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Zahnarztsprache: Abkürzungen beim Zahnarzt

Viele kennen das Gefühl: Sie liegen mit leicht mulmigem Gefühl auf dem Zahnarztstuhl und versuchen zu ergründen, was als nächstes folgt. Sie lauschen der Konversation zwischen Zahnarzt und Assistenz. Aber die ähnelt einer Geheimsprache. Zu hören sind Zahlen-Buchstaben-Codes. Wir klären Sie auf, welche Bedeutung die Abkürzungen und Fachbegriffe haben und liefern Ihnen ein Glossar für die wichtigsten Ausdrücke.

Es gibt schönere Situationen im Leben als diese: Die Lehne des Zahnarztstuhls fährt nach hinten, gleichzeitig die Beine nach oben. Die Lampe blendet, wird zurechtgerückt, und die Hand mit dem Gummihandschuh hängt einen gurgelnden Schlauch in den Mundwinkel. Und es geht los: ein Spiegel geht die Zähne entlang, der Schlauch saugt sich an der Zunge fest, löst sich wieder, der Zahnarzt sagt: 4-1 zst, 4-4 f, 4-5 k, 4-6 b, 3-1 ob. Die Assistenz fragt zurück: k oder ob?

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Wenn Sie beim Zahnarztbesuch also auch das Gefühl haben, der Doktor verliest Landkartenmaßstäbe oder spielt mit seiner Helferin Schiffe versenken – keine Sorge, sie haben nicht zu viel Lachgas inhaliert. Bei Zahnarzt-Abkürzungen wie den genannten haben wir es mit zahnmedizinischen Fachvokabular zu tun, und es geht ganz im Sinne des Patientenwohls um Präzision und Vergleichbarkeit.

„4-6c“ – Das bedeuten die Ziffern am Anfang

Diktiert der Zahnarzt seinen Befund, beginnt er immer mit der Bezeichnung des Zahnes. Jeder Zahn hat einen individuellen Code aus zwei Ziffern, und damit beginnt die Entschlüsselung des Zahnarzt-Vokabulars:

Ziffer 1. Das Gebiss ist in vier Bereiche eingeteilt, Quadranten genannt. Eine Trennlinie verläuft zwischen Ober- und Unterkiefer, die andere zwischen rechts und links (aus der Sicht der Patienten):

  • oben rechts – 1. Quadrant
  • oben links – 2. Quadrant
  • unten links – 3. Quadrant
  • unten rechts – 4. Quadrant
  • Bei Kindern haben die Milchzahn-Quadranten andere Bezifferungen.

Ziffer 2. Die zweite Ziffer bezeichnet die Position, die der Zahn in dem jeweiligen Quadranten hat.

  • Mit den Weisheitszähnen hat ein vollständiges Erwachsenen-Gebiss 32 Zähne, 8 pro Quadrant.
  • Die Zähne werden von der Mitte nach hinten durchnummeriert.
  • 1 ist jeweils der Schneidezahn
  • 8 ist der Weisheitszahn.

Sagt der Arzt also 1-1, bezeichnet er den mittleren Schneidezahn in der rechten Oberkieferhälfte (= erster Zahn im ersten Quadranten).

„4-6c“ – Am Ende folgt der Buchstabe

Erinnern Sie sich noch an unser Beispiel „4-6c mod“? Nachdem der Zahnarzt zwei Ziffern genannt hat, folgt ein Buchstabe. Dieser Buchstabe ist, Sie ahnen es bereits, eine Abkürzung, die den Zustand des Zahns beschreibt – der tatsächliche Befund.

Nun ist es Zeit für einen Überblick der Befund-Abkürzungen, verraten sei vorab:

  • ob ist super = ohne Befund
  • mit x diktiert der Arzt das Todesurteil für den Zahn = extraktionswürdig, er muss raus beziehungsweise sollte gezogen werden.
  • Auch c ist ein Alarm-Buchstabe = kariös
  • Noch schlimmer ist cp = caries profunda. Die Karies reicht bis zum Zahnnerv. Aua!

In der Tabelle unten finden Sie alle Buchstaben-Abkürzungen ausführlich erläutert.

International einheitliches Zahnschema

Die Abkürzungen haben im gesamten deutschsprachigen Raum Gültigkeit. Sie wurden 1970 von der Féderation Dentaire Internationale (FDI) verabschiedet, entwickelt hatte das System der Berliner Hochschullehrer Joachim Viohl. Ziel ist, die Kommunikation zwischen Helfer und Arzt zu erleichtern und die einzelnen Zähne eindeutig benennen zu können.

Wie wichtig solche Eindeutigkeit ist, wird einem durch einfachen Perspektivenwechsel schnell klar, wenn man Schmerzen an einem bestimmten Zahn hat und versucht, dem Zahnarzt nun selbst zu klarzumachen, wo genau es wehtut.

Bei jedem Zahnarzt-Besuch wird zunächst das gesamte Gebiss untersucht, und der Zahnarzt diktiert seiner Assistenz den Befund jedes einzelnen Zahns. Denn es wird nicht nur festgehalten, wenn Zähne erkrankt sind, sondern auch vermerkt, wenn ein Zahn gesund ist oder bereits mit Zahnersatz behandelt ist. Der gesamte dokumentierte Zustand dient dazu, diesen beim nächsten Kontrolltermin mit der aktuellen Situation vergleichen zu können.

Basis der Zahnarztsprache

„Wir haben ein Dokumentationsprogramm, in dem alle Befunde nach dem FDI-Schema festgehalten werden,“ sagt Dr. Ines Graf, Kieferorthopädin und Zahnärztin aus Köln. „Das FDI-Schema ist in Deutschland die geläufigste Nomenklatur, um zahnärztliche Befunde eindeutig zu kommunizieren und dokumentieren,“ ergänzt die Kölner Zahnärztin und Oralchirurgin Dr. Tina Draheim.

„Ich würde behaupten, dass es auch das Einzige ist, was jedem Zahnarzt bekannt ist und angewandt wird. Es ist sozusagen die ‚Basis der Zahnarzt-Sprache‘. Befunde werden nach dem FDI-Schema dokumentiert. Zahnärzte oder Mitarbeiter, Überweiser, Kollegen tauschen sich in dem Wortlaut des FDI-Schemas aus. Es ist außerdem sehr logisch und simpel, dass niemand lange nachdenken muss, welcher Zahn gemeint ist.“

„4-6C“ – DAS BEDEUTET DER BUCHSTABE AM ENDE

obohne BefundZahn ohne Auffälligkeiten, im natürlichen Zustand ohne Zahnersatz und Zahn-Krankheit
ffehltAn dieser Stelle fehlt ein Zahn. Er wurde noch nicht ersetzt. Hier haben Sie eine Zahnlücke.
ckariösDer Zahn hat Karies.
zstZahnsteinDer Zahn hat Zahnstein
xextraktionswürdigDer Zahn sollte gezogen werden.
kKroneAn dieser Stelle ist eine Krone gesetzt. Die Krone ist intakt und muss nicht behandelt werden.
eersetztAn dieser Stelle befindet sich ein einfacher Ersatzzahn, zum Beispiel eine Totalprothese.
bBrückengliedBrückenglied als Bestandteil einer Zahnbrücke, der zwischen den Brückenpfeilern den fehlenden Zahn ersetzt.
zzerstörtDer Zahn ist zerstört.
jImplantatAn dieser Stelle ist ein Implantat vorhanden. Es weist keine Defekte auf.
cpcaries profundaDer Zahn hat Karies, der bis zum Zahnnerv geht.

„4-6c mod“ – Wie viele Flächen hat ein Zahn?

Fehlt noch die Aufklärung zur Buchstabenfolge nach dem „Befund-Buchstabenkürzel“ – in unserem Beispiel, „mod“. Dieser Code ist einfach zu knacken – es geht um die Bezeichnungen der Zahnflächen. In der fachlich präzisen Sprache besteht der Zahn nicht nur aus der Fläche, mit der man Nahrung zerkleinert, sondern jeder Quadratmillimeter des Zahns wird genau verortet.

  • mesial (m) – Seitenfläche des Zahnes, die zur Kiefermitte zeigt
  • distal (d) – Seitenfläche des Zahnes, die zum Ende der Zahnreihe zeigt
  • okklusal (o) – Kaufläche des Zahnes, im Schneidezahn-Bereich „inzisal“.
  • oral – Innenfläche des Zahnes, die zum Innenraum des Mundes zeigt.
  • palatinal (p) – zum Gaumen hinweisend / den Gaumen betreffend
  • lingual (l) – der Zunge zugewandt
  • vestibulär (v) – die Außenfläche des Zahnes, die zur Wange oder Lippe zeigt
  • labial – im Schneidezahn-Bereich der Lippe zugewandt

Damit können Sie genug „zahnärztisch“, um das Beispiel „4-6c mod“ genau ins Deutsche zu übersetzen:

  • Der untere rechte erste Backenzahn hat Karies
  • an der Seitenfläche des Zahnes, die zur Kiefermitte zeigt,
  • der Kaufläche und der Seitenfläche des Zahnes, die zum Ende der Zahnreihe zeigt.

Autsch!

So flüstert der Zahnarzt die Konzentration des Anästhetikums  

Flüstert der Zahnarzt seiner Assistenz Landkarten-Maßstäbe zu, dann geht es nicht um seinen letzten Wanderurlaub in Graubünden, sondern darum, dass eine örtliche Betäubung vorbereitet wird, um einen kranken Zahn zu behandeln. Genauer, um die Art und Konzentration des gewählten Anästhetikums.

So ist die Adrenalinkonzentration in einem Anästhetikum mit einer Konzentration von 1:100.000 höher als bei einer mit 1:200:000 und wirkt viel länger.

Macht Zahnarzt-Sprache Angst?

„Bei uns hat sich bisher noch kein Patient zum „Fachdialog“ zwischen Ärztin und Assistenz geäußert, weder positiv noch negativ. Denn wir erklären in der Regel jeden Schritt, bevor wir etwas am oder mit dem Patienten machen“, sagt Dr. Iris Graf. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass sie ruhiger werden, wenn man Ihnen alle Schritte in patientengerechter Sprache vorher erläutert.“

Die meisten Patienten hätten Verständnis für die Verwendung der Fachterminologie, meint auch Dr. Tina Draheim. „Sie sind dankbar für einen professionellen Ablauf in der Behandlung. Tina Draheim weiter: „Manche Patienten sind dankbar für eine präzise Erklärung. Manche hingegen nicht, sie beängstigt es zu wissen, was genau der Arzt macht.

Gerade Angstpatienten müssen verstehen was passiert

Die beste Methode sei, im Vorhinein zu fragen, welcher Weg dem Patienten am liebsten ist und was ihn während der Behandlung beruhigt.

Draheim hat bei „Angstpatienten“ festgestellt, dass es besser ist, wenn sie die Behandlung verstehen. „Wenn ich Patienten Schritt für Schritt erkläre, was mit ihnen passiert, sowohl vor der Behandlung als auch dann während der Behandlung, werden die Ängste abgebaut und die Behandlung kann meist ganz normal und in Ruhe stattfinden.

Die Erklärung in Fachsprache wäre hier fehl am Platz. Ich rede mit dem Patienten so, dass er es auf jeden Fall versteht. Es baut außerdem Vertrauen auf, wenn die ‚Arzt-Patient-Barriere‘ durch eine Kommunikation auf Augenhöhe abgebaut werden kann.“

Informierte, nachfragende Patienten willkommen!

Und wenn sich der Patient – vielleicht auch nach der Lektüre dieses Beitrags – am Fachdialog zwischen Arzt und Helferin beteiligt? Mehr und mehr Zahnarztbesucher informieren sich im Internet vorab über Krankheiten und Eingriffe. Dr. Tina Draheim hat dafür Verständnis. „Wenn ich selbst in der Patientenrolle wäre, würde ich es genauso machen.

Außerdem finde ich es gut, wenn Patienten die Verantwortung für ihre eigene Gesundheit übernehmen und nicht die Verantwortung einfach abgeben wollen.“ Häufig sei es jedoch so, dass Informationen nicht in den richtigen Kontext eingeordnet werden könnten. „Zum Beispiel fragen Patienten nach Behandlungsmethoden, die in ihrem konkreten Fall falsch wären.“

Aufgabe des Arztes sei es, dem Patienten den Kontext zu erläutern. Der Arzt müsse dem Patienten erklären, welche Diagnosen bei ihm vorliegen und welche Behandlung dafür die richtige sei. Der Patient sollte sich hingegen darüber bewusst sein, dass der Arzt aufgrund seiner klinischen Erfahrung die Zusammenhänge und Kontexte kennt und besser einordnen kann. „Man muss viele Krankheitsbilder gesehen und behandelt haben,“ sagt Dr. Tina Draheim dazu.

Vorsicht bei manchen Influencern im Netz

„Im Internet kann ja ALLES veröffentlicht werden, leider auch Falschinformationen“, so Draheim weiter. „Als Patient ist es sehr schwierig zu unterscheiden, ob die Quelle seriös ist oder nicht. Ein großes Problem sehe ich auch in der Werbung von medizinischen oder kosmetischen Artikeln. Zum einen gibt es Werbung bestimmter Zahnpasta-Hersteller, die mit medizinischen Falschinformationen gefüllt sind.“

Gemäß der Oberärztin würden „Influencer“ auch als Werbegesicht genommen, die keinerlei Fachwissen zum Produkt mitbrächten, sie nehmen Einfluss, der nicht zu Gunsten der Gesundheit ist. „Oder sie preisen „Do-it-yourself“ Behandlungsmethoden an, die sehr gesundheitsschädlich sind, zum Beispiel der Versuch, Zähne selbst mit Zitronensaft, Backpulver oder Aktivkohle aufzuhellen.

„Ich finde die Gegenentwicklung gut“, ergänzt Dr. Tina Draheim. „Immer mehr Mediziner sind in den sozialen Medien vertreten, um öffentlichkeitswirksam Falschinformationen gerade zu rücken.“ Auch Draheim hat kürzlich damit begonnen, als „Dr Dentina“ Aufklärung auf Videoplattformen zu leisten.

Robert Danch

Autor

Robert Danch studierte Kommunikationswirtschaft und Germanistik. Nach einem Verlagsvolontariat bei der „Süddeutschen Zeitung“ baute er dort den Online-Auftritt der „SZ“ mit auf und war danach in Köln bei DuMont unter anderem für die Online-Redaktionen verantwortlich. Als Fachautor schreibt er über neue Medien und Trends im Gesundheitswesen.