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Risiken und Nebenwirkungen bei Zahnimplantaten

Sportunfall – und plötzlich fehlt einer der Schneidezähne. Oder die Zahnbrücke, die jahrelang gute Dienste getan hat, sitzt auf einmal nicht mehr richtig. Welche Form des Zahnersatzes ist nun die richtige? Kommt ein Zahnimplantat für mich in Frage und falls ja: Welche Risiken und Nebenwirkungen sind mit einer Zahnimplantation verbunden? Der Artikel gibt Ihnen eine erste Orientierung.

Risiken und Nebenwirkungen einer Zahnimplantation

Zunächst ist zu sagen: 95-98 Prozent aller Implantationen verlaufen ohne Probleme. Dennoch sollte vor der eigentlichen Behandlung gut abgewogen werden, wie hoch das jeweilige Grundrisiko des Patienten ist, zum Beispiel aufgrund bestehender Vorerkrankungen.

„Je höher das allgemeine Risiko des Patienten, umso geringer sollte das OP-Risiko gehalten werden“, sagt Professor Florian Beuer, Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie. Wie bei jeder Operation gilt es auch bei einer Zahnimplantation gewisse Risiken zu beachten:

  • Bei der Operation können anatomische Strukturen verletzt werden wie Nerven im Unterkiefer, die Nasennebenhöhle im Oberkiefer oder auch Blutgefäße im Umfeld des extrahierten Zahns. In seltenen Fällen ist es möglich, dass der Kiefer bei einer Implantation bricht. All diese Risiken können durch sorgfältige Diagnostik und zum Beispiel durch Röntgenaufnahmen vor dem Eingriff minimiert werden.
  • Infektionen des Zahnfleischs und auch des Kieferknochens können auftreten, die sogenannte Periimplantitis. Um dies zu vermeiden, ist sorgfältige Zahnhygiene auch nach dem Eingriff unerlässlich.
  • Abstoßungsreaktionen sind grundsätzlich möglich. Verantwortlich hierfür können Keime rund um die künstliche Zahnwurzel sein oder auch allergische Reaktionen gegen eines der verwendeten Materialien. Besonders Keramikimplantate können für materialsensible Patienten gut geeignet sein, auch wenn ihre Stabilität im Vergleich zu Titanimplantaten als geringfügig schlechter einzustufen ist. Grundsätzlich existierten aber noch zu wenige Studien zur mechanischen Belastbarkeit von Keramikimplantaten, so Professor Florian Beuer, um hierzu eine abschließende Aussage zu machen.
  • Die körperliche Verfassung des Patienten ist wichtig. Eine akute Parodontitis sowie starkes Rauchen oder auch eine Vorerkrankung, die mit einer erhöhten Aktivität des Immunsystems einhergeht, können bei der Zahnimplantation zu Komplikationen führen. Zu berücksichtigen ist auch immer, wie sorgfältig der Patient oder die Patientin nach der Implantation die Mundhygiene durchführt und damit potenzielle Entzündungsherde vermeidet.

Neben den Operationsrisiken können beim Tragen des Implantates Entzündungen auftreten sowie mechanische Probleme: Dass zum Beispiel der im Knochen verankerte Implantatkörper oder auch der Aufbau des Implantates aufgrund mechanischer Belastung bricht.

„Bei Sofortimplantaten sind die Risiken geringfügig höher.”
Prof. Florian Beuer

Risiken und Nebenwirkungen bei Sofortimplantaten

„Bei Sofortimplantaten, bei denen in ein und derselben Sitzung der Zahn entfernt und das Implantat eingesetzt wird, sind die Risiken geringfügig höher“, sagt Florian Beuer.

Da bei einem Sofortimplantat eine provisorische Krone als Aufsatz die Lücke verschließt, sind Zahnfleisch und Kiefer während der Einheilung belastet und es besteht die Gefahr, dass das frische Implantat dieser Belastung nicht standhält. Vorteil der Sofortversorgung ist andererseits, dass sich Zahnfleisch und Knochen rund um die Lücke nicht zurückbilden. Das Sofortimplantat wirkt sozusagen als „Platzhalter“.

Zahnimplantate sind grundsätzlich für den dauerhaften Gebrauch gedacht und werden meist nur entfernt, wenn sie deutliche Beschädigungen aufweisen. Bei dem dabei notwendigen Eingriff bestehen wiederum die oben genannten Operations- und Infektionsrisiken. Eine sorgfältige Diagnostik und Beratung vor jedem Eingriff ist also auf jeden Fall sinnvoll.

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Unterscheiden sich die Risiken für Implantate des Ober- und Unterkiefers?

Die Struktur des Unterkiefers ist etwas kompakter als die des Oberkiefers. Vergleichen lässt sich dies mit einer Wand, in die ein Dübel eingelassen werden soll. Ist das Wandgewebe eher porös, wird der Dübel schlechter zu verankern sein als in sehr kompaktem Mauerwerk. Ähnliches gilt für die Verankerung des Implantatkörpers im Ober-, bzw. Unterkiefer.

„Die Prognose für Implantate im unbezahnten Oberkiefer ist etwas schlechter. Vermutlich liegt das an der unterschiedlichen Knochenstruktur“, so Prof. Beuer. Erst durch sorgfältige Diagnostik im Vorfeld der Behandlung und eine Berücksichtigung anderer Faktoren wie dem Zustand des umgebenden Zahnfleisches und der allgemeinen körperlichen Verfassung des Patienten lässt sich eine realistische Einschätzung des individuellen Risikos erzielen.

„Titanimplantate sind bei der Zahnimplantation immer noch der Goldstandard.”
Prof. Florian Beuer

Welches Material ist bei Zahnimplantaten am verträglichsten?

Bei Titanimplantaten besteht ein enormer Erfahrungsvorsprung im Vergleich zu Implantaten aus Keramik. Zudem verwächst Titan gut mit dem umgebenden Knochen. Auch ein Bruch des Implantatkörpers im Knochen oder des sichtbaren Aufbaus aufgrund mechanischer Belastung ist nach Aussage des Vizepräsidenten der deutschen Gesellschaft für Implantologie weniger wahrscheinlich als bei Keramikimplantaten.

Diese können allerdings für besonders materialsensible Patientinnen und Patienten die erste Wahl sein, da sie aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung etwas besser verträglich sind. Dennoch gilt: „Titanimplantate sind bei der Zahnimplantation noch immer der Goldstandard“, so Beuer.

Fazit: Nutzen und Risiken einer Zahnimplantation sorgfältig abwägen

Im Zweifelsfall sind Nutzen und Risiken einer Zahnimplantation sorgfältig gegeneinander abzuwägen. Wie eine 2018 erschienene Studie der Universitäten Genf und Reykjavik betont, sind Zahnimplantate nur dazu gedacht, bereits fehlende Zähne zu ersetzen, sollen aber nie als Ersatz für noch lebensfähige Zähne verwendet werden.

Diese haben ein eigenes Immunsystem, über das das Implantat naturgemäß nicht mehr verfügt, sind dadurch also grundsätzlich weniger anfällig für Entzündungen. Bei noch vorhandenen gesunden Zähnen oder auch im Fall einer mittleren bis schweren Parodontitis sollte also überlegt werden, ob eine Brücke oder auch eine herausnehmbare Teilprothese nicht die bessere Wahl ist.

Quellen

Prof. Florian Beuer

Experte

Direktor des Centrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité Berlin und Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Implantologie

Sarah Zöllner

Autorin

Sarah Zöllner schreibt als Journalistin und Autorin über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Familien- und Gleichstellungspolitik. 2023 erschien ihr zweites Buch „Mütter. Macht. Politik. - Ein Aufruf!“. Für die Envivas informiert sie regelmäßig über Gesundheitsthemen und Wissenswertes rund um den Alltag mit Kindern. Mit ihrer Familie lebt sie nahe Heidelberg.