Impfschutz – Wissenswertes für Fernreisen

09. April 2023

Besondere Impfungen für Fernreisen: Je nachdem, wohin Ihre Reise gehen soll, sind bestimmte Impfungen sinnvoll. Abgesehen davon, welche Impfung für welches Reiseland wichtig ist, gibt es einige grundsätzliche Dinge, die man über Impfungen für Fernreisen wissen sollte. Erfahren Sie mehr über verschiedene Impfformen und ihre Wirkungsweise, die Standardimpfungen gemäß STIKO, Nebenwirkungen sowie Planung und Kosten.
Info
Finden Sie jetzt schnell und einfach Ihre passende Auslandsreise-Krankenversicherung
- Zusatzschutz für Kurz- und Langzeitreisende – beruflich wie privat
- Starke Leistungen für ambulante und stationäre Behandlungen im Ausland
- Zuverlässige Beratungs- und Assistance-Leistungen rund um die Uhr
Wovon hängt ab, welche besonderen Impfungen ich benötige?
Um auch im Ausland vor Infektionen geschützt zu sein, sollten Sie sich frühzeitig mit eventuell benötigten Impfungen auseinandersetzen. Vor Reiseantritt sollte deshalb die Vollständigkeit des vorhandenen allgemeinen Impfschutzes vom Hausarzt oder Reisemediziner anhand des aktuellen Impfpasses überprüft werden.
Darüber hinaus hängt das erforderliche Impfprogramm von Aspekten wie Dauer, Route, Infrastruktur und Regionen ab, außerdem von den geplanten Aktivitäten im Reiseland. Kontinents- und länderspezifische Vorgaben, beispielsweise für Reisen nach Afrika oder Asien, gilt es unbedingt zu beachten. Welche das im konkreten Fall sind, erfahren Sie in den Artikeln „Impfungen Afrika” und „Impfungen Asien” im Detail.
Neben dem Reiseziel beeinflussen auch Vorerkrankungen, regelmäßig einzunehmende Medikamente, Allergien und das Vorhandensein von Implantaten im Körper die Empfehlungen für bestimmte Impfungen sowie das eigene Sicherheitsbedürfnis. Die Grundlage eines jeden Impfprogrammes ist in Deutschland jedoch standardisiert: Sie resultiert aus der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO).
INFO
Die Ständige Impfkommission (STIKO) ist ein Zusammenschluss von Experten am Robert Koch-Institut. Die Kommission bewertet Impfungen auf Grundlage wissenschaftlicher und klinischer Daten und spricht Empfehlungen für Impfschutz aus.
Die Grundlage: Standardimpfungen gemäß STIKO
Hier finden Sie die konventionell empfohlenen Impfungen des Robert-Koch-Institutes (S. 336-344, eher für Ärzte). Der Hausarzt ist hierzu der ideale Ansprechpartner. Alle Impfungen sind Leistungen der Krankenkasse. Einige Punkte sind hier gesondert erwähnenswert:
- Angesichts des Wiederaufflackerns von Masernerkrankungen ist die Überprüfung des Schutzes für Personen mit Geburtsjahr nach 1970 besonders wichtig.
- Kinderlähmung (= Polio) kommt nur noch in wenigen Regionen Asiens und Afrikas vor, bleibt aber eine Gefahr, solange die Krankheit nicht restlos ausgerottet ist. Bei Reisen in entsprechende Regionen sollte daher die Impfung nicht älter als 10 Jahre sein. Für einige Länder gelten allerdings besondere Regelungen, dann muss die Impfung aktuell sein. Hinweise hierzu liefert folgende Seite der WHO.
- Die saisonal bei uns für alle über 60-Jährigen und viele weitere Risikogruppen empfohlene Grippeimpfung gehört insbesondere bei Asienreisenden zum Standardschutz.

Impfformen und Wirkungsweise
Bei Impfungen wird dem Patienten eine geringe Menge der krankheitserregenden Viren gespritzt, gegen die der Organismus dann eine Immunität entwickelt. Unterschieden wird dabei zwischen den sogenannten „Lebendimpfungen”, bei denen der Impfstoff aus einer geringen Menge des lebenden, aber abgeschwächten Erregers besteht, und „Totimpfungen”. Die verwendeten Impfstoffe enthalten dabei abgetötete Krankheitserreger, die das Immunsystem beanspruchen und zur Antikörperbildung anregen. Dies strengt den Körper an. Dass der Körper nach einer Impfung deshalb erst einmal „schlappmacht”, ist nicht weiter verwunderlich.
Nebenwirkungen von Impfungen
In den ersten Tagen nach der Impfung kann es vorübergehend zu einem Grippegefühl mit Kopfweh, Muskelschmerzen und etwas Fieber kommen. Manche Impfungen können auch Durchfall und Bauchbeschwerden hervorrufen. Da der Impfstoff in der Regel in den Oberarmmuskel gespritzt wird, kann es auch dort zu einer entzündlichen Lokalreaktion kommen, eventuell zu Muskelschmerzen. Blutergüsse sind sehr selten.
Generell sind aber alle Standardimpfungen und die Mehrzahl der Reiseimpfungen insgesamt sehr gut verträglich; es besteht kein Grund zur Sorge. Mehrere fällige Impfungen werden oft zusammen verabreicht, dies kann sogar die Wirksamkeit steigern. Totimpfungen – dazu zählt auch die Typhusschluckimpfung – sind jederzeit miteinander kombinierbar; bei der Kombination von Lebendimpfungen gelten besondere Regeln. Ihr Impfarzt kann Sie hier weiter informieren.
Grundsätzlich gilt: Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen (also Umstände, die es nicht erlauben, den Impfstoff zu verabreichen) der Impfungen sind etwas unübersichtlich und sollten mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden. Besitzen Sie einen Allergiepass, sollten Sie diesen möglichst zur Impfung mitbringen. Der Impfarzt wird besonders über unerwünschte Arzneimittelreaktionen (UAR) aufklären, es handelt sich hierbei um schwere und sehr seltene Nebenwirkungen. Liegt eine Immunerkrankung vor (vor allem HIV), muss der Impfarzt darüber unbedingt informiert werden!
Zur Frage der Kostenerstattung der Reiseimpfungen
Sowohl gesetzliche Krankenkassen als auch private Krankenversicherungen erstatten die Kosten für Reiseimpfungen. Erstattet wird meist nur in Abhängigkeit vom Reiseland. Informieren Sie sich also am besten vor der Impfung über die Leistung der Krankenkasse bzw. -versicherung sowie über den Weg der Kostenerstattung. In der Regel ist ein Beleg des Impfarztes erforderlich und die Versicherungsnummer sowie das Reiseland müssen bei der Krankenkasse angegeben werden. Eine allgemeine Übersicht über die pauschalen Erstattungsleistungen gibt es nur ohne Berücksichtigung des entsprechenden Reiselandes. Diese finden Sie hier.
Planung der Impfungen
Selbst wenn das genaue Reiseziel noch nicht feststeht, ist es ratsam, mit dem Hausarzt die Standardschutzimpfungen zu überprüfen und zu komplettieren bzw. auffrischen zu lassen. Haben sich Ihre Reisepläne gefestigt, so können Sie sich im Internet oder in aktuellen Reiseführern erste allgemeine Informationen zu den erforderlichen zusätzlichen Schutzmaßnahmen einholen. Natürlich kann das nur ein erster Schritt sein, um sich einen allgemeinen Überblick zu verschaffen. Denn aktuelle Informationen können in Büchern naturgemäß nur schwer berücksichtigt werden. In jedem Falle empfiehlt sich der Gang zu einem reisemedizinisch versierten Arzt oder zu einem Gelbfieberimpfzentrum.

Wenn keine besonderen Vorerkrankungen oder speziellen Gesundheitsprobleme vorliegen, reichen in der Regel gut sechs Wochen Vorlaufzeit. Möglichst 10–14 Tage vor Reiseantritt sollten die Impfungen abgeschlossen sein. Menschen mit besonderen Krankheiten, speziell mit Beteiligung des Immunsystems, sollten schon vor Festlegung des Ziels und der Dauer der Reise mit den behandelnden Ärzten sprechen, besonders wenn Lebendimpfungen erforderlich sind. Bei mehreren Impfterminen lohnt es sich, zwischenzeitlich aufgetretene Fragen oder Unklarheiten vor dem nächsten Termin zu notieren und im Zweitgespräch zu klären.
Gut vorbereitet in den Urlaub – auch auf Last-Minute-Reisen
Auch Last-Minute-Reisende profitieren oft noch von Impfungen. Ältere Menschen sollten die Impfungen früher angehen als jüngere, da es länger dauern kann, bis Impfschutz vom Immunsystem aufgebaut wird. Schnellimpfungen sind häufig teurer, die Mehrkosten müssen meist vom Patienten selbst übernommen werden. Lassen Sie sich zu den Möglichkeiten von Schnellimpfungen ebenfalls von Ihrem Arzt beraten.
Fazit: Impfungen sind ein wichtiger Baustein in der Reisevorbereitung für Fernreisende. Allergien, Vorerkrankungen, Schwangerschaft, Stillzeit oder Einnahme von Medikamenten müssen mit dem Impfarzt besprochen werden, sind aber oft kein Grund, auf Impfungen zu verzichten.
Die Verträglichkeit der allermeisten Impfstoffe ist sehr gut, daher keine Angst vor Impfungen! Vergessen Sie außerdem nicht die anderen Schutzmaßnahmen wie Mückenschutz , medikamentöse Malariaprophylaxe (wenn für das Reiseland empfohlen), die Reiseapotheke und eine gute Auslandsreise-Krankenversicherung.
Bedenken Sie bitte auch, dass neben den allgemeinen Schutzimpfungen bei Reisen in bestimmte Gebiete oder für besondere Aktivitäten zusätzliche Impfungen sinnvoll sein können. Solche besonderen Impfungen können sich auch für geplante weitere Reisen in der Zukunft lohnen.
Tipp: Für die Kontinente Asien und Afrika haben wir weitere wichtige Informationen zu erforderlichen Impfungen für Sie zusammengestellt. Lesen Sie dazu gern auch die folgenden Artikel:
Über den Autor
Dr. med. Hinrich Sudeck, Jahrgang 1956, ist Internist und Tropenmediziner und war von 1990 bis 2007 Assistenzarzt und leitender Oberarzt am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg. Er leitete von 2010 bis 2015 den Fachbereich Tropenmedizin der Bundeswehr in Hamburg und absolvierte als Soldat Einsätze in Afghanistan, Mali und in Liberia im Rahmen der Ebolabekämpfung, nachdem er bereits seit 2003 als WHO-Experte für den Umgang mit hochansteckenden Viruskrankheiten tätig war. Neben vielen Reisen in tropische Länder hat er vier Jahre in Ghana und Nigeria gelebt und gearbeitet.
Rechtshinweis
Die Hinweise in diesem Text sind nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt und überprüft. Sie beruhen auf den Empfehlungen nationaler und internationaler Expertengremien, umfangreicher Literaturrecherche und eigener langjähriger Erfahrung als Reise- und Tropenmediziner. Die persönliche Beratung durch den Arzt, mit dem alle Maßnahmen besprochen werden sollten, wird durch diese Hinweise nicht ersetzt. Es muss eindringlich darauf hingewiesen werden, dass sich Vorkommen und Ausbruchssituationen von Krankheiten und damit auch die Impfempfehlungen schnell ändern können. Daher ist es notwendig, sich vor Antritt der Reise individuell und aktuell zu informieren. Der Autor kann keine Haftung für Schäden übernehmen, die auf hier gegebenen oder fehlenden Informationen beruhen.