, Jordanien und Albanien oder Montenegro gehören laut Jürgen Schmude zu den eher hippen Zielen. „Gerade jüngere Menschen trauen sich eher, im Urlaub etwas Neues auszuprobieren. Diese Gruppe bewegt sich etwas von dem Stammgast weg, der 20 Jahre lang jeden Sommer nach Mallorca fliegt“, sagt Schmude.
Tipps, den Touristenströmen zu entfliehen
Wer nicht Handtuch an Handtuch mit den Nachbarn am Strand der Adria liegen will und auch keine Lust hat, stundenlang am Eiffelturm anzustehen, der sollte sich folgendem Reisetrend anschließen: Detour Destinations nennen ihn die Touristiker, was in etwa so viel wie Reisen auf Umwegen bedeutet. Der Trick dabei: Sie reisen nicht direkt an das klassische Reiseziel, sondern wählen ein weniger bekanntes Ziel in der Nähe.
Wer beispielsweise nach Paris will, der nimmt zunächst Reims in der Champagne mit seiner stattlichen Kathedrale in den Blick, übernachtet dort und entdeckt die weit weniger überlaufene Stadt, um dann nur für einen Tagestrip in die Metropole Paris zu reisen. Wer eigentlich Mailand auf dem Zettel hatte, der bucht ein hübsches Häuschen am eher unbekannten Iseosee und bricht von dort in die Mode-Hauptstadt auf.
„Trend Detour Destinations: Wer eigentlich Mailand auf dem Zettel hatte, der bucht am eher unbekannten Iseosee und bricht von dort in die Mode-Hauptstadt auf. ”
Das funktioniert auch auf Fernreisen: Statt Tokio steuern Detour-Reisende beispielsweise Fukuoka an, das liegt an der Nordküste der Insel Kyūshū und hat sowohl lange Sandstrände als auch Tempel und die Überreste einer Burg aus dem 17. Jahrhundert zu bieten.
Überhaupt empfehlen Touristiker wie Jürgen Schmude, sich mehr Zeit für die An- und Abreise zu nehmen und auf diese Weise den üblichen Reise-Strömen zu entfliehen. „Planen Sie mehrere Stopps ein und sehen Sie das schon als Teil des Urlaubs.“ Auf diese Weise kämen auch Reiseziele in Frage, die vielleicht nicht mit einem bequemen Direktflug angesteuert werden können. Um den Urlaub auf diese Weise genießen zu können, sei auch ein bisschen Offenheit für vermeintlich zweitbeste Reiselagen von Nöten.
„Vielleicht muss es ja auch nicht immer der Strand sein, den steuern die meisten Touristen an. Aber 50 Kilometer im Hinterland ist es in den meisten Fällen auch sehr schön.“
Quellen
- Unpack '25 - The Trends in Travel
- Travelbook Awards verliehen: Tageskarte
- Stiftung für Zukunftsfragen stellt 40. Deutsche Tourismusanalyse vor - Stiftung für Zukunftsfragen
- The Principle of Entropy Increase: A Novel View of How Tourism Influences Human Health - Fangli Hu, Jun Wen, Danni Zheng, Tianyu Ying, Haifeng Hou, Wei Wang, 2024

Prof. Dr. Bernd Eisenstein
Experte
Direktor des Deutschen Instituts für Tourismusforschung

Jürgen Schmude
Experte
Professor im Ruhestand am Department für Geographie an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Claudia Lehnen
Autorin
Claudia Lehnen wollte als Jugendliche Ärztin werden, entschied sich dann aber dafür, lieber über Medizin und Menschen und ihre Krankheits- und Genesungsgeschichten zu berichten. Die in Köln niedergelassene Journalistin, die im Tageszeitungs-Journalismus zu Hause ist, ist unter anderem auf das Themengebiet Gesundheit spezialisiert.