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Implantat oder Zahnbrücke: Welcher Zahnersatz ist besser?

Implantate stehen auf eigenen Füßen – natürlich nur im übertragenen Sinne. Eine klassische Zahnbrücke braucht dagegen immer eine Stützkonstruktion, um zu halten. Dass benachbarte Zähne deshalb dauerhaft beschädigt werden müssen, spricht oft gegen diese Methode.

Lassen sich Zahnbrücke und Implantat überhaupt vergleichen?

Zahnbrücke und Implantate kann man durchaus vergleichen: Beides sind Methoden, verloren gegangene Zähne zu ersetzen. Während Implantate die Zähne 1:1 ersetzen, braucht eine klassische Brücke stets eine Stützkonstruktion. Dazu müssen benachbarte Zähne beschliffen werden.

Wichtiger Unterschied für gesetzlich Versicherte: Die Zahnbrücke wird entsprechend finanziert, da sie im Katalog der Krankenkassen steht, die künstliche Zahnwurzel nur in Ausnahmefällen.

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Vor- und Nachteile einer Zahnbrücke

Eine Zahnbrücke hält relativ lange, wenn sie einmal gesetzt ist: durchschnittlich 15 Jahre. Dass benachbarte Zähne beschliffen werden müssen, kann auch ein Vorteil sein: Wenn sie eh schon geschädigt sind, etwa durch Karies, schlägt man bei dieser Art der Präparation zwei Fliegen mit einer Klappe.

„Das Einsetzen eines Implantats ist meist deutlich weniger belastend als das Zahnbeschleifen.”
Prof. Florian Beuer

Anders aber sieht es aus, wenn die Nachbarzähne weitgehend intakt sind. „Dann ist im Backenzahnbereich dem Implantat aus medizinischer Sicht eigentlich immer der Vorzug zu geben“, sagt Prof. Florian Beuer, Direktor der Zahnärztlichen Prothetik am Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin. Er fügt hinzu: „Das Einsetzen eines Implantats ist meist deutlich weniger belastend als das Zahnbeschleifen.“

Bei der Implantation würden Knochen und Zahnfleisch zwar auch verletzt – „aber das bildet sich wieder nach. Der Zahnschmelz und das Zahnbein aber, das ich für eine Brücke abschleife, das bildet sich nicht mehr nach, das ist für immer verloren.“

Und wenn eine neue Brücke gesetzt werden muss – was ja auch nach weniger als 15 Jahren der Fall sein kann – dann müssten die stützenden Zähne noch ein bisschen mehr abgeschliffen werden. Dennoch sei dieser vergleichsweise kleine Eingriff immer abzuwägen mit den Risiken eines chirurgischen Eingriffs, der für das Setzen eines Implantats vonnöten ist.

Wer sich übrigens doch für eine Brücke entscheidet, dem empfiehlt Florian Beuer, der auch Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie ist, für die regelmäßige Pflege Superfloss: Eine spezielle Zahnseide, mit der man auch unter der Zahnbrücke putzen kann.

Gibt es Unterschiede zwischen Front- und Backenzahnbereich?

Im Bereich der Backenzähne steht die Funktion im Vordergrund, von außen sind sie kaum zu sehen. Bei den vorderen Zähnen sieht das – auch wörtlich – anders aus, hier ist die Ästhetik von zentraler Bedeutung. „Für mich ist der Einsatz von Implantaten im Frontzahnbereich die absolute Königsdisziplin“, sagt Prof. Beuer.

Hier sei es deutlich aufwendiger als bei Backenzähnen, ein Implantat einzubringen – und auch schwieriger. So steige das Risiko, dass der chirurgische Eingriff nicht hundertprozentig gelingt. Und mit weiteren Versuchen werde es wahrscheinlicher, dass die ganze Operation danebengeht. Gleichzeitig fällt ein Fehlschlag stärker ins Gewicht.

Folglich rät er bei den Frontzähnen in vielen Fällen durchaus zu einer Brücke, allerdings nicht zu einer klassischen. Oft empfiehlt er eine Klebebrücke, bei der die Nachbarzähne deutlich weniger stark beschliffen werden müssen. Beuer: „Von der Ästhetik her kann es mit einer Klebebrücke oft leichter sein, ein gutes Ergebnis zu erzielen, als mit einem Implantat.“

Ist das All-on-4-Behandlungskonzept vielleicht eine Alternative?

Was tun, wenn einem alle Zähne fehlen – sei es im Ober- oder im Unterkiefer oder in beiden? Jeden einzelnen Zahn durch ein Implantat zu ersetzen, wäre nicht nur sehr teuer, sondern auch extrem aufwendig und zeitintensiv. Eine Zahnbrücke ist schon deutlich günstiger. Man brauchte bislang für eine solche Brücke aber immer noch mindestens sechs künstliche Zahnwurzeln im Unterkiefer und acht im Oberkiefer.

Bei Einsatz der neuen All-on-4-Technik reichen den Spezialisten vier Implantate pro Kiefer, um ihn komplett mit einer Brücke zu versorgen. Die gesamte Prozedur kann man an einem einzigen Tag hinter sich bringen und sie ist relativ kostengünstig. Zudem lassen sich die Implantate bei Bedarf auch auf sehr schmalem Kieferknochen platzieren, Knochenaufbaumaßnahmen wie der Sinuslift im Oberkiefer werden umgangen.

In Extremfällen könne das interessant sein, sagt Prof. Beuer. „Allerdings nur, wenn wirklich schon alle Zähne fehlen.“ Von dem Vorgehen, sich bei nicht vollständiger Zahnlosigkeit gesunde Restzähne ziehen zu lassen, um ohne großen Aufwand „wieder was zum Beißen“ zu haben, rät er ab: „Das sollte man sich sehr genau überlegen.“

Wie unterscheiden sich die Kosten bei Brücke und Implantat?

Eine Zahnbrücke gilt als günstiger als ein Implantat. Prof. Beuer spricht allerdings von einem vor allem gefühlten Kostenunterschied: „Eigentlich kosten die beiden Eingriffe ungefähr gleich viel.“ Die Diskrepanz sehen gesetzlich Versicherte aber auf der Rechnung: Während der Einsatz eines Implantats eine Privatleistung ist (und somit vollständig zu bezahlen), wird eine Brücke von der Kasse bezuschusst.

Die Frage, was das Implantat, beispielsweise aus Keramik oder Titan, den Patienten im Einzelfall mehr kostet, sei eine sehr individuelle. Im Katalog der Kassen stehe etwa nur die Metallbrücke mit einer Keramikverblendung. „Möchte ich aber eine weniger auffällige Keramikbrücke haben, steigt mein Anteil an den Kosten und der Unterschied zum Implantat ist gar nicht mehr so groß.“

Fazit

Bei den Vorderzähnen kann eine Zahnbrücke durchaus die bessere Lösung sein. Dass allerdings im Normalfall der Brücke gesunde Zahnsubstanz geopfert werden muss, spricht grundsätzlich für das Implantat. Bei den Backenzähnen hingegen bietet sich zumeist ein Implantat an. Kostenunterschiede relativieren sich unter Umständen schnell.

Quellen

  • Dieser Artikel ist mit Unterstützung von Florian Beuer, Direktor der Zahnärztlichen Prothetik am Centrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie, entstanden.

Prof. Florian Beuer

Experte

Direktor des Centrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie

Markus Düppengießer

Autor

Markus Düppengießer, Journalist und Lektor, lebt in Köln. Früher schrieb er vor allem für Tageszeitungen, heute für verschiedene Fachmedien (on- und offline) aus den Bereichen Gesundheit und Personalwesen, für ein Straßenmagazin und eine Kinderzeitung. Zudem ist er Dozent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.