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Keramikimplantate: Was sind die Vorteile gegenüber Titan?
Keramikimplantate haben Vorteile: Sie sehen echten Zähnen deutlich ähnlicher als jedes Metall. Dennoch wird dem Material für Implantate oft nur der Vorzug gegeben, wenn es dafür gute Gründe gibt – etwa bei einer sehr großen Empfindlichkeit des Patienten.
Was sind Vorteile von Keramikimplantaten gegenüber Titan?
Keramik im Mund – das könnte notwendig werden, wenn echte Zähne ersetzt werden müssen. Zahnimplantate zum Beispiel aus Keramik sind eine Alternative für Zahnersatz. Implantat ist aber nicht gleich Implantat. Unterschiede bestehen zum Beispiel beim Material.
Mit seiner weißen Farbe und Beschaffenheit ähnelt Keramik der natürlichen Zahnsubstanz. Das ist bei Kronen aus Keramik von Vorteil, aber auch bei den Implantatkörpern. „Wenn Zahnfleisch und Knochen sehr dünn sind, dann kann es sein, dass das Dunkle eines Titanimplantats ein wenig durchschimmert“, sagt Prof. Beuer, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie.
„Das passiert mit Keramik nicht.“ Keramikwerkstoffe haben zudem von Natur aus eine sogenannte geringe Löslichkeit, Unverträglichkeiten sind ausgeschlossen. Daher gilt Keramik auch als extrem biokompatibel. Bei Metallen dagegen können Unverträglichkeiten vorkommen; insbesondere bei reinem Titan geschieht das aber sehr selten.
Und weil sich auf der Oberfläche von Keramikimplantaten kaum Bakterien ansammeln, ist die Gefahr einer Periimplantitis, also einer Entzündung um das Implantat herum, gering. Titan hingegen zieht Zahnbelag besonders an. Wichtig ist die sorgfältige Reinigung und Pflege aber auch bei Keramikimplantaten.
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Wann schneidet Titan besser ab?
Für ein Titanimplantat spricht, dass das Material in der Zahnheilkunde seit Jahrzehnten gut dokumentiert ist. Durch diese sehr gute Studienlage weiß man sehr viel über Titan; auch darüber, wie man Implantate zum Einwachsen in den Kieferknochen bringt. „Diese sogenannte Osseointegration hat man bei Titan gut verstanden; bei der Keramik hängt die Wissenschaft da noch hinterher“, sagt Florian Beuer, der auch Direktor der Zahnärztlichen Prothetik am Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin ist.
Grundsätzlich liegt die Wahrscheinlichkeit, dass Implantate verwachsen, bei 98,5 Prozent. In 1,5 Prozent der Fälle misslingt die Osseointegration (mehr zu Problemen, die auftreten können, im Artikel „Risiken und Nebenwirkungen“). Da es nicht genügend Daten über Keramikimplantate gebe, könne man die Verlustrate hier nicht beziffern, so Beuer. „Aber aus meiner persönlichen klinischen Erfahrung kann ich sagen: Die Verlustrate liegt bei Keramik deutlich höher als die 1,5 Prozent.“
Außerdem brauchen einige Keramikimplantate deutlich länger, um einzuheilen. Sie sind auch in der Zeit nach der Operation nicht belastbar. Direkt nach dem Einsetzen müssen sie durch eine Schiene geschützt werden.
Welche Risiken und Probleme gibt es bei Keramikimplantaten?
Keramik ist ein relativ sprödes Material, das schneller reißt oder bricht als etwa Titan. Außerdem lassen sich Keramikimplantate oft nur einteilig herstellen. Klassische Titanimplantate bestehen aus zwei Teilen, dem Implantatkörper und dem Implantataufbau, und sind so flexibler im Einsatz und beim Austausch. Bei einteiligen Keramikimplantaten hingegen ist eine Nachjustierung kaum möglich, wenn sie einmal gesetzt wurden.
Muss das optisch schönere Keramik in den Backenzähnen sein?
Der Vorteil, dass sich Keramik schön in das Zahnbild einfügt, kommt insbesondere an den Frontzähnen zum Tragen, die von außen – und somit auch für andere – sichtbar sind. Je weiter hinten der betroffene Zahn steht, desto weniger schwer wiegt dieses Argument für ein Keramikimplantat.
Was steckt hinter der Keramik?
Von außen sieht eine Keramikkrone aus, als bestünde sie aus einem einheitlichen Material, doch dieser Eindruck täuscht. „Eine solche Krone besteht immer aus einem keramischen Gerüstwerkstoff und einem keramischen Verblendmaterial“, erklärt Andreas Kunz, der seit 35 Jahren als Zahntechniker arbeitet. Das Verblendmaterial an der Oberfläche sorgt für das gute Aussehen.
Das Gerüst besteht aus einer Spezialkeramik, es nimmt die Kraft, die durch das Beißen entsteht, auf und bringt die Stabilität. Die Festigkeit kann bis zu 13-mal so hoch sein wie beim Verblendmaterial. In den meisten Fällen besteht das Gerüst entweder aus Zirkonoxid oder Lithiumdisilikat. Mit beiden Materialien lassen sich gute Ergebnisse erzielen. Sie eignen sich für unterschiedliche Fälle – und lassen sich bei Bedarf auch kombinieren.
Was kostet ein Keramikimplantat?
Die Materialkosten sind bei einem Keramikimplantat etwa zwei- oder dreimal so hoch wie beim Titanimplantat, sagt Prof. Beuer. Auch komme es auf das Verfahren an, mit dem man arbeitet. Andreas Kunz hat Zahlen dazu: „Nur etwa zwei Prozent der Implantate, die zurzeit in Deutschland gesetzt werden, sind aus Keramik.“
Viel entscheidender als der Preis sollte aber die Frage sein: „Gibt es eine Indikation für ein Keramikimplantat, also einen guten Grund, dass es besser ist als eins aus Titan?“ Und diesen gebe es nicht sehr häufig.
Wie schneiden Kronen im Vergleich zu Implantaten ab?
Bei Kronen ist die Frage nach den Kosten stärker zu differenzieren. Nichtedelmetallkronen – zu denen auch Titankronen zählen – sind im Vergleich die günstigsten. Edelmetallkronen werden aus einer Goldlegierung hergestellt, durch den steigenden Goldpreis wurden sie so teuer, dass sie sich in der Anwendung kaum noch lohnen.
Die Krone aus Vollkeramik ist damit immer beliebter geworden, daher gilt es inzwischen vom Preis-Leistungs-Verhältnis als die beste Wahl. Und es bietet „das beste Verhältnis aus Stabilität und Biokompatibilität“, ergänzt Andreas Kunz, Präsident der European Association of Dental Technology.
Fazit
Bei Implantaten bietet sich der routinemäßige Einsatz von Keramik nicht an, auch weil die Erfahrungswerte fehlen. Bei Kronen allerdings verspricht die Vollkeramikvariante das beste Preis-Leistungs-Verhältnis.
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Quellen
- Dieser Artikel ist mit Unterstützung von Florian Beuer, Direktor der Zahnärztlichen Prothetik am Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, sowie Andreas Kunz, Zahntechniker und Präsident der European Association of Dental Technology entstanden.
- Zahnersatz - welches Material (prodente.de)
- Keramik-Implantat – Arbeitsgemeinschaft Zahngesundheit (agz-rnk.de)
Prof. Dr. med. dent. Florian Beuer
Experte
Direktor des Centrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie
Andreas Kunz
Experte
Zahntechniker und Präsident der European Association of Dental Technology
Markus Düppengießer
Autor
Markus Düppengießer, Journalist und Lektor, lebt in Köln. Früher schrieb er vor allem für Tageszeitungen, heute für verschiedene Fachmedien (on- und offline) aus den Bereichen Gesundheit und Personalwesen, für ein Straßenmagazin und eine Kinderzeitung. Zudem ist er Dozent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.